Montag, 25. Mai 2020

Edward Snowden: Permanent Record. Auch zum Verschenken für die Verwandtschaft.

Anlässlich von Corona wurden mir in Berlin-Schöneberg Pop-Up-Radwege versprochen. Dies erfreute mein kleines Herz. Der Innsbrucker Platz beispielsweise ist ein Unfallschwerpunkt, in seiner Mischung aus massiven Autoverkehr (-> Autobahnzubringer), komischer Spurenführung und keinerlei sinnvollen Führung der Radwege liegt hier ein betonierter Radfahralptraum im Süden Schönebergs. Jeder Radweg hier wäre ein Gewinn, egal ob Pop up oder nicht

Corona scheint sich Ende Mai 2020 auf bestem Weg in die "Ach, war was?"-Phase zu begeben, also bis zur nächsten Welle. Die Straßen füllen sich. Selbst volle Busse sehe ich wieder. Nur der Pop-Up-Radweg fehlt. Stattdessen entstanden auf der ganzen Hauptstraße Pop-Up-Baustellen, die die Spurenführung noch katastrophaler machten, von nichts auf gleich Radwege in Bauzäunen enden ließen und Radler aus für die Autofahrer heiterem Himmel mitten auf die Fahrbahn lenkten.

Beständig hingegen bleiben die Baustellen am Südkreuz, deren Wegführung fast Sinn ergibt. Spannend hingegen die Wege-und Schlangenführung vor dem IKEA, die sich stets der aktuellen Coronasituation anpasst. Zum Glück verschwand die Baustelle beim Attilaplatz ohne dass ich an dieser, mit der schlimmsten aller Streckenführungen, einem Schulkind in die Haxen geradelt wäre.

Bisher kam ich immer beim Tempelhofer Hafen an. Dort ließen mir verschiedene Nicht-stattfindende Feste und eine nicht-stattfindende re:publica Zeit zum Bummeln und Lesen. Ein empfehlenswertes Hobby! So spannend. Und was man alles erfährt.

Eine dieser Erfahrungen gebe ich nebenan weiter: Edward Snowden: Permanent Recored. Wie man die Geheimnisse der Geheimdienste öffentlich machen kann und doch ein normaler Mensch bleiben: Fahrrad-Datenautobahn: Edward Snowden, Choplifter und Verschlüsselung.

Freitag, 8. Mai 2020

Der Deckel macht das Barbecue

„Brandenburger Knight Rider“. Ich lehne am Gartenseilpfosten und schaue wie ein Rasentraktor über eine improvisierte Rampe in den weißen Lieferwagen des Rasentraktoreparaturdienstes fährt. Innerlich sehe die Bilder vor mir wie Michael Knight mit K.I.T.T. in den Truck der Foundation für Recht und Verfassung fährt.

K.I.T.T. und der Truck der Foundation in voller Fahrt; in der Ferne die Sirenen der Polizeifahrzeuge, ein Schwenk über die amerikanische Landschaft. Die fahrenden Autos wirbeln den Staub der kalifornischen Wüste auf. Könnte ich mich an die Melodie erinnern, würde ich sie summen. Aber David Hasselhoffs Locken und K.I.T.T.s rote Lichtlaufleiste haben alle Erinnerungen an die Melodie verdrängt. Ich bleibe stumm. Ich horche auf das Röttern, mit dem in Brandenburg der Rasentraktor die Rasentraktorrampe hinauffährt.

Ich höre Schritte. Langsam beginnend steigern sie sich im Tempo zum Sprint. Japsen. Um die Ecke stürmt Dietbert.

„Ist das der Grillbringer? Ich hab‘ den Motor gehört. Mist! Wieder nichts.“ Dietbert wartet auf den Emperor9000-OutdoorBarbecue-Chef „Mit drei Sizzle Zones! Bis zu 1500 Grad! Linksdrehendes Gasgebläse, zwölf Brenner, Deckelüberkreuzhelixbrenner, Chickenrotator de Luxe, vier Hitzezonen pro Quadratdezimeter. Hybridantrieb: Kohle und Gas. Drei Meter Lang. Mit elektronischer Einparkhilfe. Auf dem Monitor kann man ein Schweineballett tanzen lassen.“

Auf das Schweineballett bin ich neidisch.

„Mit Zubehör. Marinierdrohne. Lässt sich per Smartwatch steuern, fliegt durch die Brennkammer und verteilt Marinade aus einer Düse auf das Fleisch.“

Darauf bin ich vielleicht neidisch.

„Aber glaubst Du. Die liefern nicht. Grillbringer hat jetzt extra einen Newsletter geschickt. Wegen Corona! Alle wollen Grills. Und die Chinesen liefern nicht. Keine Angebote, dauert alles länger. Ich hatte mir das so schön vorgestellt. Neben der neuen Tischtennisplatte die Emperor9000. Die Gewürzdrohne saust vorbei. Das Flank Steak Pinata al Texas con Sweet Potatoes on Fire bekommt seine letzte Würzung.“

Ich kann es mir bildlich vorstellen. Zu bildlich.

„Aber sach mal. Du grillst doch auch gerne. Was kann denn Dein Grill?“

„Jo. Der hat ‚nen Deckel“.

Grill, Sonnenstiuhl, Gartendusche und Wiese.
Dazu einen Gin Tonic


„Wie jetzt? Ist das alles? Mit Innenbrenner? Luftverwirbler und Feuchtigkeitsdüsen?“

„Nö. Ein Deckel halt. Mit vier Löchern, damit die Luft rauskommt.“

„Und das ist alles. Kein Zubehör.“

„Naja, ein Liegestuhl. Ein Sonnenhut Und gute Bücher. Alles was es zum Grillen braucht, ist ein Deckel und Geduld.“