Samstag, 30. Dezember 2017

Sara + Gina = BFF💓💓💓

Die deutsche Sprache kennt 32 Wörter für Regen. Mindestens 16 von diesen ließen sich an diesem Brandenburger Spätabend anwenden. Ein Zug soll kommen, in ihm Ms Fluffy. Sie kommt mit der S-Bahn aus Berlin, sprintet dann in Hennigsdorf einmal den Bahnsteig entlang zur Regionalbahn Neuruppin und dann nach Kremmen.

Ein Bahnhof. Ein Bahnsteig. Zwei Gleise. Eines davon endet hier. Ein großer Parkplatz für den Pendelverkehr nach Berlin. Pionierfauna neben dem Funkmast. Ein Funkmast, ein Überbleibsel von DDR-Truppen? Das Bahnhofsgebäude ist als solches nicht mehr in Betrieb. Vor einigen Jahren hingen hier neue Schilder mit dem Hinweis auf einen Kiosk. Vom Kiosk selber war nie etwas zu sehen. Die Schilder verschwanden mittlerweile auch wieder.



Auf der anderen Seite der Gleise: Gebüsch, Wald, Pflanzengerümpel. Vielleicht fliegt einmal ein Rotmilan vorbei.

Montag, 25. Dezember 2017

Wir wir dreimal in Nazareth durch den Kreisverkehr fuhren und den auf Knien rutschenden Indern folgten, um den wahren Grund zu erfahren, warum die Innerdeutsche Mauer fiel

Dieses kleine Land Israel: halb so groß wie Niedersachsen. In Israel leben ähnlich viele Menschen  wie zwischen Nordsee und Harz. Während es aber anscheinend selbst den Oldenburgern, Emsländern, Heidjern und Hann.Mündenern schwerfällt, Begeisterung und Interesse am eigenen Land zu entfalten, fiebert die halbe Weltgemeinschaft mit, um und gegen Israel.

Das Land zwischen Galiläa und Negev, See Genezareth und Eilat lässt die Menschen nicht ruhen. Das Land, das in vielerlei Hinsicht so wirkt, als wäre es jenseits von Raum und Zeit und das doch gleichzeitig so gegenwärtig, erdgebunden und im hier und jetzt präsent ist. Das Land, in dem sich mit der Grabeskirche der heiligste Ort der Christenheit befindet – und dieser wiederum berühmt ist durch eine Holzleiter, die aus politischen Gründen seit über 100 Jahren nicht von der Stelle gerückt werden kann. Aber christliche Pilger müssen sich im Land nicht nur mit der Grabeskirche begnügen.




Madame und ich sitzen im kleinen Miet-Toyota irgendwo in den Bergen Galiläas. Feierabendverkehrsstau. Pick-Up-Trucks um uns herum, japanische Groß- und Kleinwagen. Von rechts mündet eine Straße in die unsere, was fast obligatorisch Hupen, Blinken und Gestikulieren hervorruft. Im Rückspiegel kann ich Mutter und Teen-Tochter im Kopftuch beobachten, die gerade wild zu einer mir unhörbaren Musik singen.

„Schau mal“, spricht mich Madame an. „Die Miracle Bar“ und gleich daneben der Supermarkt „Miracle Shopping“ und ein großes Hochzeitsgeschäft „World of Miracles“. „Weißt Du, wo wir sind?“ „Nö, interessiert mich auch grad nicht wirklich. Ich bin noch damit beschäftigt, nicht im Kleinlaster von links zu landen.“ Eine gute Viertelstunde Feierabendstau und 500 Meter später erreichen wir ein Schild. Ach schau, „Kana“. Der Ort der Hochzeit:

Montag, 18. Dezember 2017

Schwimmbad Berlin: Schwimmhalle Buch

Wenn Du über weite Felder gefahren bist, die Windkraftanlagen passiert hast, ein kleines niedliches Dorfzentrum durchfuhrest und dann immer noch ein Stück durch die Gegend musst: dann besuchst du kein Berlin Innenstadtbad mehr. Willkommen in Berlin-Buch, am äußersten Nordende Pankows und damit auch am Nordende Berlins. Dort, wo die Stadt schon denkt, sie wäre die Uckermark.

Aber selbst hier hinter den sieben Hügeln gilt die Ostberlin-Regel: Du bist noch nicht am Schwimmbad, wenn Du keine Plattenbauten siehst. Auch hier, gebaut wortwörtlich auf der grünen Wiese und von dieser umgeben, liegt mitten an der Grenze zwischen Alt-Karow und Buch ein kleines Neubaugebiet des Spätsozialismus: einige Hochhäuser, eine Schule und ein Schwimmbad.

Hier endete die DDR. Das Neubaugebiet entstanden Ende der 1980er. Die Schwimmhalle wurde erst begonnen Anfang der 1990er aber noch im DDR-Entwurf. Dass hier „das Ende“ war, sieht man. Nach rechts das Wohngebiet. Das links die Wiese. Büsche, Trampelpfade, Ende der Welt. Hier verlor die DDR den Elan, der bis heute nicht wieder kam. Buch wartet hier noch darauf hinauf, dass die Nachwende-Neuzuzügler-Welle auch hierhin schwemmt.



Das Schwimmbad, ein Typbau. Von mir informell als Volksschwimmhalle Typ D bezeichnet, sachlich richtiger handelt es sich um die „Schwimmhalle Berlin 83 – Typ Berlin“. Ein Achtzigerjahre-Nachfolger der Volksschwimmhalle Typ C, in Berlin zum Beispiel gebaut am Ernst-Thälmann-Park oder in Hohenschönhausen/Zingster Straße, in Potsdam beim Kiezbad am Stern.

Dienstag, 12. Dezember 2017

Schwimmen Israel: En Bokek, Totes Meer

Am Toten Meer erlebte ich das eigentümlichste Badeerlebnis, das ich je hatte. Das krasseste Badeerlebnis meines Lebens. Ein Baden, bei dem ich in seiner Einzigartigkeit Zweifel habe, ob je ein anderer Bad- oder Strandbesuch herankommen wird. Willkommen am Toten Meer.

Ein See aus Salz und Mineralien liegt in einer Gegend, für die zu beschreiben mir noch immer  die Worte fehlen. Dieser Graben in der Wüste Negev, in seinen Dimensionen, seiner Eindrücklichkeit und Vehemenz: Es ist alttestamentarisch: Man sieht die brennenden Büsche, Feuerseen vom Himmel, den strafenden Gott und die Verlockungen durch den Teufel fast bildlich vor sich, während man sich hier bewegt. Seitdem ich die Gegend zum Alten Testament sah, glaube ich fast alles wortwörtlich, was dort geschrieben steht. Hier scheint alles möglich.



Am Toten Meer selbst liegt dann ein so unpassend wirkender wie erwartbarer Badeort, in dem sich fast nur Russen aufhalten. Menschen gehen in ein Wasser, dass sie offensichtlich gar nicht haben will. Wasser das einen schon nicht mehr trägt, fast schon abstößt und von sich wirft. Um es kurz zu machen: wenn man Wasser schluckt, soll man sofort zum Notarzt. Den Schlamm zum Wasser aber schmieren sich Menschen begeistert auf den Körper. So ist das in En Bokek.

Mittwoch, 6. Dezember 2017

Die Überlaufrinne im Schwimmbad. Von Wiesbaden nach St. Moritz.

Die wunderbare Welt der Überlaufrinnen im Schwimmbad. Wen würde sie nicht faszinieren?  Eine Halbröhre, in der Gebrauchswasser fließt. Und doch evozieren die Überlaufrinnen in ihren Namen die weite Welt: von Finnland über Zürich nach St. Moritz.  Sie geben dem Schwimmer halt, und sorgen dafür, dass wir Schwimmen gehen können ohne krank zu werden. Allein durch ihre Existenz trennen sie das ernstzunehmende öffentliche Bad vom kleinen privaten Pool.

Nicht zuletzt prägen Überlaufrinnen die Optik und Akustik eines Bades. Ein Schwimmbecken ohne Überlaufrinne sieht falsch aus. Zumindest die älteren Modelle erzeugen dieses charakteristische „Schwapp“.

Die schönste: Finnland. Bild: Agrob Buchtal Gmbh.


Und dennoch: Die armen Überlaufrinne; missachtet, kaum wahrgenommen. Die Überlaufrinne: Gerne übersehen und doch essentiell.

Allgemein


Schwimmbäder sind Gebäude, die nicht sein sollten. Die dem Schwimmbad innewohnende Kombination von Wasser und Bauwerk verstößt gegen Grundsätze des Baus an sich. Gebäude sollten im Allgemeinen trocken sein. Wasser, und erst recht nicht warmes, stehendes Wasser, sollte nicht von vielen Menschen gleichzeitig genutzt werden. Bakterien und Krankheitserreger lieben warmes, stehendes Wasser.

Freitag, 1. Dezember 2017

Schwimmbad Berlin: Paracelsusbad Reinickendorf

Reinickendorf.  Nord-Berlin. Irgendwo zwischen Autobahn, flachem Land und Flughafen Tegel. Die einzige Hoffnung des Bezirks auf überregionale Bekanntheit sind die Handballer der Reinickendorfer Füchse – die natürlich längst in Mitte spielen - und die gelegentliche Schlägerei auf einer U-Bahn-Station.

Auf dem Weg zum Paracelsusbad passiere ich eine Schokoladenfabrik und eine Schraubenfabrik, zwei Discount-Baumärkte, Netto, Lidl, Sozialbauten aus den 1920ern und Sozialbauten aus den 1970ern. Hier ist nicht das schicke, hippe Berlin der Innenstadt aber auch nicht das wilde Berlin des Gesundbrunnens. Hier lebt Kleinbürgertum mit wenig Geld. Für den Rest Berlins halte ich mich in der terra incognita auf. Wohnen dort überhaupt Menschen? Gibt es dort Schwimmbäder?




Ja, dort wohnen Menschen. Und sie verfügen über ein Prachtschwimmbad. Fast möchte ich sagen: In Reinickendorf steht ein Schwimmtempel. Das letzte der Stadtbäder, die mehr Hygienepalast als Schwimmhalle sein wollten. Das letzte in der Reihe von der alten Charlottenburger Schwimmhalle über das Oderberger Bad und das Stadtbad Mitte. Hier endete eine Ära.

In Reinickendorf steht ein riesiger Bau, eine Schwimmhalle mit Tribüne, hoher Decke und diesem schicken Dach.




Das 1957 bis 1960 gebaute Paracelsusbad war das erste neue Berliner Hallenbad nach dem Krieg.  Tatsächlich entstand hier das erste städtische Bad seit den 1920ern. Mit Breitensportschwimmen hatten es die Nazis anscheinend gar nicht.  Das Bad in Reinickendorf orientierte sich in Idee und Ausstattung sichtlich an den Symbolbauten wie dem Stadtbad Mitte oder dem Stadtbad Neukölln. Umgebaut wurde das Bad Mitte der 1980er. Einige Akzente in Neonrosa machen dies deutlich. 

Samstag, 25. November 2017

Schwimmbad Berlin: SSE, Schwimm- und Sprunghalle im Europapark

Gebaut, um zu beeindrucken. „Europas größte Schwimmhalle“ entstand in den 1990ern im Rahmen der gescheiterten Bewerbung Berlins zu den Olympischen Spielen 2000. Deutschland war wiedervereinigt, Berlin fühlte sich wie das Zentrum der Welt. Und auch wenn gleichzeitig die ganzen Ost- und Westschwimmbäder vor sich hinverfielen: Ein neues beeindruckendes Bad, das beste Europas, wenn nicht gar der Welt, musste gebaut werden. Dieses Schwimmbad sollte zeigen, was Deutschland und Berlin können.

Berlin bekam die Olympischen Spiele bekannterweise nicht. Immerhin, das Schwimmbad wurde Ende der 1990er fertig gebaut. Es dient heute vor allem als Bad für nationale und internationale Schwimmwettkämpfe - aller größeren Schwimmveranstaltungen Berlins finden mittlerweile in diesem Bad statt. Im Eingangsbereich weisen vielerlei Infotafeln darauf hin, wie groß und modern das alles ist. Wie das ganze Bad auch sind diese Infotafeln allerdings ebenfalls Mitte der 1990er stehen geblieben. Sie verlieren jeden Tag an eigentlichem Wert, gewinnen jeden Tag an musealem Wert,

Ebenfalls im Eingangsbereich weisen riesige Aufschriften darauf hin, welche Weltrekorde in diesem Bad geschwommen wurden und welche Springer und Schwimmer aus dem hier ansässigen Leistungszentrum Medaillen bei Meisterschaften gewonnen haben. Da wir aber weiterhin in Berlin sind, hören die Aufzeichnungen über Rekorde und Medaillen abrupt 2009 auf.

Weg / Straße entlang der Schwimm- und Sprunghalle im Europapark
Straße / Weg vor der SSE.


Danach hatte dann wohl niemand mehr Lust, die Zeiten zu ergänzen. Der zuständige Angestellte war in Pension gegangen und niemand weiß mehr wie es geht. Oder das Geld war alle. Oder der Vorrat an entsprechenden Buchstaben war aufgebraucht. Oder die Berliner haben seit 2009 nichts mehr gewonnen und in diesem Bad ist auch nicht spannendes mehr passiert.

Dienstag, 21. November 2017

Parken Jerusalem möglich?

Parken in Jerusalem ist möglich. Autofahren in Jerusalem ist möglich. Beides ist nicht einmal wirklich schwer. Von den zahlreichen Israel-Mythen, mit denen wir vor unserer Reise konfrontiert waren, erwies sich Mythos von der Unmöglichkeit des Autofahrens in Jerusalem als einer der hartnäckigsten – und falschesten. Mit etwas Planung lässt es sich in dieser Stadt problemlos Parken und Fahren.

Bei allen unseren Erkundigungen, die wir vorher einholten, erfuhren wir dasselbe: "Gebt den Mietwagen bloß ab!", "Seid nicht wahnsinnig und fahrt mit dem Auto in die Stadt.", "Niemand parkt freiwillig in Jerusalem" und ähnliches. Einzig unser Hotel sah das etwas anders, aber dazu später. Generell waren sich alle einig, dass es weder sinnvoll noch möglich ist, mit dem Auto nach Jerusalem zu fahren. Da die Alternativen allerdings waren, entweder einen knappen Tag durch komplexes Mietwagen hin- und hertauschen zu verlieren oder aber saftige Aufschläge zu bezahlen, weil wir das Auto an anderen Orten zurückgeben als abholen, probierten wir es einfach aus.

Autofahren


Neben dem Mythos „In Jerusalem kann man gar nicht parken“, hielt sich ein anderer Mythos auch hartnäckig „Fahren in Israel ist total chaotisch.“ Ich verstehe, wie Deutsche zu dieser Auffassung kommen: Autofahren in Israel ist anders als Autofahren in Deutschland.

Madame beschrieb es schöner als ich „Nicht aggressiv. Aber manchmal überraschend.“ Ich würde sagen: „Gefahren wird dort, wo Platz ist“. Nicht unbedingt derjenige fährt, der Vorfahrt hat, sondern derjenige, der zuerst in der Lücke ist. Die Lücken, in die man stößt, sind kleiner, die Fahrmanöver auf den ersten Blick waghalsiger. Das ist gewöhnungsbedürftig. Aber – und hier folgt ein großes Aber – nach einiger Zeit mir persönlich sympathischer.

Unser Isra-Mobil. Hier nicht in Jerusalem.

Denn der israelische Fahrstil ist nicht aggressiv. Wer zuerst fährt, der wird fahren gelassen. Die anderen bremsen, weichen aus, machen Platz. In Situationen, in denen ich in Deutschland nie fahren würde – weil ich Angst hätte, dass mir ein Anderer einfach aus Prinzip in die Tür fährt – fuhr ich in Israel vollkommen problemlos. Weniger fahren nach sturer Vorgabe und mehr fahren mit Mitdenken. Fahren mit aufeinander achten. Insgesamt schien mir das flüssiger. Vor allem wirkte es weniger aggressiv als in Deutschland.

Freitag, 17. November 2017

Schwimmbad Berlin: Schwimmen im Hallenbad Siemensstadt

Siemensstadt hat ein Schwimmbad? Selbst hartgesottene Berliner Schwimmer vergessen dieses Bad gerne; gelegen in einem Stadtteil, den außer Siemenstädtern niemand betritt. Fragt einen Berliner, der Euch Siemensstadt auf einem Stadtplan zeigen möchte und er wird ähnliche Probleme haben wie ein Deutscher, der South Dakota auf einer USA-Karte suchte.

Siemensstadt ist mehr richtig Berlin, aber auch noch nicht richtig Spandau. Das Bad liegt in der Großstadtregion zwischen Stadtautobahn, Heizkraftwerk, Gewerbegebieten und Flughafen. Selbst der Bäderfan, auf der Suche nach einem geöffneten Bad, findet hier nur schwerlich hin. Das Siemensstädter Bad gehört nicht zur Einflussphäre der Berliner Bäder. Das Schwimmbad in Siemensstadt ist weder über die BBB-Website noch über andere Infokanäle, die von diesen betrieben werden, auffindbar.





Dazu: ein Gebäude, das nicht weiß, was es will. Ein achtziger-Jahre-Bau, der dem damaligen Trend zur postmodernen Unübersichtlichkeit folgt. Verspielt, unübersichtlich, mit Palmen und Galerien, schon das Spaßbad vorwegnehmend: aber dann doch nur ein 25-Meter-Becken mit 5 Bahnen.

Freitag, 10. November 2017

Schwimmbad Marzahn, Schwimmhalle Helene-Weigel-Platz "Helmut Behrendt"

Ein weiter Platz. Der Wind pfeift. Allüberall Hochhäuser, dazwischen breite Schneisen in denen der Wind über den Beton pfeift. Die „Springpfuhl-Galerie“ mit einem Norma und einem Billigjuwelier. Vor dem Gesundheitszentrum steht ein Automat für Spritzenkanülen. Drumherum weitere Geschäfte des preiswerten Bedarfs. Einzig das „Kino Sojus“ vermag etwas Flair zu bringen – wenn auch nur Ruinenchic. Das Kino erweckt den Anschein, als wäre es seit Jahrzehnten verlassen. Marzahn gibt sich am Helene-Weigel-Platz jede Mühe, allen Marzahn-Klischees zu entsprechen.



Ein großes Schwimmbad? Wo soll das sein? Weder vom Parkplatz noch von der S-Bahn-Station aus, ist es zu sehen. Für Ortsunkundige ist ein leichter Irrgang über die marzahnsche Platzsteppe fast unausweichlich. Versteckt hinter dem ehemaligen Rathaus und dem Gesundheitszentrum. Und dann ist es da.



Dieses leichte, fast fliegende Schwimmbad mit 50-Meter-Bahn, einer ästhetischen Doppelpultdachkonstruktion, Empore, Luft und Licht, Wasser und Bewegung. Ein wirklich schönes Bad. An diesem Ort. Licht in der Dunkelheit, Wärme im garstigen sibirischen Nullgradwind. Hinter dem Kino dann auch noch der Springpfuhl selbst. Ein ansprechender Teich mit schönem Uferbewuchs und einem Park drumherum. Ach, Marzahn. Hier wirst Du richtig schön. Warum versteckst du das so?

Samstag, 4. November 2017

Stadtbad Spandau-Nord. Zu Besuch im Schwimmbad Radelandstraße.

Das Stadtbad Spandau Nord ist das schönste aller Berliner Bäder. Das Stadtbad Mitte ist beeindruckender, das Neuköllner Bad prächtiger, die Finckensteinallee scheidet aufgrund ihrer unseligen Geschichte aus – aber so was schlichte Schönheit, elegante Funktionalität und die leichte eingewohnte Patina angeht, die wahre Schönheit braucht: das Stadtbad Spandau Nord ist das Schönste.



Schön von außen, traumschön von innen, und leicht irritierend auf dem Weg dazwischen:  Ein Vorraum. Erkennbar alt. Braun, Holz, Laminat, ein arg verfehlt wirkendes poppiges Berliner-Bäder-Poster. Ein Aufgang, nach rechts oder links, rechts ist durch eine Kette abgesperrt.

Dienstag, 24. Oktober 2017

Israel-Romane (II): Gelesen: Oz, Gutfreund, Amiri, Spark, Shalef, Primor

Der Aufenthalt in Israel nähert sich. Madame und ich werden nicht lange genug fahren - man kann nie lange genug fahren, eigentlich braucht man immer mehr als ein Leben, um nur einen Ort richtig zu verstehen, und nicht einen 10-Tages-Trip für ein Land.

Im Spätherbst werden Madame und ich nach Israel fliegen. Kibbuz Inbar (zwischen Nazareth und See Genezareth -> Jerusalem -> Ne’ot Hakikar (beim Toten Meer) -> Tel Aviv. Weitere und genauere Planungen gibt es noch nicht. Aber das werden wir sehen, wenn es soweit ist. Es gibt eher ein paar vage Ideen: Akko, See Genezareth und Totes Meer natürlich, Gordon Pool in Tel Aviv, Haifa, Shlomo soll ein guter Jerusalem-Führer sein. Neben ein paar organisatorischen Vorbereitungen (Hotels, Auto, Krankenversicherung) lag meine Hauptvorbereitung aber in der Lektüre von Belletristik..

Adressen besorgen kann man sich schnell. Ein Feeling für die Umgebung entwickeln dauert länger. Etwas wirklich zu verstehen, funktioniert nie. Aber man kann versuchen, in die richtige Richtung zu denken.



Also fragte ich auf Twitter und Facebook nach guten Romanen zum Thema Israel und bekam eindrucksvolle Antworten. Die vollständige Liste war bereits in Iberty: Israel-Romane (I): die Liste. .

Vor der Reise werde ich nicht mehr dazu kommen, alles zu lesen. So seit zumindest ein Anfang versucht. Ich begann mit: Amos Oz - Eine Geschichte von Liebe und Finsternis; Suad Amiri - Sharon and my mother in Law; Meir Shalev – Ein russischer Roman, Avi Primor - Mit Ausnahme Deutschland ; Muriel Spark - Das Mandelbaumtor, Amir Gutfreund – Unser Holocaust. 

Wenn das Land schon vielfältig und die Zeit knapp ist, hilft Nachhilfe. Am besten: Nachhilfe durch andere Perspektive. Sichtweisen, die uns selber verborgen bleiben werden - weil wir nicht lange genug da sind / an anderen Orten sind / keine Juden oder Muslime sind.

Also wenigstens ein Versuch in Vorbereitung des Ganzen anderen Perspektiven einzunehmen.  Was aber blieb nun hängen nach all‘ der Lektüre. Ein kleiner Rundumschlag.

Bilder, die blieben


Was bleibt: Vieles an das ich mich nicht mehr bewusst erinnere. Einiges wird plötzlich wieder da sein, wenn die richtigen Trigger kommen. Andererseits sitzt tiefer: Einstellungen. Assoziationen, von denen ich nicht mehr wissen werde, wo sie ursprünglich herkommen, einzelne Formulierungen oder Wörter. Bewusst aber bleiben einzelne Bilder im Kopf. Fast keine Handlung blieb mir in Erinnerung, nur wenige Charaktere. Was blieb sind Bilder.

Dabei bin ich nicht sicher, ob sie je so geschrieben wurden.

Der Moschaw in Nordisrael, Sonne, trockenes Land, die Quelle mit den Wildkatzen und der ehemalige Sumpf.

Montag, 16. Oktober 2017

10 Regeln für den eigenen Wikipedia-Artikel

Wikipedia ist nicht nur eine Enzyklopädie mit dem Anspruch auf Ewigkeit, sondern auch ein Nachschlagewerk für Ephemeres und zeitgemäß Aktuelles. In der Wikipedia stehen nicht nur Artikel über Themen von Bach und Barock bis zu Bismarck oder zur Binomialverteilung. Im Bastelbrockhaus stehen auch Einträge über lebende Künstler, Sänger, Sportler, Unternehmen, Vereine und Stiftungen.

Nun können diese Künstler, Sänger und andere diese Einträge auch lesen und sind – mal zu Recht mal zu Unrecht – nicht glücklich mit diesen Artikeln. Mal sind die Artikel eigenwillig gewichtet, mal lassen sie das Wesentliche aus, mal sind Daten veraltet und ab und an enthalten die Artikel auch echte inhaltliche Fehler.

Artikel über sich selbst oder seine Organisation zu ändern, ist nicht einfach. Manchmal ist es aber für Wikipedia und die Betroffenen hilfreich. Deshalb hier einige Regeln zum Umgang mit dem eigenen Wikipedia-Artikel.

Maze 01
Auf den ersten Blick wirkt Wikipedia unübersichtlich. Bild: Maze01. Von Nevit Dilmen Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.

(0) Vorweg: Wikipedia-Artikel sind böse

Die Grundregeln für den Umgang mit der eigenen Person oder Organisation in Wikipedia ist einfach: existiert noch kein Artikel, so ist das gut. Wikipedianer schätzen es gar nicht, wenn Betroffene über sich selbst Artikel anlegen. Die geschriebenen Regeln verbieten die Artikelanlage in eigener Sache nicht explizit. Die - wichtigeren - ungeschriebenen Regeln sprechen sich stark dagegen aus. Umso kritischer werden Wikipedianer die neuen Artikel begutachten, nach Schwächen und Fehlern suchen. Umso schlimmer wird das Spießrutenlaufen für denjenigen, der diesen Artikel anlegt.

Selbst wenn der Artikel durchrutscht, zumindest am Anfang keine Kritik erfährt: Viele der Ersteller und Objekte von Artikeln rechnen nicht damit, was für eine eindrückliche Erfahrung es sein kann, die Kontrolle aus der Hand zu geben, einer anonymen Gruppe von Menschen eine große Bühne zu geben, das eigene Leben oder die eigene Organisation darzustellen. Eine eigene Website oder ein Facebookauftritt kann dasselbe wie ein Wikipedia-Artikel. Aber man behält die Kontrolle.

Wenn eine Person oder Organisation keinen Wikipedia-Artikel hat, dann sollte sie eine Flasche Sekt öffnen, dankbar sein und sich auf andere Formen der Öffentlichkeitsarbeit verlegen. In vielen Fällen allerdings existiert der Artikel schon, oftmals nicht zur Zufriedenheit der betroffenen Person. Manchmal muss die Person oder Organisation halt damit leben, dass die eigene Existenz nicht nur Feiernswertes enthält. Manchmal hat sie aber auch legitime Gründe zur Kritik: Veraltetes, Unvollständiges, Fehlerhaftes oder eigentümlich Gewichtetes findet sich in vielen Wikipedia-Artikel. Es gibt die Möglichkeit, etwas daran zu ändern.

Dienstag, 10. Oktober 2017

Schwimmbad Berlin: Finckensteinallee, Lichterfelde

Berlins großartigstes Bad. Berlins schlimmstes Bad. In mir sträubt sich ja alles, ein Gebäude, das so Nazi ist wie ein Gebäude nur sein kann, großartig zu finden.

Aber: in dieser Schwimmhalle stimmt alles: das Licht, das Becken, der wunderschöne Umbau, die Bahnen, die Duschen, die Umkleiden.

Schwimmhalle Finckensteinallee im Quartett "Schwimmbäder in Berlin".


Und, ich halte es für eine gerechte Lektion der Geschichte, dass eine ehemalige Mörder-Trainingsanstalt heute ein öffentliches Volksbad ist, das offensiv barrierefrei ist und u.a. vom Berliner Behindertensportverband für Wettkämpfe genutzt wird.



Zuerst zurück zum Anfang. Die Nazis mochten keine öffentlichen Bäder. In ihrer Zeit entstanden in Berlin drei Hallen. Diese waren alle für geschlossene Nutzergruppen konzipiert und eben nicht öffentlich. Während die 1920er der Berliner Öffentlichkeit Schwimmtempel wie das Stadtbad Lichtenberg, Stadtbad Mitte oder das Stadtbad Schöneberg brachten, entstand in der Nazizeit kein einziges Bad für die Öffentlichkeit neu.