Samstag, 28. Dezember 2019

Tanzen im Blindensportverein

Madame und der Pirat tanzen einen eleganten Foxtrott über das Parkett der Aula. Ich bewundere aus der Ferne seinen Stoffpapagei auf der Schulter. Robbie Williams spielt. Die beiden gehen beschwingt vor. Slow slow quick quick. Der Pirat setzt eine Drehung an. Quick quick. Es rummst.

Das war die Wand. Sie halten kurz inne. Madame fragt „Aber du führst doch?“ Er antwortet: „Ja, aber ich sehe nicht, wo die Wand ist.“ Damit hat der Pirat Recht. Er sieht nicht, wo die Wand ist. Er sieht nicht, wo die anderen Tänzer sind. Er sieht auch Madame nicht.

Festsaal im Wiener Rathaus. Bearbeitetes Bild: stark verschwommen. Im Wesentlichen sind vage Konturen und Farben zu erkennen.
Bearbeitet. Ursprüngliches Bild: Festsaal im Wiener Rathau Fotograf:  SciBall19 Lizenz Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license.


Willkommen beim Ball des Blindentanzvereins. Dort, wo die Führenden führen, aber die Geführten manchmal auf den Weg achten. Der Ort, an dem die schnellste Polonaise südlich des Innenstadtrings getanzt wird. Der Ort an dem sich Rumba, Cha-Cha und Walzer mit einer an Kuscheligkeit grenzenden Herzlichkeit verbinden.

Dienstag, 17. Dezember 2019

Lesebericht: Carmen Rohrbach „Solange ich atme“.

Suchscheinwerfer beleuchten Wasser und Himmel über der Lübecker Bucht. Die nächtliche Lightshow beginnt. Die Lichtkegel wandern ruhelos doch regelmäßig durch die Nacht. Wir stehen am Strand von Grömitz. Im Urlaub an der Ostseeküste Schleswig-Holsteins. Die Scheinwerfer ziehen etwa 15 Kilometer Luftlinie am anderen Ufer der Lübecker Bucht ihre Kreise.

Für mich bieten die Lichtkegel eine Lightshow. Ich, mit einem spätabendlichen Waffeleis in der Hand, das Gefühl von Sand, dem Beginn eines Sonnenbrands und Meerwasser auf der Haut, genieße Abend und Unterhaltung. Im Klützer Winkel, Bezirk Rostock, an der DDR-Seite der Bucht, bedeuteten die Scheinwerfer militärisches Sperrgebiet, Schusswaffengebrauch und Lebensgefahr.

Cover des Buchs "Solange ich atme von Carmen Rohrbach". Prägendes Bild: ein Proträt der Schriftstellerin zum Zeitpiunkt der Buchveröffentlichung mit verwehtem Haar, breitem Lächeln und Outdoor-Klamotten irgendwo im Freien.
Carmen Rohrbach: „Solange ich atme“ National Geographic, 12,99€


Es waren viele Ostseeurlaube. Grömitz. hf leipzig fuhr jeden Sommer an den Ort an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste. Gelegen an der Westküste der Lübecker Bucht erlaubte die Promenade Grömitz den Blick auf die eigentliche Ostseeküste – den Osten. hf leipzig wollte nicht in den Klützer Winkel, sondern nach Rügen und Usedom. Dorthin versperrte ihm die Grenze den Weg. Als einer, der vor dem Mauerbau aus der DDR abgehauen war, wollte er auf keinen Fall diese Grenze überschreiten. hf Leipzig ging keinen Fußbreit in „die Ostzone“ solange die Stalinisten dort an der Macht waren.

So fuhren wir jedes Jahr an die Ostsee. Die Gefühle, die die suchenden Lichtkegel in ihm auslöste, kann ich nur erahnen. Ich bewunderte die Lightshow. Mir blieben, die Promenade, der Strand, Eis mit frischen Erdbeeren und das „Spieltrumcentrum“ (Kinderspielcenter Cap Horn)  - seit 2017 stillgelegt, ein kleines Zentrum mit einigen Arcadespielen und elekrischen Kinderautos in Erinnerung.

Wenig hätte ich geahnt, welche Dramen sich auf dieser Ostsee abspielen. Von diesen Dramen erzählt Carmen Rohrbach in „Solange ich atme.“ (Affiliate Link*)  Sie schwamm 28 Stunden weitgehend orientierungslos über das Meer. Mehrfach kurz davor unterkühlt und übermüdet das Schwimmen einzustellen und freiwillig zu ertrinken. Vom fast-rettenden Westschiff beinah überfahren.

Sie, keine Leistungs- oder Sportschwimmerin, war 28 Stunden auf der offenen See. Und Rohrbach erzählt davon im Buch „Solange ich atme“ in einem Tonfall als hätte sie einen längeren Spaziergang im Harz hinter sich gebracht.


Solange ich atme


Sonntag, 24. November 2019

Mitsingen bei Das Lumpenpack / Jason Bartsch im Astra-Kulturhaus.

„Maaama. Just killed a man. Put a gun against his head. Pulled my trigger, now he’s dead.“

Sie singen. „Mama, life had just begun. But now i’ve gone and thrown it all away.“

Wir stehen im Astra-Kulturhaus, RAW-Gelände, Warschauer Straße, Friedrichshain. Wir haben am Schawarma-Stand noch schnell gegessen. Wann wird Das Lumpenpack auf die Bühne kommen? In einer Stunde vielleicht? Das Konzertpublikum ist noch nicht bereit. An den Garderoben stehen lange Schlangen.

Die Technik spielt Musik vom Band. „Bohemian Rhapsody“. Und sie singen. Das Publikum stimmt ein: „MAMA!, oooouuuuuooooohhh. Didn’t mean to make you cry.“

Junge Leute. Viele um die 20. Lange war ich nicht mehr bei einem Konzert, bei dem das Publikum halb so alt ist wie ich. Die Künstler sind mindestens 15 Jahre jünger. Und vollkommen ohne Queen-Bezug. Das Publikum singt einfach so. Aus Laune. Aus Spaß. „Thunderbolt and lightning very very frightening. Gallileo, Gallileo. Gallileo, Gallileo. Galileo, Figaro, magnifico“

Woher kennen die den Text des Songs? Der Film Austin Powers ist über 20 Jahre her. Ein Drittel des Publikums war 1997 noch nicht geboren. Das Queen-Album mit dem Original-Song erschien vor über 40 Jahren.

„Es lief gerade der Film „Bohemian Rhapsody“ im Kino, erinnert mich Madame.“ Stimmt. Mir fällt auf, wie kurz 20 Jahre sich anfühlen und wie Popkultur an mir vorbeirauscht. „BISMILLAH, NO, WE WILL NOT LET YOU GO!“

Mir wird bewusst, dass Monster Ronson’s Ichiban Karaoke, Ort des legendären Wikimedia-Karaokes auf der anderen Ecke des Straßenblocks liegt. Bevor meine Gedanken abschweifen können, ertönen die ersten Rufe „Jason!“.

Jason Bartsch mit Gitarre beim Haldern Pop Festival. Tatsächlich tragt er die Gitarre nur manchmal. Manchmal rappt er ja auch oder macht Rumpelhouse.
Jason Bartsch (Haldern Open Ait 2019). Foto: Alexander Kellner. Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International

Im Hintergrund der Bühne hängt ein Transparent „Jason Bartsch“. Nie gehört. Ist dieser „Janson Bartsch“ die Vorband? Stehen wir zwischen seinen Freunden? Mehr Leute rufen „Jason!“ Die kennen die Vorband? Die freuen sich auf die Vorband? „Jason!“. Dies wird ein besonderes Konzert werden.

Sonntag, 17. November 2019

Schwimmbad Quartett Berlin - die fehlenden Karten

50 Meter schlägt 25 Meter. Ein 10-Meter-Sprungturm ist besser als keiner. Aber welcher Ortsteil ist cooler? Märkisches Viertel oder Wuhlheide? All' dies kann der Spieler erfahren beim Spielen des Schwimmbadquartetts.

Im Sommer erschien bei der Zitronenpresse das erste Schwimmbadquartett der Welt. Damit existiert das ultimative Kurznachschlagewerk zu den Hallenbädern in Berlin:

Das Schwimmbadquartett.

(Das Ihr gerne beim Verlag - info@zitronenpresse.info - oder im kompetenten Buchhandel bestellen könnt und sollt. Weihnachten ist nahe und ihr alle kennt Schwimmer*innen.)

Das Quartett erzeugt in mir Glück. Es hatte einen entscheidenden Nachteil: Ein Quartett hat 32 Karten. In Berlin stehen mehr als 32 öffentliche Hallenbäder.

Zitronenpresse liefert im Blog nach. Die fehlenden Karten. Mit den Bädern: Baerwaldbad, Kombibad Gropiusstadt, Kombibad Seestraße, Schwimmhalle Thomas-Mann-Straße, Schwimmhalle Anton-Saefkow-Platz, Schwimmhalle Allendeviertel, Schwimmhalle Hüttenweg, Sportzentrum Siemensstadt und Zehlendorfer Welle.

Quartettkarte Baerwaldbad.

Ist es überhaupt geöffnet? Oder versucht es sich gerade wieder als Eventlocation? In all' den Jahren gelang es mir nie, das Bad von innen zu sehen.

Dienstag, 29. Oktober 2019

Donnerstag, 10. Oktober 2019

Wikicon in Wuppertal.

Das Treffen der Wikipedianer in Wuppertal. Mit Lua, Eule, Schwimmoper und Wiener Walzer. Das Kurzfazit schrieb ich auf Fahrrad-Datenautobahn:

Wikicon in Wuppertal 2019. Das Kurzfazit.

Geschlossenes Karussel "Fantasia" am Bahnhof Oberbarmen. Aufgenommen anlässlich der Wikicon 2019.
Fantasia Wuppertal. Aufgenommen anlässlich der Wikicon 2019.

Dienstag, 17. September 2019

Mit dem Fahrrad auf der Datenautobahn

Mensch und Technik. Mensch in der Technik. Das Auto begann friedlich als töff-töff begann. Die Menschen fuhren und liefen noch nach dem Krieg an die Autobahn, um zu picknicken. Inzwischen ist die Autobahn das Rückgrat einer jeden Infrastruktur und auch ein lebensfeindlicher Ort. Wir können nicht ohne sie, aber auch nur schwerlich mit ihr.


Wird sich das Internet genauso entwickeln? Von den possierlichen Geocities-Seiten hin zum Behemoth des menschlichen Seins? Um diesen Fragen näher nachzugehen, habe ich nebenan einen neuen Blog gestartet: mit dem Fahrrad auf der Datenautobahn. 

Freitag, 30. August 2019

Friesenstadion im Friedrichshain: DDR-Rekord-Schwimmbad, Ruine, Erinnerung

Der Mann. Der Sand. Das gelbe Band. Während ich langsam mein Fahrrad das Oval des Neuen Hains im Volkspark Friedrichshain entlang schiebe, kniet ein Mann im Sand der Grube. Dort, wo vermutlich einst das Schwimmbecken des Karl-Friesen-Stadions war, ist ein Loch. In dem Loch liegt eine Sandkiste. Sie soll ein Beachvolleyballfeld darstellen. Nur fehlen dafür ein Netz und Linien und alles Andere außer Sand.


Blick aufs Karl-Friedrich-Friesen-Stadion in den 1950ern. Mit Sprungbecken, Sprungturm und gefüllter Tribüne.
Das Friesenstadion kurz nach dem Bau, Bild: Bundesarchiv, Bild 183-M0206-0371 / Otto Donath / Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany
Vielleicht möchte der Mann beachvolleyballerisch tätig werden. Aber bisher kniet er. Ich setze mich auf eine Bank, esse den mitgebrachten Apfel und erhole mich vom Anstieg auf die Friedrichshainer Anhöhen. Warum komme ich immer nur bei über 30 Grad auf die Idee von Schöneberg nach Friedrichshain zu radeln? Auf dem Weg vom Badeschiff an der Spree zu den ehemaligen Wein- und Trümmerbergen unter dem Volkspark entdeckte ich die „Mühsamstraße.“ Der kleine Anarchist in mir freute sich. Der durchgeschwitzte Radfahrer freute sich auch.

Lageplan Neuer Hain m Volkspark Friedrichshain.Unter Graffitti kaum zu erkennen.
Lageplan des Neuen Hains. In ortstypischem Zustand.


Einige Jugendliche schlendern vorbei.

Freitag, 2. August 2019

Feuerqualle Nordsee gefährlich?

Rote Quallen in der Nordsee sind unangenehm. Das Berühren ihrer Tentakel schmerzt. Die Feuerquallen sind nicht gefährlich, aber das Schlimmste, was einem Schwimmer an der Nordseeküste begegnet. Die Nesseln der Feuerqualle brennen. Sie lassen sich behandeln mit Essig oder Salzwasser. Keinesfalls mit Süßwasser oder Alkohol. Bei starken Schmerzen und erst Recht bei allergischen Reaktionen sollte die Badeaufsicht oder ein Arzt aufgesucht werden.

Büsum. Die ersten Tage des Junis 2019 liegen hinter uns, der sich zum heißesten Juni seit Beginn der Aufzeichnungen entwickeln würde. Wir Baden wie jedes Jahr zu Pfingsten an. Dank Osterparadox und spätem Pfingsten findet unser traditionelles Nordseeanbaden ungewöhnlich spät statt. Die Nordsee hat kuschelige 15 Grad Wassertemperatur erreicht. Im Gegensatz zu manch anderem Jahr sind wir nicht alleine.

Jellyfish North Iceland
Die Feuerqualle ist hübsch. Aber besser mit Abstand bewundern. Bild: Cyanea capillata in North Iceland waters von: Smiley.toerist Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license.

An der frisch renovierten Büsumer Perlebucht trauen sich weitere Touristen ins Meer. Ganze Kleinfamilien laufen die Amphitheater-ähnlichen Stufen hinunter. Jetzt, etwa eine halbe Stunde vor dem Hochwasser, sehen wir sogar einzelne mutiger ältere Männer und jüngere Frauen im Wasser schwimmen.

Die Quallendichte ist erheblich. Zu Beginn des Sommers, am Anfang ihres Lebens, sind die ersten blauen Nesselquallen so groß wie 2-Euro-Stücke. Dennoch laufe ich Slalom an diesen vorbei. Laufe einige Schritte rückwärts. „Pass auf!“, ruft Madame, "Feuerqualle". Inmitten ihrer harmlosen blauen Cousins hat sich eine rote Qualle verirrt. Ebenfalls nur so klein wie ein 2-Euro-Stück. Aber deutlich unangenehmer. Ich verharre. Ich warte. Nach einigen Minute hat die Strömung der See mir einen quallenfreien Weg in das tiefere Wasser freigetrieben.

Ich schwimmen die ersten Züge. Genieße die Wellen, die Sonne, die Sicht auf das Meer bis zum Horizont. Der salzige Geschmack auf den Lieben zeigt mir, dass ich zu Hause angekommen bin. Die selbst bei Sonne und Windstille stets vorhandenen Strömungen zeigen: „Hier ist kein Teich. Hier ist erst recht kein Becken. Hier ist richtiges Meer.“ Das beste Schwimmen des Jahres.

Und dennoch, den Gedanken an die Feuerqualle werde ich nicht mehr los. Auch mit vielen Jahren Abstand sind die Erinnerungen an unser gelegentliches Zusammentreffen damals nicht verschwunden: Rötung und Quaddeln. Von Schwindeln und Kopfschmerz blieb ich immer verschont. Der Schmerz beeindruckte mich nachhaltig.

Cyanea capillata IMG 5657 ersvika
Nicht in das Wasser gehen: Feuerquallen-Schwarm. Bild:  Cyanea capillata (EN: Lion's Mane Jellyfish. NO: Rød brennmanet), in the bay at Ersvika, Hurum (Buskerud county, Norway) von: Bjoertvedt Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license.

Cyanea capillata


Die Feuerqualle der Nordsee, biologisch Gelbe Haarqualle und noch biologischer Cyanea capillata kommt im nördlichen Atlantik und seinen Randmeeren vor. Küstennah treffen Badende meist auf kleinere Exemplare. Die Quallen können bis zu 1,50 Meter große Schirme hervorbringen. Die Tentakel werden im Normalfall bis zu 10 Meter lang. Je weiter im Norden und je kälter das Wasser desto größer wachsen die Quallen. In Nord- und Ostsee erreichen Quallen einen Durchmesser von höchstens 40 Zentimeter. Die Tentakel können bei Nordseequallen länger als ein Meter werden.

Mittwoch, 10. Juli 2019

Die albernsten, schönsten Schwimmbad-Namen

„PotWaL“, sage ich. „Pottwal?“ Signore Kondukteur ist irritiert. „PotWaL – POTsdamer WAsserLandschaft. Der Name den fast das Potsdamer Sportbad bekommen hätte bevor es sich zum Allerweltsnamen Blu entschloss. Mit dem Namen Potwal hätte es zu solch Bädern wie dem Nautiland, dem Ronolulu, dem GochNess oder dem TuWass aufgeschlossen. Nicht Friseure sind die Meister des schlechten Wortspiels. Schwimmbadbetreiber sind es“

Eingangsbereich des Sportbads blu mit Namensmatte
In der Diskussion war PotWaL. Doch nannten die Potsdamer ihr Bad blu - leider.
Wir stehen vor dem Lidl-Zentrallager in Orion bei Kremmen. Wir haben uns erfolgreich durch den etwa zweimonatlich stattfinden Sonderverkauf geschlagen, dessen Schilder uns auf der Rückfahrt von der Hafleg herbeilockten. Jetzt stehen wir am Grill, der inmitten der weiten Landschaft aus Lagerhallen und Parkplatz, Bratwürste verkauft. .

Signore schaut in das Grillfeuer und erzählt vom Waldbrand. Er war in seinem Haus in Wochenend-West, sah vom Balkon Feuer im Wald. Vielleicht 30 Meter von der Grundstücksgrenze entfernt. Die Flammen schlugen mehrere Meter hoch. Er rief die Feuerwehr an, es folgten ewige Diskussionen mit der Leitzentrale wo nun genau der Brandherd ist und wo Wochenend-West liegt. Kondukteur sah bereits das Feuer über die Kronen der Kiefern auf seine Grundstückskiefern und das Haus übergreifen, eilte zur Wegabzweigung um die Feuerwehr einzuweisen. Nur leider kam die nach gut 20 Minuten mitten durch den Wald abseits aller Wege.

„Immerhin, nur Brand im Unterholz“ - „Gut, dass ihr in Wochenend-West noch eine Freiwillige Feuerwehr habt. Stell Dir vor, sie hätte extra aus Potsdam kommen müssen.“ 

„PotWaL“ sage ich. „Pottwal?“ „PotWaL. Du hast Potsdam gesagt und ich habe diese vierköpfige Gruppe mit der schwangeren Frau und dem Typ in Bauarbeiterkleidung gesehen, die ihren Einkaufswagen mit den 12 Kartons mit aufblasbaren Walen zum Porsche geschoben haben. Da musste ich an PotWaL denken. Denn nichts ist schöner und alberner als Schwimmbadnamen.“

Die Liste der schönsten Schwimmbadnamen mit Wortspiel:


Aggua - Troisdorf (direkt an der Agger)

Alohra - Rastatt

Aquadrom – Hockenheim

Aquariush – Unterschleißheim („This is the age of Aquariush!“)

Dienstag, 25. Juni 2019

Hallenbad Frankfurt-City. Schwimmen im Stadtbad Mitte.

In Frankfurts Mitte steht ein Geheimbad. Noch innerhalb der Wallanlagen liegt ein öffentliches Hallenbad. Allerdings weiß niemand davon. Denn, was ein öffentliches Bad ist, tarnt sich als Fitnessclub.

Blick auf das Stadtbad von den Wallanlagen aus. Zwei Fahrräder im Vordergrund.
Stadtbad Frankfurt Mitte. Von den Wallanlagen aus ist noch die ursprüngliche Schwimmbadform erkennbar.
 
„Yalla. Meine Cousine hat Nagelstudio wo sie so nach Hause kommt. Hat lauter Russen als Kunden, die die Klappe halten. Yalla, warum soll sie dem Staat sagen?“ Ich sitze vor auf der Bank im kleinen Park vor dem geschlossenen Stadtbad Schöneberg in Berlin und höre die örtlichen Geschäftsnachrichten. Voller Enthusiasmus war ich zur benachbarten Bibliothek gefahren, Carmen Rohrbachs „Solange ich atme“ abholen.

Natürlich schaute ich nicht nach den Öffnungszeiten. Um 10.30 Uhr vormittags wird eine öffentliche Bibliothek ja wohl geöffnet haben. Oder auch nicht. Nun also sitze ich auf der Bank zwischen Bibliothek und Schwimmbad, warte auf eine Bibliothekarin, die mir die Tür öffnet und erkläre im Fünf-Minuten-Takt enttäuschten Familien, dass das Stadtbad Schöneberg bis November 2019 geschlossen sein wird. Und, Yalla, erfahre mehr über nagelpflegende Cousinen und ihr Geschäft als ich je wissen wollte.

Sonntag, 16. Juni 2019

Welches ist die beste Radiosendung?

Welches ist die beste Radiosendung? Eine Diskussion. Nominiert werden: BBC Radio 4 Gardener’s Question Time, Deutschlandfunk Klassik, Pop et cetera, SWR2 – Forum, Deutschlandfunk Gottesdienst, National Public Radio (NPR)Car Talk, Deutschlandfunk - Sportgespräch

Der Rinderkamm der Hakenberger Fleisch (Hafleg) kommt im Grill langsam auf Temperatur. So eben überschritt das Fleischinnere die 39-Grad-Marke. Es liegt damit bereits sechs Grad über der Außentemperatur. Hinter DJ Hüpfburg surrt eine große Holzbiene vorbei, verschwindet sofort Richtung Nachbarsgarten.

Ich beginne zu erzählen von den karmesinroten Kapuzinerkäfern, die es sich im Holzstapel hinter den Schuppen aus Holz bequem gemacht haben. Hübsche Käfer! Und selten zudem. Aber als Bewohner von selbstgebohrten Gängen im Holz beunruhigen sie mich. Ich frage mich: können wir vielleicht andere Tiere ansiedeln, die sich von Kapuzinerkäfern ernähren? DJ Hüpfburg fragt: „Habt Ihr ein Internetradio hier! Jetzt käme Gardeners Question Time auf BBC. Die beste Radiosendung der Welt.“

Gardeners Question Time

BBC Radio 4, Freitag und Wiederholung
Letzte Sendung:Summer Garden Party at Mount Stewart (Part 1)

Der Klassiker des BBC-Programms läuft seit 1947 im Home Service Irland und Nordirland der BBC. Seit 1957, also auch seit 62 Jahren, läuft die Sendung im Uk-weit ausgestrahltem Radioprogramm der BBC. Dabei wechselte sie mehrfach Sender und Sendeplatz. Bei der meist live aufgezeichneten Sendung stellen Anwesende im Publikum Fragen zu ihren spezifischen Gartenproblemen.

Wohnzimmer-Internetradio zum Hören von BBC, WEVL und SWR
Das BBC-(Internet)-Radio


Ein Panel aus Experten antwortet, mal fachkundig, mal humoristisch launig, auf diese Fragen. Die Sendung glänzt durch Wortwitz und Fachwissen.  Regelmäßige Zuhörer können die verschiedenen Stilvorlieben der einzelnen Experten erkennen und sich natürlich auf Seiten einer Lieblingspanelistin schlagen. Gartennerds allerdings beklagen eine in den letzten Jahrzehnten einsetzende Verflachung, die das Unterhaltsame auf Kosten des Inhalts verstärkt in den Vordergrund rückt. Die Sendung hat eine Spezialherausforderung für deutsche Zuhörer: britische Pflanzennamen.

Mittwoch, 29. Mai 2019

Badestelle Krumme Lanke. Schwimmen im Grunewald.

Ach du meine Güte. Wo kommt die U-Bahn-Station her? Dieser Badesee hat einen U-Bahn-Anschluss! Ich stapfe entrüstet mit dem Fuß auf das rechte Fahrradpedal, nur damit mir das linke Fahrradpedal von hinten an die Wade schlägt.

Meine Vorbereitung war glänzend. Mit dem Fahrrad hatte ich mich auf dem Weg zur Krummen Lanke in Zehlendorf nur zweimal verfahren. Aber nun das. Da hatte Berlin vollkommen unbemerkt von mir eine U-Bahn-Station mitten in den Grunewald gebaut. Die Schilder mit der Endhaltestelle "Krumme Lanke" an der U3 hätten mir einen Hinweis auf die Existenz dieses Bahnhofs geben können. Aber manchmal bin ich blöd.

Mein Plan, beim strahlendem Sonnenschein mit über 25 Grad Lufttemperatur die Berliner Freibäder zu umgehen, und einen abgelegenen See zu besuchen, zerkrümelte vor meinen Augen zu Staub. Zertrampelt von den gut gelaunten Menschen, die aus dem Tor des Bahnhofs in Richtung See strebten. Soviel zur unberührten Natur. Das war mein Krumme-Lanke-Trip 2018.

Ich bin manchmal blöd, nicht dumm. Dieses Jahr fuhr ich mit der genannten U-Bahn und wartete auf einen 18-Grad-bei-grauem-Himmel-Tag zum Besuch des Sees. Auf der Fahrt bestaunte ich die Fast-Welterbe-Haltestelle "Onkel Toms Hütte" der U3 und hatte noch DJ Hüpfburg im Ohr.

Die traf ich zufällig am Heidelberger Platz, wollte fragen, wie das Leben als hauptberufliche Hochzeitswebseitengestalterin ist. Aber sie musste mir vom gemeinsamen Bekannten B erzählen: "B traf ich auf dem Innenhof der re:publica. Wir haben uns ja seit sechs Jahren nicht mehr gesehen. Und der war so stoned. Oh my god! Ja, er schauspielert immer noch. Kann davon nicht leben, aber scheint glücklich. Aber ich muss raus aus der Bahn: Ringvorlesung zur interdependenten interkulturellen Künstlichkeit." Und hinfort strebte sie zur Freien Universität.

Immerhin war ich nach der U-Bahnfahrt noch entspannt genug, um die echt italienische Eisdiele in der Nähe der Haltestelle Krumme Lanke zu würdigen ebenso wie die benachbarten Buchhandlungen. Um die Tradition des letzten Jahres nicht ganz abreißen zu lassen, verfuhr ich mich diesmal nicht auf dem Weg zum See, sondern ich verlief mich.   

Blick auf die Krumme Lanke vom Uferweg. Der See selbst ist sonnenbeschienen, Bäume und Weg liegen im Schatten.
Blick auf die Krumme Lanke


Beide Besuche lagen Anfang Mai, in der Hoffnung auf einen nutzbaren See. Viele Berliner hatten den See- oder Freibadbesuch noch nicht als Möglichkeit der Freizeitgestaltung reaktiviert. Die Wassertemperatur betrug 2018 Anfang Mai und 2019 Ende Mai je 18 Grad. Einige wenige Badende und mehr Sonnende waren 2018 bei strahlendem Sonnenschein anwesend. 2019 teilte ich mir die Wasserfläche mit einem Haubentaucherpärchen und einer Entenmama mit Küken.


Donnerstag, 16. Mai 2019

Vom Versuch, das Quartett „Schwimmbäder in Berlin“ über amazon zu verkaufen.

Samstagabend. Die Dunkelheit hat bereits eingesetzt. Ich stehe auf dem Weg zum Branle-Tanzen auf einer Hauptverkehrskreuzung in Berlin-Zehlendorf. In der Hand trage ich den Liter Milch, den ich noch gerade vor Geschäftsschluss aus der BioCompany holen konnte. Das Handy klingelt. Ich schaue einhändig balancierend auf die Anzeige. Das Gerät zeigt eine 09er-Vorwahl. Bayern? Thüringen?

Kurz gehe ich in mich: Kenne ich eine Person in Thüringen-Bayern, die mich samstagabends anrufen würde? Nein. Also nehme ich das Gespräch an. Um mich herum rauschen die BVG-Busse. Mädchen, die noch schnell zum bald schließenden Papiergeschäft wollen, unterhalten sich.

Einige Spielkarten des Quartett Schwimmbäderin Berlin. Unter anderem mit der Schwimmhalle Finckensteinallee und dem Stadtbad Prenzlauer Berg.
Schwimmbäder in Berlin. Die Quartettkarten.

Etwas redet im Telefon auf mich ein. Ich verstehe kein Wort. Bin mir nicht einmal sicher, welche Sprache die Person spricht. Deutsch? Kann nicht sein. Englisch? Auch dann müsste ich einzelne Wörter erkennen. Ich versuche, den Anrufer loszuwerden. Der allerdings insistiert und scheint mich persönlich sprechen zu wollen.

Inzwischen habe ich die Kreuzung verlassen, bin in einen nahe gelegenen Arkadengang geflüchtet. Der Anrufer redet weiter auf mich ein. Das Wort „Amazon“ mache ich aus. Sein Gespräch soll wohl deutsch sein. Ich beginne zu ahnen, worum es geht.


Dienstag, 7. Mai 2019

Stadtbad Neukölln: Schwimmen im Hallenbad Ganghoferstraße

Die Neuköllner Karl-Marx-Straße. Knapp 3000 Meter Neukölln zwischen Hasenheide und Ringbahn. Erreichbar nach einer steilen Fahrradabfahrt den Rollberg vom berüchtigten Rollbergviertel aus hinunter. Die Karl-Marx-Straße: der Ort, an dem Neukölln sich so zeigt, wie Westdeutsche und Sachsen sich den Stadtteil vorstellen: Dönerladen, Pfennigland, Handyshop, Friseur, Kleiderladen, Friseur, Handyshop. Bei Stadtplanern heißt diese Mischung „kleinteilige migrantische Ökonomie“. Stadtplaner lieben diese Mischung nicht, denn die Läden machen wenig Umsatz, werfen kaum Gewinne ab.

Willkommen im Stadtbad Neukölln


Die Monumentalbaustelle, die seit Jahren die Straße auf und ab wandert, verstärkt den Eindruck von Enge und Lärm gekonnt. Entlang der Straße drücke ich mich inmitten von Menschenmengen an größeren Handyshops vorbei; echte Flagshipstores. Sie breiten sich auf mehreren hundert Quadratmetern aus, werden betrieben von o2 und unbekannten Anbietern.

Gelegentlich wagt sich zwischen Dönerläden und Pfennigländern ein Hipstereinsprengsel hervor. Handgemachte Burger vom Biorind werden angeboten, ethisch wertvolle Cafés für Betriebsfeiern werben für sich, Und natürlich existieren auch Handyläden für Hipster. Der Handyladen – ein Ort mit dem vermutlich alle Neuköllner vom kleinteiligen Migranten bis zum großspurigen Hipster etwas anfangen können.

Zentral der Karl-Marx-Straße, nicht weit entfernt vom ehemaligen Böhmisch-Rixdorf, biege ich ab in die Ganghoferstraße. Links: ein Gebäude, das aussieht wie der verramschte Überrest eines 70er-Jahre Miniatureinkaufszentrums/Parkgarage/Sozialwohnungsbau. Gegenüber: ein wilhelminischer Prachtbau mit Hundert-Meter-Fassade. Säulen, Steine gravitätische Fassaden: Als wäre ein Stück Museumsinsel irrtümlich zwischen die Handyläden gebeamt. Willkommen im Stadtbad Neukölln. Das Bodemuseum von Neukölln mit Schwimmhallen.

Zur Bauzeit war das Schwimmbadumfeld parkähnlich. Heute parkhausig.


Mittwoch, 17. April 2019

Alte Bäder Baerwaldstraße, Oderberger et cetera. Die Schwimmbäder Ludwig Hoffmanns.

Wir laufen durch die Straßen des Weddings. Madame, einige Wikipedianer und ich: auf Stadterkundung durch Berlin. Dr. Fieselschweif stupst mich an:

„Schau mal die Schule! Ein Hoffmann-Bau!“ 

Ich bleibe mäßig interessiert.

Dr. Fieselschweif setzt nach: „Interessierst Du Dich nicht für Architektur?“

Ich nehme mich zusammen. Verkneife mir das

„Ich interessiere mich für Architektur. In Berlin stehen Bauten, vor denen könnte ich auf die Knie sinken. Aber Hoffmann baute langweiligen Historismus.“

Aber ich bleibe nett. Abgesehen von seinem Architekturgeschmack ist Dr. Fieselschweif ein Netter.

Berlin. Der Bär. Das Bad Ludwig Hoffmann. Eine Trias, die zusammengehört. (Hier: das Baerwaldbad)


Sei es, dass Dr. Fieselschweif lang genug stupste. Sei es, dass Hoffmann - als Architekt zum Beispiel des Baerwaldbads oder des Oderberger Bads - beim Thema der Berliner Schwimmbäder unausweichlich ist – irgendwann beschloss ich mein Wissen zu erweitern: Die Verkörperung wohlanständiger Langeweile kann nicht alles sein, was es zu Hoffmann zu wissen gibt. Längere Recherchen und einen geschriebenen Wikipedia-Artikel später weiß ich:

Dienstag, 19. März 2019

Hummeln lieben Lungenkraut

Hänsel und Gretel leuchten im UV-Licht. Hildegard von Bingen irrte. Im März tummeln sich Hummeln in den rosa Blüten. Wild bewegtes Leben findet zwanzig Zentimeter über dem Boden statt. Die Blüten sind klein. Das Gewächs bleibt flach. Auch leuchten die Blüten kaum im sichtbaren Bereich.

Die exzentrische Schönheit des Kräutchens erschließt sich erst bei Betrachtung aus der Nähe. Es sein denn, man ist eine Hummel.

Hummeln lieben Lungenkraut


Sind Hummeln großartig? Natürlich sind Hummeln großartig. Müssen wir uns darüber unterhalten? Nein. Insekten sind in. Flauschige-Fell-Insekten erst recht. Selbst die Gesellschaft Deutscher Rosenfreunde kürte dieses Jahr eine einfache geöffnete "Bienenfreund"-Rose zur Rose des Jahres und auch Dietbert erklärte uns gegenüber seine Hummelliebe.

Die teilte er uns letztens mit, als ich ihn mit einem Esslöffel durch den Garten laufen sah. „Schon an der Outdoorküche?“, fragte ich. "Nein. Das ist Zuckerwasser, um verhungernde Hummelköniginnen zu retten. Ich suche sie!" Eine ehrenvolle Aufgabe, aber wenn wir die Hummeln schon mit einem Flying Buffet am Leben halten müssen, läuft etwas schief.

Auch habe ich wenig Lust den Tag lang mit einem Löffel voller Zuckerwasser durch den Garten zu irren und verhungernde Hummeln zu suchen. Sollen die Hummeln doch für sich selber sorgen! Wir können Rahmenbedingungen schaffen.

Blüten allüberall


Dienstag, 5. März 2019

Kleine Kulturgeschichte der Königsberger Klopse

Ich blicke auf ihn: den Klops der Rätsel. Auf den ersten Blick liegt er einfach und schmackhaft vor mir, der Königsberger Klops. Auf den zweiten Blick löst sich die Einfachheit in Nichts auf, so ähnlich wie das Mehl in der Klops-Sauce.

Die Sache scheint einfach: Königsberger Klopse; fast schon ein Synonym für uninspiriertes Kantinenessen. Neben Ravioli vielleicht das einzige Gericht, das eine dauerhafte Heimat in der Dose gefunden hat: Hackfleisch, Kartoffel, Sahne. Eine Dreieinigkeit des Unheils scheint auf dem Teller zu liegen.

Und doch: ein genauerer Blick lohnt. Angeblich ist der Königsberger Klops das bekannteste Regionalgericht der deutschen Küche – und doch gehört seine Heimatregion Ostpreußen schon lange nicht mehr zu Deutschland. Königsberg (Kaliningrad) liegt über sieben Stunden Autofahrt von der nächsten deutschen Grenze entfernt.



Geprägt wird das Aroma die Königsberger Klopse von einer Geschmackskombination Sardelle-Kaper-Zitrone, die nicht typisch für Deutschland ist. Und von deren Zutaten nicht eine in Deutschland vorkommt. Es handelt sich um ein Gericht, das scheinbar überall in Deutschland ist und das sich seit dem 19. Jahrhundert in verschiedensten Kochbüchern aus allen deutschen Regionen finden lässt – und über das es dennoch kaum Informationen gibt.

Ein untypisches Gericht wird zum „typischen Deutschen Essen“, ein Regionalgericht, das allen Regionen entschwand, ein Gericht, das einfach immer da ist ohne wahrgenommen zu werden. Das Rätsel der Königsberger Klopse.


Samstag, 16. Februar 2019

Das Schwimmbadquartett ist erschienen

Bei Zitronenpresse / Verlag Dirk Franke erscheint MEIN SCHWIMMBADQUARTETT. Jetzt käuflich.

Für weitere Informationen geht es hier zu Schwimmbäder in Berlin. Ein Quartett.

Schwimmbäder in Berlin. Ein Quartett.
 

Sonntag, 27. Januar 2019

Schwimmbad Braunschweig: Schwimmen im Bürgerbadepark

Schrieb Jules Vernes von Schwimmbädern? Verfasste der französische Reiseschriftsteller und Proto-SciFi-Autor Romane über das gewöhnliche Hallenbad? Es wäre möglich. Verne griff technische Trends der Zeit auf, in der er lebte. In Vernes Zeit waren Hallenbäder eben nicht gewöhnlich. Im 19. Jahrhundert waren HallenbäderHigh-Tech. In Vernes Lebenszeit von 1828 bis 1905 wurde das moderne Hallenbad erfunden. Und dennoch existiert kein Wort des Franzosen zum Thema.

So musste ich mich von der Wikipedia-Jules-Verne-Tagung, die mich nach Braunschweig geführt hatte, in der Mittagspause davonschleichen, um ein historisches Bad zu sehen, das noch fast in Vernes Zeit entstand. Das ehemalige Stadtbad Braunschweig, heute Bürgerbadepark, gehört mit seiner Eröffnung 1932 zu den ältesten Bädern Deutschlands.



Fassade des in der Weimarer Republik gebauten ehemaligen Stadtbads Braunschweig, heute Bürgerbadepark. Im strahlenden Sonnenschein.
Bürgerbadepark, Hauptfassade

Vieles, was Verne im 19. Jahrhundert beschrieben hatte, war noch ferne Science Fiction zu der Zeit des Stadtbads Eröffnung. Die Eröffnung des Bades lag zeitlich näher an Vernes Todestag als an der ersten Mondlandung.

So also begab ich mich den kurzen Weg in strahlendem Sonnenschein durch die Braunschweiger Parklandschaft am Flüsschen Oker. Blumen blühten, der Himmel hatte sein schönstes Blau aufgezogen. Durch die Parks radelten und liefen die Menschen. Auf der Oker ruderten Braunschweiger.

Bürgerpark Braunschweig. Mit Radlerin und blühenden Blüten an einem sonnenreichen Frühlingstag.
Bürgerpark Braunschweig


So stand ich dann vor dem Bad. Und war mit einer schwierigen Frage konfrontiert:

Mittwoch, 9. Januar 2019

Schwarzes Teil Scholle gefährlich?

Nein, das schwarze Teil, dass manchmal beim Essen innerhalb der Scholle auftaucht, ist ungefährlich. Es ist essbar. Es handelt sich um den Rogen, also die Scholleneier. Ob es sich dabei um eine Delikatesse handelt, ist umstritten. Auf jeden Fall zeigt die Existenz des Rogens, dass die Scholle nie tiefgefroren war – bevor man den Fisch einfriert und verkauft, muss der Rogen entfernt werden.


Es ist kurz nach Weihnacht


Wir sitzen um den ausgezogenen Tisch. Der Grünkohl hat den Crockpot verlassen. Die Pfanne wartet auf die Schollen. Die eigentlich zum Grünkohl geplante Wurst fiel in letzter Sekunde dem Einkauf beim Fischhändler Beckmann in Büsum zum Opfer.

Eigentlich wollten wir nur ein paar Krabben von Manni mit der Wollmütze kaufen. Aber während Manni gerade nach hinten verschwand, um einen Karpfen zu zerlegen, lachten uns die Schollen an.
„Können wir die Schollen noch ins Weihnachtsessen einbauen?“ Kurzes Nachdenken. „Wir haben Grünkohl“. Passt das?



Zum Grünkohl soll Schweinefleisch serviert werden. Schollen gehen mit Speck. Kohl- Schwein – Fisch. Das passt. „Funktioniert Grünkohl mit Scholle?“ Spontan-Internet-Suchen per Handy im Fischgeschäft brachte das erwünschte Ergebnis. „Hat hier jemand schon mal Scholle gebraten?“ „Nö, immer nur im Restaurant frisch gegessen.“ Wird schon gehen.