Sonntag, 25. November 2018

Die Tanne an unserem Garten als Sing- und Sitzwarte

Die Ödnis als Baum: die Tanne. Als Sing- und Sitzwarte für Vögel jedoch eignet sie sich hervorragend.

Vögel am Sing- und Sitzwarten

"EINE Tanne. Das wäre nichts für mich.“ Schräg-gegenüber Nachbar Dietbert ist klar. „Die wird viel zu hoch. Und dann noch allein stehend. Da fehlt die Ordnung. Ich brauche meine Thujenhecke.“ Das ist deutlich zu sehen. Hat Dietbert seinen Yin- und Yang-Schotter doch hinter einer drei Meter hohen Thujenmauer versteckt.

Anders sehen es unsere anderen Nachbarn, Wilhelm und Wilhelmina. Die haben eine schicke Einzeltanne am Ende ihres Grundstücks stehen. Und so wenig ich mir je einen Nadelbaum im Garten wünschte, so apart ist doch diese Gartengrenztanne.

Dass wir einmal Frieden miteinander schließen, der Nadelbaum und ich, hätte ich nicht geahnt.

Donnerstag, 8. November 2018

Die ersten Naziskins der DDR

Wann die ersten Naziskins in der DDR auftauchten, lässt sich nachträglich nicht mehr sagen. Alltagsphänomene in einem Staat der Zensur und Medienkontrolle lassen sich kaum rekonstruieren. Allerdings verdankt sich der zentral gesteuerten Medienlandschaft der DDR, dass man genau sagen kann, wann es die ersten offiziellen DDR-Naziskins gab: 1988.


Bundesarchiv Bild 183-1990-0115-032, Leipzig, Demonstration von "Republikanern", Neonazis
Teilnehmer einer Leipziger Montagsdemo 1990. Laut DDR-Nachrichtenagentur zugereiste Wessis. Bild: Bundesarchiv, Bild 183-1990-0115-032 / Kluge, Wolfgang / CC-BY-SA 3.0

Meine ersten Nicht-Naziskins


Es war eine Klassenfahrt auf die Ostseeinsel Rügen. Wir fuhren im Jahr 1991, knapp anderthalb Jahre nach der Wende. Wir als 15jährige Niedersachsen sollten die deutsche Einheit feiern. Uns war das herzlich egal. Aber unseren Lehrern lag daran. Wir fielen als Touristen in einen Landstrich ein, der noch nicht wirklich darauf vorbereitet war. Die Leihräder hatten wir in Verbindung mit den Rüganer Feldwegen in zwei Tagen in ihre Einzelteile zerlegt. Die ein- oder andere Gastronomie war einer Gruppe Westdeutscher Jugendlichen und deren Ansprüchen nicht gewachsen.

Neben kaputten Fahrrädern und überforderten Kellern blieb aber vor allem eines in Erinnerung: die Gruppe männlicher kräftiger Jugendlicher, die sich am Zaun unserer Jugendherberge versammelte und wartete, bis endlich mal ein Wessie zum Vermöbeln rauskam. Das waren ausweislich ihrer Kleidung noch keine Nazis. Aber nach dem zu urteilen, was sie uns zuriefen: ihre Gedankenwelt schien nahe.

Eine Freundin, Trampen auf Rügen 1994, erzählte, dass sie eine interessante Mitfahrt hatte. Bei ihrem Fahrer hat sie das Eiserne-Kreuz-Tattoo zu spät bemerkt, ebenso dann die eindeutige Musik im Kassettendeck. Wirklich mulmig wurde ihr, als er ihr die (Schreckschuß?)-Pistole im Handschuhfach zeigte. Es waren wilde Zeiten. Umso erstaunlicher, dass sich die Szene in wenigen Jahren so stark entwickeln konnte von pöbelnd-gewaltbereiten Jugendlichen hin zu organisierten und bewaffneten Nazis.


Inoffizielle Naziskins


Wann die ersten Naziskins in der DDR auftauchten, lässt sich im Nachhinein nicht mehr sagen. Während es einen untergründigen Faschismus mit Hitler-Geburtstagsfeiern, Verachtung gegenüber Ausländern, und spontaner unorganisierter Gewalt gegen „Andere“ die gesamte DDR-Zeit hindurch gegeben hatte, so fehlten diesem doch Gelegenheit und Möglichkeit sich zu organisieren.
Eine echte Skinhead-Szene mit engen Verwicklungen zu Neonazis entwickelte sich seit Anfang der 1980er.