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Montag, 31. Oktober 2022

22-10-31 Die Chemnitz, nicht der Chemnitz

Zschopau ist nicht nur eine Stadt, sondern auch ein Fluss. Das lernten wir von einer Autobahntafel als wir die Zschopau überquerten. Chemnitz ist nicht nur eine Stadt sondern auch ein Fluss. Dies lernten wir bei der Lektüre des örtlichen Stadtplans.

Da Stadtpläne bekanntermaßen Namen ohne Artikel schreiben blieb die Frage im Hintergrund: Der Chemitz oder die Chemnitz blieb also im Hinterkopf. Bis wir heute im Stadtbad Chemnitz waren - das in den 87 Jahren seiner Geschichte leider mehrfach von der nahe gelegenen Chemnitz überflutet wurde. Worauf eine Geschichtstafel im Bad hinwies.

Eine Geschichtstafel war mehr als verdient. Denn hier warf  sich Chemnitz in den Claim "Stadt der Moderne". Geplant und begonnen als Palast der Neuen Sachlichkeit 1929/1930, fertig gestellt 1935 als größtes und modernstes Bad Europas, ist das Bad eine komplette Wucht. Mich gleichzeitig erinnernd an das Hygienemuseum Dresden (Außen), das Stadtbad Mitte und den Bahnhof Roma Termini (innen). Natürlich mit 50-Meter-Bahn. Mehr als beeindruckend ein Ergebnis der 2010er/2020er, der Umkleide-Sanitärbereich, der mit Abstand der luxuriösestes solcher Bereich war, den ich je in einem kommunalen Bad erlebte. Und während wir so schwärmten entdeckten wir noch ein Becken mit 25-Meter-Bahnen. Holla, die Waldfee. Ich dachte ich hätte schon viel an deutscher Schwimmbadlandschaft gesehen. 


Nachmittags dann das gleich emotionale Erlebnis (Holla die Waldfee) in komplett anderem Ambiente: auf verschlungenen Wegen mit Umplanungen begaben wir uns zum "Jagdschloss Augustusburg", das ungefähr genauso wie ein normales Jagdschloss wirkt wie das Pentagon wirkt wie ein normales Verwaltungsgebäude. Nur dass Augustusburg deutlich pittoresker ist, und eine bessere Aussicht hat. Der Name "Krone des Erzgebirges" erschließt sich sofort, wenn man dort ist - was neben uns noch viele hundert sächsische Touristen waren. Immerhin war in Sachsen Feiertag.

Leider zickte das Auto auf dem Weg durch das Chemnitzer Umland. Es fing sich schnell wieder, sorgte bei mir aber für den Rest des Nachmittags zu einer latenten Grundgenervtheit, die ich nur mühsam in den Griff bekam. Erst als uns auffiel, dass anders als im uns umgebenden Sachsen ja in Berlin ein normaler Werktag ist, wir einfach so die Autowerkstatt anrufen können, verbesserte sich das auch wieder.

Zum Abschluss möchte ich festhalten, dass ich heute im 50s Ville Diner/Motel die besten Hotelpancakes aller Zeiten hatte. 




Montag, 30. März 2020

Schwimmen im alten Heidbergbad Braunschweig

Leere Straßen konnte Braunschweig bereits im Jahr 2018. Eine breite Hauptstraße, gekreuzt von einer anderen Hauptstraße. Über die eine Überführung mit einer weiteren Hauptstraße führt. Inmitten dessen schlängelt sich eine Straßenbahnlinie. Die Frühlingssonne brannte mit neu gefundener Kraft auf den Beton. Ich schlenderte nach der Jules-Vernes-Veranstaltung durch die Gegend, wähne mich in einer BRD-Zeitreise. Hatte vor 20 Minuten ein 1970er/1990er-Bad verlassen. Noch erholte ich mich vom Anblick des öffentlichen Gebäudes nebenan.

Sportbad Heidberg. Glasfront des Sportbad-Teils mit emporstrebendem Dach.
Sportbad Heidberg


Von meinem Aussichtspunkt auf einem kleinen Hügel aus, wirkte es wie ein Gefängnis. Vermutlich war es eine Gesamtschule. Das angemalte Stück Berliner Mauer an der Grundstücksgrenze hätte zu beidem gepasst. Menschenleere Betongegend.

Schule Heidberg, gesehen vom Hügel nebenan. Sie ist leer.
Ist es ein Gefängns? Ist es eine Schule? Es ist in Heidberg.


Ich brachte mich zurück von den Randbetrachungen. Des Schwimmens wegen war ich gekommen. Des Schwimmens wegen im Heidbergbad.

Bei vielen Themen, über die ich im Frühjahr 2020 schreiben könnte, frage ich mich derzeit: Gibt es das in einem halben Jahr noch? Wird es relevant sein? Hier fällt mir die Antwort leichter: Das Braunschweiger Heidbergbad wird in einem halben Jahr nicht mehr existieren. Es existierte schon 2019 nicht mehr.

Freitag, 30. August 2019

Friesenstadion im Friedrichshain: DDR-Rekord-Schwimmbad, Ruine, Erinnerung

Der Mann. Der Sand. Das gelbe Band. Während ich langsam mein Fahrrad das Oval des Neuen Hains im Volkspark Friedrichshain entlang schiebe, kniet ein Mann im Sand der Grube. Dort, wo vermutlich einst das Schwimmbecken des Karl-Friesen-Stadions war, ist ein Loch. In dem Loch liegt eine Sandkiste. Sie soll ein Beachvolleyballfeld darstellen. Nur fehlen dafür ein Netz und Linien und alles Andere außer Sand.


Blick aufs Karl-Friedrich-Friesen-Stadion in den 1950ern. Mit Sprungbecken, Sprungturm und gefüllter Tribüne.
Das Friesenstadion kurz nach dem Bau, Bild: Bundesarchiv, Bild 183-M0206-0371 / Otto Donath / Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany
Vielleicht möchte der Mann beachvolleyballerisch tätig werden. Aber bisher kniet er. Ich setze mich auf eine Bank, esse den mitgebrachten Apfel und erhole mich vom Anstieg auf die Friedrichshainer Anhöhen. Warum komme ich immer nur bei über 30 Grad auf die Idee von Schöneberg nach Friedrichshain zu radeln? Auf dem Weg vom Badeschiff an der Spree zu den ehemaligen Wein- und Trümmerbergen unter dem Volkspark entdeckte ich die „Mühsamstraße.“ Der kleine Anarchist in mir freute sich. Der durchgeschwitzte Radfahrer freute sich auch.

Lageplan Neuer Hain m Volkspark Friedrichshain.Unter Graffitti kaum zu erkennen.
Lageplan des Neuen Hains. In ortstypischem Zustand.


Einige Jugendliche schlendern vorbei.

Mittwoch, 29. August 2018

Sommerbad Neukölln - Schwimmen im Freibad Hasenheide

Das schlimmste soll es sein. Das allerschlimmste sogar. Das schlimmste Freibad, nicht nur Berlins, sondern Deutschlands, steht in Neukölln. So hat es die Bild gemeldet. Bild bezog sich auf eine „Studie“ von Testberichte.de. Die Autoren hatten weder das Bad selbst gesehen noch beurteilten sie das Bad. Testberichte wertete die Google-Bewertungs-Punkte aus. Von 355 Bädern – das schlimmste.

Ich war skeptisch – einerseits gegenüber der Methodik des Berichts – andererseits auch gegenüber dem Bad. Das Columbiabad hat keinen guten Ruf. Ich erwartete, so eine Art vollbesetztes Bad Humboldthain zu finden; mit kleinen Jungs, die gleich rausfliegen, weil sie schon Hausverbot haben, in einer leicht verlassenen Architektur der 1950er.

Columbia Sommerbad Berlin-Neukölln
Bild: Columbia Sommerbad Berlin-Neukölln. Von: onnola Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic

Welch ein Irrtum! Vielleicht steht hier mein nächstes Stammbad. Sicher aber steht am Neuköllner Columbiadamm eines der schönsten Bäder der Stadt.

Donnerstag, 9. August 2018

Freibad Gesundbrunnen: Schwimmen im Sommerbad Humboldthain

Sommerbad Humboldthain bei 30 Grad: dat is Wedding, wa, wie er lebt. Das pure Leben - geordnet, betont und ermöglicht durch die perfekte Anlage des Sommerbads Humboldthain.

Sommerbad Humboldthain, 20 Grad: was für eine Tristesse.

Jedes Freibad hat seine 30-Grad-Geschichte und seine 20-Grad-Geschichte. Selten aber klaffen sie so weit auseinander wie hier im Gesundbrunnen.

Aber der Reihe nach.

Berlin-Gesundbrunnen. Der Stadtteil, in dem ich aus der S-Bahn steige, und schon sehe ich kleine Mädchen in Adiletten, an der Leine eine Kreuzung aus Husky und Rottweiler, die dem Mädchen bis etwas über den Bauchnabel reicht. Das ist Gesundbrunnen, der Teil von Wedding, der sich starke Mühe gibt, jedem Wedding-Klischee zu entsprechen.



Das Sommerbad selbst liegt im Humboldthain: einem ehemaligen botanischen Park, der dann Flakbunker wurde, dann Trümmerberg, dann Volkspark und mittlerweile so eine Art verwilderter Wald mit Graffiti, Schildern und Müll ist.

Das Sommerbad entstand im Übergang der Phasen "Trümmerberg" und "Volkspark" anfang der 1950er. Es liegt in einer Landschaft, die ganz geschickt mit den Niveau-Unterschieden der Gegend spielt. Die Planer orientierten sich offenbar am 30-Jahre-älteren Sommerbad am Insulaner: die Aufteilung und das Raumgefühl der beiden Bäder ähneln sich.

Bekannte Elemente aus dem - gleichzeitig mit dem Bad am Humboldthain vom selben Architekten gestalteten - Sommerbad Wilmersdorf erkenne ich auch: Die Hecken, das prachtvolle Blumenbeet am Eingang, die weite und luftige Gestaltung der Liegewiesen.

Und dann kamen die Achtziger: und ich weiß nicht, wen sie mit der Planung beauftragt haben und wie oft sie zwischendurch die Bauplanung wechselten. Ich bin verwirrt. Aber das waren die Gestalter anscheinend auch.

Freitag, 20. Juli 2018

Sommerbad Rixe: Schwimmen im Freibad Mariendorf

Im Volkspark Mariendorf existiert ein Bad fast nicht. Es liegt im Park. Es ist schön, Es hat Charme. Es liegt inmitten einer zauberhaften Umgebung. Jedoch lässt es nur selten Besucher herein.

Die wenigen Menschen, die von seiner Existenz wissen, verwechseln das Bad im Park oft mit dem größeren und neueren Bad nebenan, das viel länger geöffnet hat. Willkommen im Sommerbad Mariendorf, dem charmanten Freibad im Zwielicht seiner Schattenexistenz.

Ich könnte stundenlang davor sitzen und es einfach nur anhimmeln.


Diejenigen, die das Sommerbad kennen, vergleichen es innerlich schnell mit dem ähnlich aussehenden, gleich alten, aber größeren, schickeren und besser gepflegten Bad im Nachbarbezirk.

Willkommen im Sommerbad Mariendorf, dem unverdienten Aschenputtelbad am Rande des Volksparks. Ausgestattet ist das Freibad mit dem liebevollen Charme des Underdogs, der historischen Authentizität, die nur lange vernachlässigtes aufweisen kann und dem traurig-schönsten Brunnen der Berliner Bäder.

Montag, 16. April 2018

Schwimmbad Friedrichshain? Nein.

Friedrichshain, Du Hort vergangener Schwimmbadherrlichkeit. Friedrichshain – der Berliner Ortsteil am nördlichen Spreeufer, direkt östlich von Berlin-Mitte-Mitte-Mitte. Hier war schon Arbeiterviertel als in Kreuzberg und Wedding noch die Kartoffeln auf den Äckern blühten.

Friedrichshain war der Ortsteil Berlins, an dem einst das prächtigste Freibad der Stadt lag. In Friedrichshain erblickten mehrere Badtypen das Licht der Welt. Die frühe DDR trug hier ihre Sportwettkämpfe aus. In Friedrichshain stand das erste und einzige Spaßbad der DDR. Wenn es um Berliner Schwimmbäder ging, war Friedrichshain stets dabei.

Bild: Kühle Duschen für Groß und Klein im Freizeitpark des Sport- und Erholungszentrums.
Attribution: Bundesarchiv, Bild 183-1982-0723-028 / Zimmermann, Peter / CC-BY-SA 3.0

Was wurde aus Dir, Friedrichshain? Vom Quell des Berliner Schwimmsports hin zur heutigen Wüste. Einzig blieben das Badeschiff - als Symbol brauchbarer denn als Bad. Und es blieb ein 40 Jahre altes DDR-Bad mit Öffnungszeitenproblemen, welches uns bald verlassen wird. Der geschichtsträchtigste Ortsteil des Berliner Schwimmens wird bald auf dem Trockenen sitzen.

Bild: Übersichtskarte der Straßen und Ortslagen in Berlin-Friedrichshain von: Alexrk2 Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported

Wenn Schwimmbäder für den Alltag der dort wohnenden Menschen stehen, so ist der Ortsteil von einem der lebendigsten Ortsteile Berlins zu einem Schatten seiner selbst geworden.

Es war einmal in Friedrichshain

Samstag, 25. November 2017

Schwimmbad Berlin: SSE, Schwimm- und Sprunghalle im Europapark

Gebaut, um zu beeindrucken. „Europas größte Schwimmhalle“ entstand in den 1990ern im Rahmen der gescheiterten Bewerbung Berlins zu den Olympischen Spielen 2000. Deutschland war wiedervereinigt, Berlin fühlte sich wie das Zentrum der Welt. Und auch wenn gleichzeitig die ganzen Ost- und Westschwimmbäder vor sich hinverfielen: Ein neues beeindruckendes Bad, das beste Europas, wenn nicht gar der Welt, musste gebaut werden. Dieses Schwimmbad sollte zeigen, was Deutschland und Berlin können.

Berlin bekam die Olympischen Spiele bekannterweise nicht. Immerhin, das Schwimmbad wurde Ende der 1990er fertig gebaut. Es dient heute vor allem als Bad für nationale und internationale Schwimmwettkämpfe - aller größeren Schwimmveranstaltungen Berlins finden mittlerweile in diesem Bad statt. Im Eingangsbereich weisen vielerlei Infotafeln darauf hin, wie groß und modern das alles ist. Wie das ganze Bad auch sind diese Infotafeln allerdings ebenfalls Mitte der 1990er stehen geblieben. Sie verlieren jeden Tag an eigentlichem Wert, gewinnen jeden Tag an musealem Wert,

Ebenfalls im Eingangsbereich weisen riesige Aufschriften darauf hin, welche Weltrekorde in diesem Bad geschwommen wurden und welche Springer und Schwimmer aus dem hier ansässigen Leistungszentrum Medaillen bei Meisterschaften gewonnen haben. Da wir aber weiterhin in Berlin sind, hören die Aufzeichnungen über Rekorde und Medaillen abrupt 2009 auf.

Weg / Straße entlang der Schwimm- und Sprunghalle im Europapark
Straße / Weg vor der SSE.


Danach hatte dann wohl niemand mehr Lust, die Zeiten zu ergänzen. Der zuständige Angestellte war in Pension gegangen und niemand weiß mehr wie es geht. Oder das Geld war alle. Oder der Vorrat an entsprechenden Buchstaben war aufgebraucht. Oder die Berliner haben seit 2009 nichts mehr gewonnen und in diesem Bad ist auch nicht spannendes mehr passiert.

Freitag, 10. November 2017

Schwimmbad Marzahn, Schwimmhalle Helene-Weigel-Platz "Helmut Behrendt"

Ein weiter Platz. Der Wind pfeift. Allüberall Hochhäuser, dazwischen breite Schneisen in denen der Wind über den Beton pfeift. Die „Springpfuhl-Galerie“ mit einem Norma und einem Billigjuwelier. Vor dem Gesundheitszentrum steht ein Automat für Spritzenkanülen. Drumherum weitere Geschäfte des preiswerten Bedarfs. Einzig das „Kino Sojus“ vermag etwas Flair zu bringen – wenn auch nur Ruinenchic. Das Kino erweckt den Anschein, als wäre es seit Jahrzehnten verlassen. Marzahn gibt sich am Helene-Weigel-Platz jede Mühe, allen Marzahn-Klischees zu entsprechen.



Ein großes Schwimmbad? Wo soll das sein? Weder vom Parkplatz noch von der S-Bahn-Station aus, ist es zu sehen. Für Ortsunkundige ist ein leichter Irrgang über die marzahnsche Platzsteppe fast unausweichlich. Versteckt hinter dem ehemaligen Rathaus und dem Gesundheitszentrum. Und dann ist es da.



Dieses leichte, fast fliegende Schwimmbad mit 50-Meter-Bahn, einer ästhetischen Doppelpultdachkonstruktion, Empore, Luft und Licht, Wasser und Bewegung. Ein wirklich schönes Bad. An diesem Ort. Licht in der Dunkelheit, Wärme im garstigen sibirischen Nullgradwind. Hinter dem Kino dann auch noch der Springpfuhl selbst. Ein ansprechender Teich mit schönem Uferbewuchs und einem Park drumherum. Ach, Marzahn. Hier wirst Du richtig schön. Warum versteckst du das so?

Dienstag, 10. Oktober 2017

Schwimmbad Berlin: Finckensteinallee, Lichterfelde

Berlins großartigstes Bad. Berlins schlimmstes Bad. In mir sträubt sich ja alles, ein Gebäude, das so Nazi ist wie ein Gebäude nur sein kann, großartig zu finden.

Aber: in dieser Schwimmhalle stimmt alles: das Licht, das Becken, der wunderschöne Umbau, die Bahnen, die Duschen, die Umkleiden.

Schwimmhalle Finckensteinallee im Quartett "Schwimmbäder in Berlin".


Und, ich halte es für eine gerechte Lektion der Geschichte, dass eine ehemalige Mörder-Trainingsanstalt heute ein öffentliches Volksbad ist, das offensiv barrierefrei ist und u.a. vom Berliner Behindertensportverband für Wettkämpfe genutzt wird.



Zuerst zurück zum Anfang. Die Nazis mochten keine öffentlichen Bäder. In ihrer Zeit entstanden in Berlin drei Hallen. Diese waren alle für geschlossene Nutzergruppen konzipiert und eben nicht öffentlich. Während die 1920er der Berliner Öffentlichkeit Schwimmtempel wie das Stadtbad Lichtenberg, Stadtbad Mitte oder das Stadtbad Schöneberg brachten, entstand in der Nazizeit kein einziges Bad für die Öffentlichkeit neu.

Dienstag, 5. September 2017

Sommerbad am Insulaner. Schwimmen im Freibad Südend-Bad.

So Berlin wie nur geht. Das Sommerbad am Insulaner, ehemals Südend-Bad, ist durch seine Entstehung in den 1920ern alt, traditionsreich, im Park gelegen, mit einer bewegten Geschichte und heute der proletarische Bruder des Prinzenbades. In keinem anderen Bad der Stadt habe ich so sehr den Eindruck, einen Querschnitt der gesamten Berliner Bevölkerung zu treffen.

Das Bad war, das erste öffentliche(*) Sommerbad der Stadt. Erstmals in Berlin lag ein öffentliches Bad im Freien, aber nicht an einem See oder Fluss, sondern eine von Fließgewässern unabhängige Wasserversorgung hatte. Eigentlich traditionsreicher und von der Anlage her schöner, kommt es mir immer wie der arme Bruder des herausgeputzten Prinzenbades vor.


Eingang zum Sommerbad am Insulaner. Die Gestaltung in den 50ern ist zu erkennen.
Es sieht klein und unscheinbar aus. Aber dann kommt einiges. Und großartige Schrifttype.



Entstanden ist das Bad im Insulaner im Rahmen der Lebensreform. Ursprünglich errichtete der „Verein für Gesundheitspflege und Naturheilkunde“ ein reines Licht- und Luftbad – ein Wort das durch die Nazis verschwand, aber im Prinzip dazu dienen sollte, arme Großstadtbewohner aus den stickigen Hinterhöfen ihrer Mietskasernen auf Wiesen an die Sonne und an die frische Luft zubringen.

Als fortgeschrittene Variante des Licht- und Luftbads entwickelte sich das  Freibad. In den 1920ern gab es zwar zahlreiche Fluss- und Seebäder, Bäder ohne direkte Anbindung an ein Gewässer waren aber revolutionär.

Dienstag, 22. August 2017

Freibad Kreuzberg: Schwimmen im Prinzenbad

Manche Liebe dauert länger. Auch wenn ich alle Schwimmbäder liebe, fanden Prinzenbad und ich nur schwer zueinander.

Es störte der Hype: das Prinzenbad ist DAS Berliner Bad, glaubt man Zeitungen und Zeitschriften, Büchern und Filmen. Mich langweilte das Bad selbst – eher durchschnittlich in der Anlage, das Publikum zu homogen, zu jung und zu schön. Bei den Sanitäranlagen handelte es sich um eine wenig bemerkenswerte Achtziger-Jahre-Anlage.

Wenn ich an die echten Berliner Perlen und Charakterbäder denkt wie das Paracelsusbad, das Stadtbad Mitte, das Columbiabad, das Bad Zingster Straße, die Schwimmhalle Finckensteinallee, das Stadtbad Neukölln, oder die Schwimmhalle Holzmarktstraße, dann stehe ich staunend vor dem Prinzenbad. Warum machen alle so ein Gewese?

Einzig die vorbeirauschende U1-Strecke der U-Bahn bietet etwas Flair. Und ausgerechnet dieses Bad rechtfertigt ein eigenes Blog, ein eigenes Buch, unfassbare Besucherzahlen und einen Dokumentarfilm? Dafür, wie durchschnittlich dieses Bad ist, war mir der Hype immer zu heftig.

Eingangsbereich des Prinzenbads bei Sonne
Hier geht es in das Bad.


Aber dann, doch noch. Letztlich kann ich einfach nicht in ein Schwimmbad gehen, ohne hingerissen zu sein. Ich war beim letzten Besuch schon anfangsversöhnt, weil ich einen jungen Mann sah, der mit einem Stift längeren Text in ein Notizbuch schrieb und dann eine Frau, die mit einer Staatsbibliothek-Berlin-Tüte auf dem Handtuch saß.

Und dann, ich stand ich am hinteren Ende des Sportbeckens. Das Licht entwickelte sich Richtung abendlicher Färbung, durch eine Lücke in den Bäumen hindurch sah ich die Dachspitzen des Neuen Kreuzberger Zentrums – 70/80er-Jahre-Betonhochhäuser mit versuchtem Design; über diesem umrundete vor oranger-roter-Himmel ein Schwarm Krähen futuristische Fernsehantennen und Dachaufbauten. Diese nostalgische Achtziger-Siebziger-Jahre-Moderne, ein mittelbedrohlicher Vogelschwarm im Sonnenuntergang; ein Endzeit-Cyberpunk-Ausblick, während ich selbst in der Sonne im Freibad stehe. Und da hatte das Prinzenbad auch mich gepackt und ich war begeistert.

Donnerstag, 10. August 2017

Schwimmbad Potsdam: Schwimmen im "Blu"

Der Laie staunt und der Experte noch viel mehr: es steht ein neues, zeitgemäßes, Bad im Großraum Berlin. Es hat nicht nur einen großen, bunten Spaßbereich, sondern auch noch ein Sportbecken im Olympiaformat.

Nachdem bisher im Berliner Raum die Fahne der Multifunktionsbäder eher schlecht als recht vom Wellenbad am Spreewaldplatz in Kreuzberg und dem Turmcenter Oranienburg hochgehalten wurde, die Berliner Neubauplanungen für ein modernes Multifunktionsbad halt dort stecken wo Berliner Neubauplanungen immer stecken, springt Potsdam ein. Nahezu im Zeitplan, aufwendig, an zentraler Lage neben dem Hauptbahnhof, entstand ein neuer Schwimmtempel. Der Tempel eröffnete fast im Zeitplan und nur zwei Wochen, nachdem das Vorgängerbad schloss, im Sommer 2017.

Schimmhalle BLU, gesehen von den Fahrradständern aus.
Das BLU. Eingangsseite.


Das Blu trat dabei ein schweres Erbe an. Der Vorgänger, das Bad am Brauhausberg, gehörte zu meinen liebsten Bädern aller Zeiten.

Sonntag, 4. Juni 2017

Schwimmbad Berlin: Tiergarten, Stadtbad

Eine einladende Atmosphäre versprüht dieses Bad nicht. Es trägt ein schweres historisches Erbe. Denn seinem Bau fiel das älteste Bad Berlins zum Opfer. Von außen wirkt das Stadtbad Tiergarten verbaut, von innen dringend sanierungsbedürftig und dieses allüberallige Braun macht mich depressiv. Dennoch: wenige Berliner Bäder wecken so viel Lust auf das Schwimmen. Ich habe lange nicht mehr solche Strecken geschwommen wie hier im Bad.



Das Stadtbad Tiergarten ist das vorletzte Westberliner Bad. Gebaut 1984. Danach entstand nur noch das Wellenbad am Spreewaldlatz 1987. Und in diesen drei Jahren fand die Wende im Schwimmbadbau statt, die bis heute anhält: Tiergarten (1984): 50 Meter Bahn, ein Nichtschwimmerbecken. ein Sprungbecken. Spreewaldbad (1987): über zwei Etagen, verwinkelt mit sieben Becken, Wellenbad, Sprudeldings und Plätscherdöngs.

Montag, 22. Mai 2017

Stadtbad Märkisches Viertel. Schwimmen im Hallenbad im Einkaufszentrum.

Man nehme eine handelsübliche Westberliner 70er-Jahre-Schwimmhalle (Charlottenburg / Mariendorf / Spandau-Süd). Dann suche man einen engen Platz zwischen Schule und Einkaufszentrum. Der Platz sollte unbedingt zu eng für eine handelsübliche Schwimmhalle sein. Dann schiebe man die Halle zusammen, damit sie dort noch hinpasst. Um die Quetscherei etwas zu verbergen, werfe man noch je einen ordentlichen Eimer blaue und gelbe Farbe über das gesamte Bad. Willkommen im Quetsch-und Schiebe-Bad Märkisches Viertel.


Das Stadtbad entstand wie seine Schwestern zu einer Zeit als Westberlin sozialen Wohnungsbau noch ernst nahm, der Berliner Senat noch ganze Stadtviertel neu schuf, und dabei auch das Märkische Viertel janz weit im Norden entstand. Ein neues Stadtviertel mit Hochhäusern im 70er-Jahre-Stil, nicht unähnlich den schwimmbadaffinen Ostberliner Neubauvierteln. Links eine Schule, davor so eine Art Stadtteilzentrum und auf der anderen Seiten die „Märkische Zeile“ bzw. das "Märkische Zentrum"; eine Art Vorform der Mall mit Supermärkten, Klamottenläden, zahlreichen Imbissen etc.

2007 erolgte eine erste Sanierung (Dach/ Fenster/ Solar auf dem Dach), 2009/2010 erfolgte eine größere Sanierung, bei der unter anderem die Abdichtung und die Technik erneuert wurden. Beide Maßnahmen zusammen kosteten 4,6 Millionen Euro. Nach acht Monaten geschlossenen Zustands, öffnete das Bad am 25. Januar 2010 wieder.

70er-Jahre chic hat das alles, viel Glas, Metall und Stein mit viel Farben. Obwohl die Halle mit ihrem 50-Meter-Hauptbecken nicht klein ist, wirkt sie im Verhältnis doch eher versteckt. Anfang der 2000er war das Bad mit etwa 260.000 Besuchern im Jahr eine der beliebtesten Schwimmhallen der Stadt. Aktuellere Zahlen zum Besuch einzelner Schwimmhallen veröffentlichen die Berliner Bäder leider nirgends.

Mittwoch, 3. Mai 2017

Hallenbad Spandau-Süd. Schwimmen im Kombibad Gatower Straße.

Ist das hier Spandau? Das Kombibad Spandau-Süd liegt im Nirvana zwischen der Heerstraße – der großen Berliner Ausfallstraße nach Westen und dem eigentlichen Beginn der Stadt Spandau. Umgeben von einem ehemaligen Kasernengelände, in dem heute ein Kaufland und ähnliche sind, einem großen Parkplatz und einer nahe gelegenen Tankstellen. Schwimmbad auf der grünen Wiese. Einfach beim KFC rechts abbiegen und dann noch einmal 200 Meter fahren.

Links zur Halle, rechts in's Freibad.


In Ostberlin wäre hier ein Neubaugebiet entstanden in dessen Mitte man das Schwimmbad gelegt hätte, im Westen hat man sich das Neubaugebiet gespart.

Dienstag, 18. April 2017

Schwimmbad Berlin: FEZ, Wuhlheide

Folge den Pfeilen zur Weihnachtsmann-Schulung. Lasse dich dabei nicht von der Rohkost-Messe verwirren. Im FEZ – dem ehemaligen Freizeit- und Erholungszentrum in der Wuhlheide - ist immer was los. Das Schwimmbad im FEZ liegt am Rand, ist nur ein Teil des Gebäudes.

Eimgang zum FEZ, ehemals Pionierpalast ("Pipala")

Gebaut wurde das FEZ als Pionierpalast Ernst Thälmann mit DDR-weitem Anspruch als Leuchtturm der Pionierbewegung. In der Wuhlheide war bereits 1950 eine Zeltstadt als Pionierrepublik Ernst Thälmann, als Freizeitpark für Kinder, geschaffen worden. Das Gebäude - der Pionierpalast - kam am 3. Oktober 1979 hinzu.

Die Schwimmhalle im Pionierpalast war dementsprechend keine Nachbarschaftsschwimmhalle, sondern ein Prunkschwimmort mit DDR-weiter Ausstrahlung. Pioniere aus dem ganzen Land, und Pionierfreunde aus der ganzen Welt, sollten sehen, wie sehr sich der Sozialismus um seine Jugend kümmerte und welch schönes Leben er diesen bieten konnte.

Mittwoch, 12. April 2017

Schwimmhalle Potsdam. Schwimmen im Bad am Brauhausberg

Es ist wie im Ferienlager in der achten Klasse. Du lernst den Menschen überhaupt kennen. Denjenigen auf den Du immer gewartet hast, so schön, berauschend intelligent, witzig, voller Charme. Du bist hin und weg. Und dann erzählt der dieser Mensch: Ich fahre morgen früh; nach Hause. Auf eine Hallig. Und nächste Woche wandern meine Eltern mit mir nach Kanada aus. Wo wir 20 Jahre im Wald leben werden ohne jede Verbindung zur Außenwelt.

Was überwiegt: Freude über den Fund oder Schmerz über den Verlust?



So ähnlich geht es mir mit dem Potsdamer Bad am Brauhausberg. Diese Kurven! Diese Seele! Diese großzügige Anlage! Der 4-Meter-Abgrund am Schwimmbadboden. Die Lampen. Die unglaubliche luxuriöse Größe.

Mittwoch, 29. März 2017

Schwimmbad Berlin: Die schönsten, irritierendsten und buntesten.

Es ist vollbracht. Ich habe alle öffentlichen(*) Hallenbäder (**) in Berlin von innen gesehen und beschwommen.

Von Spandau-Nord bis Kaulsdorf, von Buch bis zur Finckensteinallee: Knapp 40 Hallenbäder sind in Berlin beschwimmbar. Weit überwiegend werden diese durch die Berliner Bäder betrieben. Einige Bäder allerdings kamen durch die historischen Zufälle und die bewegte Berliner Stadtgeschichte auch an andere Betreiber:  da betätigen sich auch eine Sprachschule, einen Sportverein, oder eine Senatsgesellschaft für Kultur und Soziales. Berlin ist die Stadt mit der historisch reichsten und vielfältigsten Bäderlandschaft Deutschlands: Ostberliner Schwimmhallen, Westberliner Kombibäder, Wilhelminische Palastbauten und Bauhaus-Grandezza stehen nebeneinander.

Stadtbad Tempelhof


Gebaut wurden die Bäder zwischen 1898 und 1997. Sie befinden sich in allen Zuständen der Sanierung, von extrem freundlich bis unfreundlich, von riesigen 50-Meter-Becken bis hin zu einer Art Schwimmkasserolle. Mal sind sie gekachelt, mal stehen dort Becken aus Metall. Der Standard der Sanitäranlagen von der Ostberliner Sammelumkleide bis hin zu neumodischen Unisex-Einzelumkleiden.

Dabei gibt es viel zu sehen und zu schreiben. Einige Beschreibungen sind hier gelistet, viele weitere harren noch darauf, dass ich auch zu einem zweiten Besuch komme und schaue, ob es wieder so ähnlich ist wie beim ersten Mal. Aber dennoch lässt sich einiges feststellen:

Eine kleine Bestenliste der Berliner Bäder:


Die schönste gelbe Wand: Stadtbad Tempelhof. Und die Sonne geht auf.

Neonfarbenste Säulen: Charlottenburg, Neue Halle. Und dieses Gelb, es leuchtet.

Am panikeinflössensten: Sport- und Lehrschwimmhalle Schöneberg. Die Kombination aus marodem Schlüsselband und teilweise über 4,5 m Beckentiefe sah mich gedanklich die ganze Zeit am Tieftauchen auf der Suche nach dem Schlüssel.

Beste Kabinen: Spandau-Nord (direkt am Becken) und Finckensteinallee (der ganze Kabinentrakt ist echt schön).


Sonntag, 1. Januar 2017

Hallenbad Gropiusstadt: Schwimmen im Kombibad Lipschitzallee

Ein neu gebauter Stadtteil bekommt ein neu gebautes Bad. Dieses Muster zieht sich durch das West- und Ostberlin der 1970er und 1980er Jahre: Märkisches Viertel, Hohenschönhausen, Marzahn.  Die Gropiusstadt und ihr Bad bilden keine Ausnahme. Die Gropiusstadt entstand in den 1970ern janz weit draußen auf der grünen Wiese knapp diesseits der Linie an der Westberlin vorbei war und Brandenburger DDR anfing. Einerseits entstand die Gropiusstadt, um Wohnraum zu schaffen und andererseits, um anstrengende Berliner janz weit weg aus dem Sichtfeld zu bringen. Ich kenne den Stadtteil vor allem aus dem Buch Wir Kinder vom Bahnhof Zoo als Ort des trostlosen Aufwachsens der Protagonistin Christiane F.

Zusätzlich zum Stadtteil bekamen die Bewohner eines der Kieselwaschbetontypbauten-Schwimmbäder des 1970er-Bauens in West-Berlin - wie sie auch in Mariendorf, Spandau, Charlottenburg, dem Märkischen Viertel oder im Wedding stehen.



Nun ist die Gropiusstadt fast 50 Jahre alt, das Christiane-F-Buch erschien vor fast 40 Jahren und manches ändert sich. Das Schwimmbad wurde in den 2010ern bis 2014 gründlich und sehr teuer saniert. Wikipedia informiert mich zum Stadtteil selbst: "Seit 2001 ist kein Wohnberechtigungsschein mehr für den Bezug der Wohnungen erforderlich, wodurch die Attraktivität der Gropiusstadt wieder zugenommen hat." Menschen, die hier mit in den späten 1970ern mit Anfang 30 einzogen, sind mittlerweile Anfang 70, Christiane F. selbst ist Mitte 50. Der Altersschnitt der Siedlung ist mittlerweile nach oben gegangen.

Über das Viertel selbst kann ich nicht viel sagen: die Bauten, die ich sah erinnerten mich mehr an London oder Hong Kong als an deutschen sozialen Wohnungsbau. Ich stehe auf diese Art von Häusern.

Geil.