Donnerstag, 17. November 2022

Umzug: Iberty.de

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Mittwoch, 16. November 2022

22-11-16 RWX


Ich lese ja keine B.Z. Aber ich gehe an Menschen vorbei, die einander erzählen "Ich lese keine B.Z. Aber in einer Überschrift stand, dass es Freitag 20 Zentimeter Schnee geben soll!" 

Seltsam: nachdem ich mal einige Monate für die Technik des Axel-Springer-Verlags gearbeitet habe, denke ich beim Öffnen von Bild.de und bz-berlin.de nicht mehr "Wehe der Schundblätter!" sondern eher "Mal schauen was die Kollegen gerade so treiben." Bzw. "Kolleg:innen", denn intern wird bei Axel Springer gegendert. Rein rational bin ich weiterhin der Meinung, dass die Welt ohne diese Blätter eine bessere wäre. Aber das emotionale Feuer in diese Richtung verschwand komplett.

Im Kranbau herrscht Jahresendrallye. Gestern verschwand der gefallene Kran von Südkreuz, bereits heute wurde in Gänze sein Nachfolger aufgebaut. Dabei konnten wir sehen, wie sich der Kranfall wohl ereignet hatte.




Die Situation ähnlich wie auf dem Foto. Der Ausleger hängt nahe der Kranbasis an zwei Seilen. Diese ziehen ihn empor. Die Hebelkräfte müssen gewaltig sein. Und Rumms, da lag er. Der Zeitdruck allerdings muss auch gewaltig sein. Innerhalb einer Woche einen defekten Kran demontieren, einen neuen Kran auftreiben und aufbauen, erscheint mir im Jahre 2022 auf deutschen Baustellen nicht alltäglich.

Frittierte Pute lässt mir keine Ruhe. Ich entdeckte, dass die erste überlieferte Erwähnung der frittierten Pute aus der The Times-Picayune (der Tageszeitung in New Orleans) stammte. Autorin des 1984 erschienenen Artikels war Dale Curry. Ich dachte, den Namen kenne ich, und schaute im Bücherregal. Siehe da:





Heute überlegte ich drei Minuten lang, ob amerikanische Bettwäsche ein Weihnachtsgeschenk wert wäre. Bis ich ernsthafter über amerikanische und deutsche Bettmaße nachdachte. Ich verwarf den Gedanken so gründlich wie er schnell gekommen war. 

Kollateralleiden: seitdem die Heizung wieder funktioniert, wir wieder 18 Grad in der Küche haben, ist mir zu warm für die Zopfmusterstrickjacke. Dabei hatten wir uns so gut angefreundet. Naja, morgen sitze ich alleine im mobilen Arbeiten. Morgen kann ich die Temperatur auf 12 Grad herunterregeln und mich in die Strickjacke kuscheln.

Dienstag, 15. November 2022

22-11-15 Überprüfen Ihres Lobverlaufs

Sport soll Menschen mit Menschen verbinden, verbindet aber auch Menschen mit Geographie. 

Heutiges Mittagessen mit Kollegen: Ich: Ich kenne die meisten Berliner Außenbezirke daher, dass ich dort einmal Schwimmen war. Kollege: Ich kenne die ganzen Außenbezirke nur, weil ich in meiner Jugend Basketball spielte und dort Auswärtsspiele hatte. 

Ich sehe die Abschlussarbeit vor mir "Das Auswärtsspiel als Einflussfaktor der Stadterkundung (+3 bis 5 Adjektive, die gerade aktuelle Forschungsansätze würdigen)". Ich sehe vor mir einen netten Geographen der mit lauter Jugendmannschaften durch verschiedenste Turnhallen pendelt, die Jugendlichen fragt, was sie von der Gegend mitbekommen.

Der Südkreuz-Kran wurde heute in kleinen Teilen abtransportiert. Soweit es sich rekonstruieren ließ, ergab sich der Kranfall beim Aufbau des Krans; vermutlich als der Ausleger nach oben gezogen werden sollte, um am Hauptkran befestigt zu werden. Der Aufbau fand überhastet statt. Der Abbau wird um so sorgfältiger durchgeführt. Es gibt tagelanges Fensterfernsehprogramm. 

Dieses Jahr ist mir nach Thanksgiving. Ich durchforste bereits Rezepte für Cranberry-Jelly, Grits and Gravy und überlege, ob eine komplette Pute wohl auf einen Grill passt.

Zur Inspiration las ich Turkey in a T-Shirt, and Other Thanksgiving Gimmicks We’ve Tried. Es behandelt das Truthahn-T-Shirt (popularisiert durch Martha Stewart, Käsetuch oder weißes T-Shirt in Butter oder Wein einlegen und beim Backen um den Truthahn wickeln), die Turkey-Talk-Line - eine Telefonnummer, die verzweifelten Köchen sofort Rat gibt, einen Social-Media-Trend von 2018 als frisch ausgezogene Erwachsene ihre Eltern fragten wie lange der Truthahn in die Mikrowelle muss. Und so on. 

Erstaunlich, dass die beiden Gimmicks, die mich reizen, für die mir aber seit Jahren die Verwegenheit fehlt, beide aus dem Cajun-Louisiana-Einfluss stammen. Frittierte Pute (also in Gänze in einen ausreichend großen Topf mit siedendem Öl getaucht, feuerfeste Umgebung empfehlenswert) und Turducken, also TURkey-DUCK-chickEN; ein Huhn in einer Ente in einer Pute.

Heute kochte Madame. 

Frittierte Pute. Bild: Thanksgiving Turkey 2017 von: Christina Telep Lizenz:  Creative Commons Attribution 3.0 Unported 

Tröt, also das Netzwerk Mastodon, nennt das veröffentlichen eines Statements nicht mehr "Tröt", sondern "Veröffentlichen." Ich will nicht sagen, dass das nun Mainstream-Langeweile bedeutet, sofort werbende Unternehmen das Netzwerk überfluten werden, werbende Seelenverkäufer nach Anhängern suchen, und ich-Brand-Bildende nach einer Identität suchen werden. Aber es ist ein Schritt dorthin. Und damit ein Schritt von mir zum schon-wieder-Verlassen des Netzwerks.

Microsoft-Prosa ist die schönste Prosa. Im englischen Original heißt der Satz "Review your praise history."

Montag, 14. November 2022

22-11-14 Kran-Kran (und andere Kräne)

Für den gefallenen Kran vom Südkreuz traf Rettung ein. Ein weiterer Kran, der sich heute den Tag über daran machte, den ersten Kran zu retten. Ein Kran-Kran oder vielleicht auch ein Meta-Kran. Aber bisher ohne großen Erfolg. Der niedergefallene Ausleger wurde zersägt und abtransportiert. Trotz vielerlei Kranereien steht der schiefe Restkran noch genauso schief auf der Baustelle wie letzte Woche auch schon. 

Auf unserem Wohnungshinterhof tauchte ein anderer Kran auf und transportierte Dachbalken auf das Dach gegenüber. Sollte die Baustelle dort ihr aktuelles halsbrecherisches Tempo doch noch vor dem Winter fortsetzen?

Überraschend aber nicht unwillkommen standen heute Morgen Heizungsmonteur und Azubi vor unserer Wohnungstür. Sie trennten den maroden Küchenheizkörper vom Netz. Gastherme und Restheizkörper laufen wieder. Ich sitze hier im T-Shirt bei 19 Grad und denke "boah, ist das heiß". Leider haben wir nun einen tonnenschweren funktionslosen Küchenheizkörper. Der Gesichtsausdruck des Monteurs als wir bestätigten "4. Stock. Altbau. Kein Fahrstuhl", sprach ein deutliches "Hat wer einen Kran?"

Nachzutragen vom Wochenende. Kristof Schreuf ist gestorben. 

Als Mensch-der-in-den-Neunziger-über-Indie-Musik-schrieb, hatte ich zahlreiche Berührungspunkte mit der Hamburger Schule. Es war kompliziert. 

"Kolossale Jugend", Schreufs erste Band und quasi die Mutter aller Hamburger-Schule-Band war mir immer zu weit weg: zeitlich, stilistisch, lebensweltlich. Tocotronic, Blumfeld et al fühlten sich an wie David Garrett, Kolossale Jugend wie Mauricio Kagel. Kolossale Jugend: Immer bewundert, selten gehört.

Dann aber veröffentliche Schreuf doch noch einen Einsame-Insel-Song für mich. "Laufe blau" erschien von der Nachfolgeband "Brüllen." Wie Brüllen durch das ganze Geschepper einen wunderbar leichten Popsong webten, ist große Kunst. Der Satz "Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarettenfabrik" habe ich damals gern und oft zitiert.  

Wem Schreuf nichts sagt, dem empfehle ich den taz-Nachruf: Der Text war seine Party.



Sonntag, 13. November 2022

22-11-13 Die Nebelgrillen zirpen nicht

Nachzutragen habe ich, dass Madame gestern bei Edeka Knollenselleriegate provozierte. Es konnte nur mit Hilfe zweier Verkäuferinnen (davon eine in Zivil) sowie der Person mit dem Stornoschlüssel und dem Preisschild geklärt werden. Es ergab einen Sieg für Madame auf ganzer Linie.

Das Nebelgrillen fiel aus. Zwar schob sich der Nebel gestern Abend vor den Sonnenuntergang, hing Nachts zwischen den Bäumen als würde er in einem Edgar-Wallace-Film mitspielen, aber heute Morgen: Nichts. Nebel weg.

Der graue Tag steigerte sich nun strahlenden Sonnenschein, so dass das Gulasch im Rahmen eines Dutch-Oven-Sonnengrillens zubereitet wurde.

Es gibt immerhin Hoffnung für die Wohnungstemperatur, in der die Heizung weiterhin nicht funktioniert. Wir werden heute Abend dementsprechend spät nach Berlin zurückkehren. Denn im Brandenburger Bungalow steht der holzbetriebene Eichhörnchenofen.

Beim Morgenspaziergang liefen wir an einem Feld mit Herbstraps (=Senf) vorbei, ebenso wie an Hochbeinschafen (=Kraniche, die sehen aus der Entfernung im Stand so aus wie hochgelegte Schafe), wie auch an Flachkranichen (=Schafe). 

Ich verfluchte das Autorenkollektiv meines Java-Skriptes das auch nach dreimaligem Kontrolllesen einfach verworren schreibt - was nicht hilft, wenn man gerade dabei ist, abstrakte Begriffe zu erklären. Womit die Wirtschaftswissenschaftler sich im Skript-Schreiben als sehr viel kompetenter denn die Informatiker erweisen.

Im Podcast lief nebenbei (also beim Kochen, Essen und so): „Alles gesagt“ mit Virologin Melanie Brinkmann.

Beim Lesen deja vu: Ich bin bei „Putins People“ an der Stelle an der Putin gerade 1999 Ministrpräsident geworden ist. Das Regime ist korrupt, das Land ging gerade durch mehrere Wirtschaftskrisen, der Tschetschenienkrieg läuft desaströs. Putin hat das Image eines grauen Appoaratschiks mit kaum messbaren Beliebtheitswerten. Die politische Karriere scheint beendet bevor die richtig begann.  Da explodieren einige Wohnhäuser in Moskau, es folgen wochenlange Luftangriffe, die die Großstadt Grosny zerstören. Putin ist ein Held.

Das liest sich so sehr nach genau denselben Drehbuch wie Luft-und Drohnenangriffe auf Kiew vor ein paar Wochen. Es ist unheimlich. Nur dass die Ukraine im Gegensatz zu tschetschenischen Separatisten über eine funktionierende Luftabwehr verfügt.

Und jetzt Google ich nach vernünftigen Erklärungen zu Java-Klassen und deren Deklaration.

Samstag, 12. November 2022

22-11-12 Viva Las Vegas

„Nebelgrillen? Ist das wie mit den Nebelkrähen? Kommen die auch nur östlich der Elbe vor?“ Am Wochenende scherzt Madame. Dabei hatte ich nur vollkommen sachlich erklärt, dass wir nur Sachen für das Grillen im Nebel in den Garten mitgenommen hatten (Gulasch für den Dutch Oven) und ich deshalb jetzt unmöglich in der Sonne grillen könnte.

Nach dem gestrigen Doppelfeature mit Neu-Berliner F und immer-noch-Münchner R aus Trattoria a muntagnole und Brombeerwein im Leydicke ließen wir es ruhig angehen und fuhren in den Garten. Gestriges Trattoria-Highlight war die Caponata. Einen netten Touch Italianità brachte die Organisationsgruppe des italienischen Filmfestivals am Nachbartisch.

Die Kraniche fliegen wieder zu Hunderten über den Bungalow. Die Violina-Rose blüht prächtig und die Mischung aus Sonnenuntergang und aufziehendem Nebel schlug jede Postkarte.

Danach Postkartenidylle mit brennendem Ofen, Sessel,Buch („Putins People“), Zeitung (FAS) und Podcast („Bis alles gesagt ist“ mit Marina Weisband).

Während ich diese Zeilen schreibe wird die US-Wahl durch die Briefwahlstimmen aus Las Vegas entschieden. Das finde ich poetisch schön.


Freitag, 11. November 2022

22-11-11 public static void()

Prinz Elon Musk küsste den verwunschenen blauen Vogel und verwandelte sich in Liz Truss. Die Explosion eines Unternehmens, das vor drei Wochen noch 44 Millarden Dollar wert gewesen sein soll, ist selbst für das Jahr 2022 spektakulär.

Wer Autounfälle faszinierend findet, für den ist hier der nicht-Paywall-Link zum New-York-Times-Artikel Two Weeks of Chaos: Inside Elon Musk’s Takeover of Twitter. Es fehlt allerdings der aktuelle Lieblingssatz der Zeitung: "Twitter, das gerade einen Großteil seiner Unternehmenskommunikation aufgelöst hat, hat auf unsere Anfragen nicht reagiert." Dafür steht die Anekdote im Artikel wie die Buchhaltung überprüfen musste, ob die Angestellten echte Menschen und keine Bots sind. 



Mir gefällt "die Twitter-Alternative", dieses Tröt, zur Zeit sehr gut. Aber ich glaube, die Nicht-Nerds werden kommen und es auf die Dauer nach ihren Vorstellungen umbauen. Es wird nur eine temporäre Bekanntschaft zwischen mir und Tröt werden. 

Finanzimperien fallen links und rechts  wie Kräne am Südkreuz. 

Der Restkran am Südkreuz steht noch. Wir fragen, uns schon, ob die Bauarbeiter noch arbeiten. Schon zwei Tage ohne Erdbeben. 

Hier im Haus arbeiten die Bauarbeiter noch. Im Treppenhaus tauchte eine Schubkarre auf. Das Hinterhaus hat die Zahl der Flutlichter auf dem Dach erhöht.

Weiterhin allerdings kein Heizungsbauer in Sicht. Gut, dass wir warm eingepackt sind. Nach der Strickjacke haben ich und der betriebsärztliche Augenservice im Rahmen der Untersuchung Bildschirmarbeitsplatz beschlossen, mein Accessoire-Game zu uppen - ich bedarf einer Lesebrille; die sich natürlich ungemein gut mit der Zopfmusterstrickjacke ergänzen wird.

Noch unbelesebrillt hangelte ich mich durch die Fernuni-Einsendeaufgaben "Java für Anfänger", die zu Montag abgabepflichtig sind. Ich habe an der Fernuni noch keine Aufgaben mit derart miserable Ausbeute abgegeben. Aber zum Glück reicht hier 1 von 100 Punkten. Das ist mehr eine "denkt noch an den Kurs"-Kontrolle als eine Wissenskontrolle.

Gestern ein ebenso erfreuliches wie überraschendes Telefonat mit der Vergangenheit über Pentabyte. 

Heute wird kommen: Trattoria a muntagnola. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird ein Menu Muntagnola bestellt werden.



Donnerstag, 10. November 2022

22-11-10 Bit Penguin

Das Büro steht noch, so wurde mir aus vertrauenswürdiger Quelle versichert. Ich blieb zu Hause, Ich empfing ein Paket mit Unterhosen, gute Nachrichten von der Fernuni und den internen Newsletter, der einem Herzensprojekt von mir in den letzten Wochen einen kleinen Artikel widmet.

Das Büro steht noch ebenso wie der schiefe Kranstumpf daneben. Außerdem: wenn der Kran fällt, dann vermutlich eher auf die Abteilung Finanzen als auf die IT; ich kann morgen wieder zurück an den Sachsendamm.

Der Schock, dass gestern Nachmittag 15 Meter neben mir ein tonnenschwerer Kranausleger auf die Erde stürzte, sitzt immer noch. Auch mit einem Tag Abstand, krass dass anscheinend wirklich niemand etwas passiert. Wahrscheinlich aber stürzte der Kran, als die Welt sich wieder etwas mehr in die normale Umlaufbahn zurückruckelte.

An einem Tag 

- platzt eine weitere große Krypto-Währungsblase. Die zweitgrößte Handelsbörse für Kryptowährungen FTX, implodiert, offensichtlich unter tatkräftiger Mitwirkung der größten Handelsbörse. 

- zieht Russland sich tatsächlich aus Cherson zurück, gesteht also mindestens intern ein wie sinn- und erfolglos der Angriffskrieg ist. 

- hat "Team Crazy" bei den US-Midterms schlecht und vor allem ohne Vorwärtsperspektive abgeschnitten. 

Die Welt am Abend des 9. Novembers 2022 war ein Stück weit mehr meine Welt als die am Abend des 8. Novembers 2022.

Natürlich sind die USA trotzdem politisch ganz anders als Deutschland. Und alleine der Versuch, das ganze anhand deutscher Verhältnisse zu erklären, ist, wie zu sagen: "Der Grand Canyon ist wie die Loreley, nur größer und trockener." 

Vor allem sind die USA vielfältiger. Auch politisch. Ein Ausdruck dessen entdeckte ich heute im New York Magazine. Dort gibt es seit Jahren einen Abschnitt "Lookbook" - Moderedakteure gehen zu einer Veranstaltung und fotografieren Streetstyle. Jetzt waren sie: 

At a Democratic Socialist Convention. 

Und mein:e Lieblingsdemokratische:r Sozialist:in in New York: "Bit Penguin, Electronics modifier, Bensonhurst."

Das New York Magazine war heute sowieso gut für Überraschungen:

Screenshot des New York Magazins mit Aufmacher "Mathias Döpfner, Part Murdoch, Part Musk"


Ein ausufernd ausführliches Porträt des Axel-Springer-Chefs und Politico-Inhabers Mathias Döpfner aus ungewohnter US-amerikanisch-großstädtischer-progressiv-zentristischer Perspektive.

Dem Porträt entnahm ich, dass Döpfer seinem Buddy Musk zuredete, Twitter zu kaufen. Und seitdem glaube ich, dass das ganze Twitter-Debakel nur eine von VW über Döpfner eingefädelte Intrige ist, um Tesla zu schwächen.

Auf Tröt las ich auch Interessantes. Aber dazu später mehr. Noch bin ich zu sehr damit beschäftigt Pumpkin Pie zu backen und auf Vermieter und/oder Heizungsfirma zu warten. Nachdem der Home-Office-Tag dazu verleitete, die Heizung anzustellen, quittierte die Gastherme unter lautem Getöse innerhalb von 20 Sekunden den Dienst. 

Aktuell 17 Grad. Aber ich bin ja seit gestern wohlgewärmter Zopfmusterstrickjackenträger.

Mittwoch, 9. November 2022

22-11-09 Kranfall zu Südkreuz

Action! Sie hält an die Aktion um mich herum. Nachdem ich schon auf dem Treppenhaus einen Trupp Bauarbeiter:innen traf (Wohnung, zweiter Stock, kein Bezug zum Hinterhaus) und dann beim Regenradeln einen Trupp Jogger, der aussah als wäre er Polizei in Ausbildung, hielt der Rest des Tages sein hohes Tempo durch.

Immerhin, einige Sachen scheinen vollendet zu werden.  Ich konnte mich guten Gewissens am Abend in die neue Strickjacke mit Zopfmuster schmiegen konnte. Über Jahrzehnte hätte ich ja Strickjacken mit Zopfmuster als Rentnerkleidung abgelehnt. Aber alleine, dass ich etwas Jahrzehnte lang machen konnte, zeigt, dass ich im Strick-Zopfmuster-Alter angekommen bin.  

Vorher war aber noch der Action-Moment des Tages. Bei dem wir Glück hatten, dass es keine Toten gab. Ein Kran auf der Baustelle neben dem Büro ist abgebrochen. Der Ausleger fiel zu Boden. Soweit wir erahnen können, war es so ein Mobil-Kran-auf-LKW. Das komplette Gebäude bebte. Der abgestürzte Kran-Teil fiel zum Glück auf leeren Grund. Mit etwas Pech hätte es auch das Dach über uns sein können. Soweit wir sehen konnten war niemand verletzt. Nichts außer dem Kran war kaputt. Wie man aus dem Südteil des Büros sehen kann, steht der Fuß des Krans reichlich schief. Gut, dass ich morgen sowieso von zu Hause arbeiten wollte.



Madame bestellte eine Waschmaschine. 

Heute fand eine US-Wahl statt, die im Wesentlichen sagt "Alles bleibt wie es ist." und auch "dieses 'wie es ist' ist echt kompliziert."

Heute hat Russland angekündigt sich aus Cherson zurückzuziehen, wobei Skepsis angebracht ist, ob es wirklich passiert. 

Ist Jubiläum der Deutschen Revolution (104 Jahre), der Pogromnacht (84 Jahre) und des Mauerfalls (33 Jahre).  

So viel Politik auf einmal kann ich textlich nicht verarbeiten. Als Zopfmusterstrickjackenträger fühle ich mich auch nicht mehr verpflichtet, es zu versuchen. 

Dienstag, 8. November 2022

22-11-08 KM468

Und Action! Spärlich sind die Tage an denen ich noch vor 7 Uhr morgens und vor dem ersten Kaffee bereits die halbe Küche fege - und die halbe Küche staubsauge; die Modellnummer unserer Kaffeemaschine herausfinde, die Zweitkaffeemaschine lokalisiere - und dann auch noch gleich eine Ersatzkanne für das gesprungene Kanne der KM468 bestelle. Und dann Kaffee.

Der Tag behielt diesen Modus bei - die Ereignisse wurden an sich erfreulicher, aber dieses Überraschungsmoment mit neuen Arbeitspaketen blieb erhalten. Wobei es nicht half, dass ich die Existenz eines vormittäglichen Drei-Stunden-Meetings komplett vergessen hatte. Dessen Auftauchen verbesserte den Rest der Tagesplanung nicht. 

Madame testete derweil experimentell, wie viele Oerstedt eine Gurke hat. Das Ergebnis liegt bei nahe Null. Wenn Madame nicht gerade gurkenforscht, lässt sie klarstellen: Keineswegs fuhr sie gestern nach Charlottenburg, um ein Fahrrad aufzupumpen. Sie fuhr zwar nach Charlottenburg - aber keinerlei Fahrräder wurden in ihrer Gegenwart aufgepumpt. Weder in Charlottenburg noch anderswo. 

Die nachmittägliche Dunkelheit erlaubt neue Einblicke. Entgegen meiner Thesen scheinen in der neuen Vattenfall-Deutschland-Zentrale am Bahnhof Berlin-Südkreuz doch Menschen zu arbeiten. Durch die erleuchteten Fenster kann man Veranstaltungen sehen, in denen gut gekleidete Personen Folien an eine Leinwand projizieren und andere zusehen. 

Näher am zu Hause, macht die Hinterhaus-Dach-Baustelle ungeahnte Fortschritte. In der Dunkelheit, mit Baustellen-Flutlichtern, sieht sie beeindruckend aus. Die Frage, ob es sinnvoll ist, ausgerechnet Mitte November Dachbalken und Dach komplett zu entfernen, möchte ich nicht stellen. Die Herren von der Baustelle sollen das Dach über unseren Köpfen bearbeiten wenn sie im Hinterhaus fertig sind. Bis dahin möchte ich an die Kompetenz der Bauarbeiter glauben.

Das Küchenthermometer bleibt bei 16 Grad morgens und abends. Für Euch getestet: Bei strahlendem Sonnenschein lässt sich ein Besprechungsraum mit großen Süd- und Ostfenstern auch ganz ohne energetische Nachhilfe auf 29 Grad bringen. Ich empfehle ihn aktuell Kolleg*innen als büroeigene Wärmestube. Zumal er Unterhaltungswert bietet. Durch seine Fenster lässt sich gelegentlich ein vorbeirauschender Staatsbesuch bewundern. 



(Die Strecke ist eine mögliche Strecke vom Flughafen zum Bundesministerium der Verteidigung. Die Zusammensetzung der Kolonne aus vielen Limousinen und wenigen Kleinbussen spricht für wichtigen Einzelbesuch. Es ist mir bisher noch nicht gelungen, er ergründen wer in dieser Fahrzeugkolonne saß)

Montag, 7. November 2022

22-11-07 Wie riecht Deutschland?

Madame fuhr nach Charlottenburg und ließ Fahrradreifen aufpumpen.

Das Küchenthermometer zeigte heute Morgen 15 Grad, ist aktuell bei 16 Grad. Noch ist das gut aushaltbar. Aber trotz des wärmsten Novembers aller bisherigen Zeiten, ist der Zeitpunkt absehbar, an dem wir die Heizung anschalten werden. (mit kurzem Gedanken an die Menschen weiter östlich in den beschädigten Häusern ohne funktionierende Heizung).

Nachdem sich ein komplettes journalistisches Genre namens "Energiespartipps" bildet, zitierte Madame einen besseren Artikel zum Thema aus dem Guardian. Quintessenz: Heat the Human, not the room. Und seitdem kennt mein Google schöne neue Wörter wie Indoormütze und Schlafmütze. Es freut auch meinen inneren Haushälter, der deutsche-Michel-Mützen als "Investition" verbucht, Heizgas hingegen als "Konsum".

Nebenan in der New York Times fand sich eine Anpreisung für die kürzlich verstorbene Julie Powell - frühe Foodbloggerin, mit dem Projekt alle Rezepte eine Julia-Child-Kochbuchs nachzukochen. Es führte zu einem Blog, einem Buch, Ruhm und einer Fernsehserie "Julie & Julia". 


Nachdem Madame aus Charlottenburg zurückkam, beschloss sie, dass Miesmuscheln nicht so sehr fein sind, sondern auch vergleichsweise nachhaltig. Man muss immerhin nicht das halbe Meer zerstören, um sie zu finden. Da sie von Natur aus in dicht besiedelten Kolonien leben, ist der Anbau auch unkompliziert und Antibiotika-frei. Außerdem konnten wir so schon für das Weihnachtsmenü üben.



Ich brachte vom Istanbul-Supermarket ein Büschel Petersilie mit. Und entdeckte an der Kasse WM-Duftbäume: Deutschland, Polen, Brasilien, Argentinien.. Fast hätte ich die 1,98€ alleine aus Neugier investiert. Dann aber fiel mir ein, dass die normale Insassenzahl unseres Autos >1 beträgt und dieses Experiment vielleicht nicht auf Gegenliebe fällt.

Nun aber sitze ich zu Hause und grüble "Wie riecht wohl Deutschland? Wie Polen?"

Sonntag, 6. November 2022

22-11-06 Zwerchfell mit Schuhbeck

Einige von Euch werden es mitbekommen haben. "Starkoch" Alfons Schuhbeck hat Steuer- und Justizprobleme. Das ist ein Thema für die einschlägige Presse, sendet Schockwellen durch die kulinarische Landschaft ebenso wie durch die Münchner Szene. Damit kann ich leben: was mich allerdings trifft, ist dass im Rahmen der Schuhbeckschen Geschäftsprobleme seine Gewürze zunehmend schwer zu bekommen sind. m

Mein hilft-beim-Grillen-bei-Alles-Gewürz die "Lamm Gewürzzubereitung zum Braten und Grillen" war zwischenzeitlich aus. Nur dank des Geburtstags bin ich wieder versorgt. Und konnte diese Zubereitung gleich bei einem Skirt Steak einsetzen. (Siehe Blogpost nebenan)

Rückblickend würde ich sagen, das Skirt Steak, aka Kronfleisch ist derart aromatisch, dass es keinerlei zusätzlicher Gewürze bedarf. Meine Güte.

Während ich so grillte, flogen die Kranichschwärme über das Haus, die ich schon weiter auf der Route gen Afrika vermutet hatte. Die Sonne schien stark genug, um uns auch Anfang November auf die Terrasse mit sich auf einen strahlen grünen Garten zu locken. Nebenbei bestaunte ich die Strauchrosen, die sich seit dem Frühjahrsrückschnitte von kniehoch hin zu drei Metern emporgeschossen hatten.

Dazu gelesen. Weiterhin "Putins People" (auf deutsch Putins Netz) - eindrucksvoll. Es ist eine Sache abstrakt zu wissen, dass es nach 1990 zu wilden Geldverschiebeaktionen und Machtübernahmen mit der Mafia, dem KGB und der Ex-KPdSU gekommen ist. Es ist etwas ganz anderes, davon detailliert mit Namen, genauem Vorgehen und Zusammenhängen zu lesen. Und zu lesen, wie Russland wurde was es ist.

Matthias Warning. Ex-Stasi-Offizier, Putin-Vertrauter und Nordstream-Lobbyist. Bild: Управляющий директор компании Nord Stream AG Маттиас Варниг von Пресс - служба Президента Российской Федерации Lizenz: Diese Datei stammt von der Webseite des russischen Präsidenten und ist lizenziert unter der Creative Commons Namensnennung 4.0-Lizenz. Kurz gesagt: Du darfst die Datei vervielfältigen, verbreiten und öffentlich zugänglich machen sowie Bearbeitungen davon anfertigen, solange du www.kremlin.ru als Urheber nennst

Passend dazu, hat der Focus - ausgerechnet der Focus - eine Zusammenarbeit mit dem Economist gestartet. Was mir erlaubt, einen Economist-Artikel auf Deutsch ohne Paywall zu verlinken:  Beitrag unseres Partnerportals „Economist“Russlands Elite erwägt eine Zukunft ohne Putin . 

Während das Institute for the Study of War schon seit Wochen detailfreudig darstellt wie Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin sich als neuer starker Mann zu präsentieren versucht, widmet sich der Economist den traditionellen Apparatschiks. Fazit: 

Die Elite [wird] in den nächsten Wochen und Monaten realisieren wird, dass es an ihr liegt, das Regime zu retten - vielleicht sogar ihr eigenes Leben. Bisher hätten die Mitglieder stets auf Putins Fähigkeit zum Erhalt des Regimes (und damit auch ihrer selbst) vertraut.

Mittlerweile würde Ihnen das Vertrauen in Putin fehlen, noch aus der Situation herauszukommen. 

Es gibt also drei Gruppen: Putin, dem eine überzeugend militärische Option fehlt, der auf Durchhalten setzt. Der darauf setzt, dass Kälte, Stromnot und innere Streitigkeiten Ukraine und westliche Partner destabilisieren. Seine Hoffnung ist, dass ihm die Ukraine zum Höhepunkt des Winters hin auf dem Silbertablett serviert wird.

Prigoschin/Kadyrow, die auf Eskalation setzen. Zumindest nach außen. 

Und die Apparatschicks, die das Thema gerne ganz los wären - aber nicht wissen wie und schon gar nicht, wie sie es loswerden ohne als Vaterlandsverräter dazustehen oder aus einem Fenster zu fallen.  

Samstag, 5. November 2022

22-11-05 WMDEDGT

Sieben Uhr. Wir wachen langsam auf und Madame bittet um Anschaltung des Radios. Bis ich mich zum Radio gedreht habe, hat im Deutschlandfunk die Presseschau mit den Kommentaren der Tagespresse begonnen. Ein journalistisches Genre, das mit bis heute erstaunt. "Die Nord-Olper Rundschau findet, dass die iranische Führung.." Warum? Für wen hat eine Relevanz, was die Nord-Olper Rundschau dem iranischen Regime empfehlen würde? Das Regime selber? Gibt es Menschen, denen der Kommentar der Rundschau noch ein Leuchtturm im wilden Wogen des politischen Meinungswesens ist? 

Über diesen Gedanken döse ich davon- Es ist Samstag, wir können dösend und internetlesend bis neun mit Kaffee im Bett bleiben. Gegen Neun treiben bis uns Frühstückshunger und ein vages Gefühl, dass es im Leben noch Anderes geben muss als Dösen-mit-Kaffe, aus dem Bett. Es folgt Frühstück mit Madames weltbestem Sauerteigbrot und diversen Aufschnitten. Der Deutschlandfunk ist inzwischen zum Wochenendjournal mit einem Bericht zur Rammstein Airbase fortgeschritten.

Die Mischung aus Das-doch-nicht-Weihnachtshotel-hat-endlich-die-Anzahlung-zurücküberwiesen und einer versuchenden auf-heute-begrenzt-Aktions-Werbemail eines Anziehzachen-Internetladens verleidet mich zum shoppen. Sie nennen es "Loungewear", ich sage dazu "IT-Fachkleidung."

Da es uns gestern zu kalt und dunkel war, um noch zum Bungalow zu fahren, packen wir langsam. Das Küchenthermometer zeigt 16 Grad, fühlt sich wach und ausgeschlafen wärmer an als die 17 Grad vom Abend vorher. Wir packen ein paar Nahrungsmittel, Unterwäsche und Bücher ein und machen uns auf Richtung Verlorenort.

Ich bitte Madame, ihren Laptop einzupacken. Mein Desktop-PC ist nicht transportabel und mein Laptop so malad, dass er auf Dauerstrom angewiesen ist. Denn heute ist der 5., der Tag von Was-machst-Du-eigentlich den ganzen Tag (WMDEDGT). Und mehr als drei Absätze kann ich auf dem Handy nicht bloggen. I need a Keyboard.

Der neu Lambda-besonnte Subaru fährt besser als seit Wochen. Fast hätte ich die Fahrt sich deutlich verzögert. Eine junge Frau mit Wolfsburger Kennzeichen ist verwirrt durch das Autobahndreieck Berlin-Funkturm. Das kann ich total verstehen. Nicht verstehen kann ich die Fast-Vollbremsung auf dem Mittelstreifen einer dicht befahrenen Stadtautobahn und das plötzlich nach-Rechts-Ziehen über zwei Spuren hinweg im Schritttempo auf die Ausfahrt. Zum Glück finden ich und alle Autofahrer*innen der näheren Umgebung rechtzeitig die Bremse, alle Autos und Insassen bleiben heil. 

Dazu läuft das Deutschlandfunk-Europa-Journal zum "Alltag im Kosovo." Madame liest im weiteren Verlauf der Fahrt vom Beifahrersitz aus die besten Stellen aus dem Guardian vor.

Bei der Ankunft gegen 12 begrüßt uns bereits ein Trupp Kraniche, der auf dem Acker neben der Ortseinfahrt steht. Es scheint die Sonne. Die neu errichtete Bank leuchtet einladend vor dem Haus, nach einer kurzen Gartenrunde lasse ich mich auf der Bank nieder und lese mich durch das Internet. 

Empfehlenswert zum Beispiel der Blog-Reisebericht "Mit Familie im Zug von Turku nach Venedig" in bisher fünf Teilen oder der Read-like-the-Wind-Newsletter der New York Times. Viel mehr Zeitungen und Feuilletons könnten doch auch mal Bücher besprechen, die nicht in den letzten drei Monaten erschienen sind. Madame liest derweil die aus Berlin mitgebrachte Print-Sonntags-FAZ.

Im Hinterkopf arbeitet die durch die Gartenrunde aufgeworfene Frage "Wenn die Wildrose neben der Mirabelle zu groß wird - wohin dann mit ihr?" Aber bisher ohne Antwort. 



Während wir sitzen, lebt das pralle Leben um uns herum. Auf des Nachbarshausdach setzt sich ein Reiher. Eine Vierergruppe Kraniche lässt sich von warmer Luft in Kreisbewegungen über uns nach oben treiben. Auf dem großen Wühlmaushügel vor uns landet eine Libelle. Admirale flattern ums uns herum. Am Ende lässt sich eine herbstermattete Hippiewespe (aka Gallische Feldwespe) auf meinem Arm nieder. 

Gartenbankblick

Der Kaptain schickt eine Signal-Nachricht vom Energiekostendrama. Immerhin: für den September-Strom gibt es eine ganz brauchbare Rückerstattung.

Es kommen die Nachbarn T und N vorbei. Sie sind auf dem zum Angeln und fragen ob wir heute Abend frisch geangelte Forellen haben möchten - aber hallo. Das Abendessen ist gesichert.

Gegen 14.30h ist die Sonne soweit um das Haus gezogen, dass die Bank im Schatten liegt. Die 11 Grad Außentemperatur sind doch etwas frisch zum Sitzen und wir ziehen auf die sonnenbeschienene Terrasse um. Irgendwann packt mich schlechtes Gewissen, dass ich ja nicht den ganzen Tag sitzen und lesen kann. Ich packe die Fernuni-Unterlagen aus und verlege mich aufs Sitzen und lernen.

Es geht: Zins, Zineszins, effektiver Jahreszins, Investitionskostenrechnung et cetera. Wir fragen uns, warum das kein Schulstoff ist. Mathematisch ist das im Vergleich zum Abistoff nun wahrlich kein Hexenwerk - und es hat im Gegensatz zu sich schneidenden Ebenen im dreidimensionalen Raum praktische Relevanz für fast Jeden.  



Um 16 Uhr, wird es dann auch auf der Terrasse zu kalt. Wir ziehen uns in den Bungalow zurück und beschließen erstmals diesen Herbst irgendwo so richtig zu heizen. Ich hole eine Armvoll Holz von hinterm Schuppen, Madame versucht sich am Entzünden des Eichhörnchenofens. Der Ofen kann sich anscheinend auch nicht mehr richtig erinnern, wie das mit dem Heizen funktioniert und leistet Widerstand.

Um mich vom effektiven Jahreszins bei stetiger Verzinsung abzulenken, spiele ich erst mit Duolingo, dann greife ich zu einem Geburtstagsgeschenkbuch "Putins People." Das Buch erschien 2020. Es hilft Vieles in der Welt zu erklären, was im letzten Jahr passiert ist. Ein gutes Geburtstagsgeschenk.



N ist derweil mit einer Forelle und einer Lachsforelle vorbeigekommen. Gegen 18 Uhr beginnt Madame mit der Zubereitung im Backofen. Dazu Schupfnudeln aus dem Kühlschrank und Salbeibutter, in Teilen aus dem Beet. Es schmeckt so fein, wie die Beschreibung vermuten lässt. 

Es knistert der Eichhörnchenofen, ich schwanke zwischen Putin und Zinseszins. Wir beschließen, dass es draußen schon sehr dunkel ist, und die Bettdecken warm und wir umziehen könnten. Vorher holen wir allerdings Schlafsachen/Loungewear/IT-Fachkleidung ins Wohnzimmer in die Nähe des Eichhörnchenofens. Niemand möchte in einen vier Grad kalten Schlafanzug schlüpfen.

Vielleicht mache ich aber auch noch eine Runde HIIT.

Freitag, 4. November 2022

22-11-04 Bruno Mars wurde 1985 geboren, Ed Sheeran 1991

Madame fuhr nach Königs Wusterhausen und managte eine Toilettenschlange. 

Ihr kennt diesen leeren Menschen-in-der-U-Bahn-fahren-zur-Arbeit-Blick? Zumindest aus Funk und Fernsehen? Als zur-Arbeit-radelnder sehe ich ihn ja normalerweise nicht. Aber heute brachte mich der Teamtag ans andere Ende der Stadt und in die Ringbahn. 

Ich stellte fest: wenn jemand ein sorgfältig abgestimmtes Outfit in Sonnengelb trägt (von der Socke bis zum Regenschirm), mit fein abgestimmten Flamingo-Rosa-Akzenten - dann wirkt dieser grau-in-grau-Gesichtsausdruck noch deprimierender als eh schon.  

Teamtag war sowohl persönlich wie auch teamlich sowohl im inhaltlichen wie Teambuilding-Teil sehr erfolgreich. Als Tipp: Schlag-den-Raab-Varianten zum Selberspielen (wie hier: Can you beat me) sind ein echter Gewinner auch für anspruchsvolle Gruppen. Am besten natürlich: Team Rot hat die Konkurrenz pulverisiert! 

Vom Würfeln über das Puzzeln und das Badminton waren wir überragend und bei den ganzen Trivia sowieso - hat halt Team Wikipedia mitgespielt. Nur bei Popstar-Geburtsdaten schwächelten wir kurz. 

Der Subaru hat eine neue Lambda-Sonde. Und da Freitag ist, sind alberne Wortspiele erlaubt gewünscht. Es gibt Lambada:



Donnerstag, 3. November 2022

22-11-03 Unterhalb der Toleranzgrenze

Ist es noch ein Ding, dass Start-Ups ihre Angestellt*innen zwar in Phantasiegeld, Muschelschalen und falschen Hoffnungen bezahlen, Ihnen aber dafür Kickertische, Boulderwände und Tandem-Fallschirmsprünge während der Arbeitszeit bieten? 

Das ist nichts gegen den öffentlichen Dienst. Heute musste ich meine Schulung zum Brandschutzhelfer verschieben, weil an dem Tag schon Grippeimpfung und Augenuntersuchung für Bildschirmarbeitsplätze (ehemals G-37-Untersuchung) anliegen. Leben am Limit!

Grippeschutzimpfung (Symbolbild)

Nicht alles ist schlecht an den Zeiten. So habe ich eine Unzahl neuer sozialer Kontakte gewonnen - zu Mitarbeiter*innen im Kundendienst diverser Energieanbieter. Heute: Ich gebe den Gaszählerstand ein. Da es ja warm war, und sowieso, haben wir letzten Monat nicht geheizt sondern nur mit Gas gekocht. Leider glaubt unser Gasversorger für Berlin das nicht "Eintrag nicht akzeptiert. Eintrag unterhalb der Toleranzgrenze." 

Die Küche ist der temperaturstabilste Raum der Wohnung. Das Thermometer dort zeigt akut, ohne jede Heizung, 17 Grad an, und ich überlege erstmals einen etwas dickeren Pullover rauszusuchen.

Heute lernte ich: Vinaigrette ist nicht nur eine Salatsauce aus Essig und Öl und gleichzeitig ein russischer Rote-Beete-Salat mit Mayonnaise sondern auch noch - in der Schreibweise Vinagrete -  eine brasilianischer Tomatensalatbeilage


Bild: Skydive Miami, von Norcal21jg, Lizenz: Public Domain

Mittwoch, 2. November 2022

22-11-02 southpark@wikis.world

Die Auto-Unpässlichkeit von Montag hat mittlerweile einen Namen und einen voraussichtlichen Preis bekommen. Sie heißt "Lambda-Sonde", und wenn Madame und ich die einschlägige Fachliteratur richtig interpretieren, könnten die lambda-sonden'schen Unwohlheiten auch die ein oder andere Rummuckelei des Subarus in den letzten Wochen erklären. Wir warten auf das Ersatzteil und sind gespannt.

 

Alte und neue Lambdasonde (2009). Bild: New vs old oxygen sensors von: dave_7 from Lethbridge, Canada Lizenz:   Creative Commons Attribution 2.0 Generic

Die Unzufriedenheit mit Social-Media-Konzernen dauert nun schon länger an und so gab es mittlerweile viele hunderte versuchte Alternativen zu deren Plattformen. Auf diversen dieser Alternativen habe ich mich in den 2010ern angemeldet, nur um mich dann innerhalb von Tagen nach Abflauen des Hypes sehr allein zu fühlen. Mein Gefühl, als die "Twitter-Alternative" Mastodon um die Ecke kam, war ein klares "Och, nö, nicht noch eine scheiternde Alternative." 

Irgendwann ließ ich, ganz ohne Mastodon-Account, Twitter erst brach liegen und löschte dann später den kompletten Twitter-Account. Eine meiner besten Entscheidungen der letzten Jahre. Nun kaufte der Bro-Prophet Elon Musk Twitter, viele Menschen suchten spontan das Weite und priesen Mastodon an. Ich ließ mich mitreißen und bin dort unter southpark@wikis.world zu finden.

Frau Herzsprung veröffentlichte nebenan einen guten Text zum neuen Twitter-Geschäftsmodell und einen noch besseren, warum man das als Privatperson mit Kurznachrichtendiensten einfach bleiben lassen sollte.

Post von diversen Autoversicherungen. Entweder wir müssen im Januar 1200 Euro zahlen. Oder wir bekommen 700 Euro. Oder irgendwas dazwischen. Es bleibt spannend. 

Falls ihr ein Weihnachtsgeschenk für einen Tech-Nerd mit Ästhetikgefühl sucht: Das Buch "Open Circuits". Hatte Kollege C heute in seiner ganzen gedruckten Pracht dabei - und das ist schon sehr schön.

Gerade wiedergefunden: Mein höchster (oder niedrigster, je nachdem) Punkt auf Twitter.


Dienstag, 1. November 2022

[Blogpost nebenan]: Maisziegel

Abstrakt gesprochen finde das Backen ich extrem töfte: Man bringt drei Zutaten zusammen, die in Zusammensetzung etwas komplett anderes ergeben als die drei vorher. Dann setze man es Hitze aus und es entsteht etwas noch anderes.

Die Back-Grundidee behagt mir sehr: einen Prozess gut auf den Weg bringen und dann läuft er unaufhaltsam wie von selber.

Praktisch mag ich süßes Backwerk so la-la. Was nicht-süßes Backwerk angeht werde ich schon mit dem weltbesten Brot bebacken. Ich habe also wenig Anlass, meine Vorliebe umzusetzen. Dementsprechend gemischt sind die Erlebnisse wenn ich versuche.

Zum Beispiel beim Brasilianischen Maiskuchen für die Kulinarische Weltreise. Details und Fotos unter  Low-n-slow: Bolo de fubá, Maiskuchen-Samba