Freitag, 22. Oktober 2010

An der Bülowstraße abends um acht - Bejte Ethiopia

Manchmal erweist sich die hohe Zahl wirklich netter Restaurants hier in der Gegend als äußerst hinderlich. "Du, wir könnten auch mal zum Äthiopier, von dem wir schon so vieles guten gehört haben.." - "Jaa, aber da kommen wir an dem Inder vorbei, und dem Spanier, und dem Koreaner, und die sind alle näher und wir gehen kein Risiko ein." Stimmt schon, aber "wenn wir hintenrum gehen?" - "Dann ist da der Norweger, und der Thai." Hm, und durch den Park? "Der Sarde. Und der andere Sarde." Es bedeutet eine gewisse emotionale Anstrengung, um sich in auf kulinarische Erkundung zu begeben.

Aber nun ja, wir haben uns strikt vorgenommen, allen Verlockungen zu widerstehen, und direkt ins Bejte Ethiopia zu gehen. und nehmen vorsichtshalber den Bus bis direkt vor das Ziel. Die Kurfürstenstraße und Bülowstraße sehen immer noch so aus, als wäre "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" gestern mit den Dreharbeiten fertig geworden. Die Terrasse des Bejte Ethiopia bietet einen netten Ausblick auf einen Swingerclub; leider aber werden wir dem neuen Gästen dort am Eingang aber nicht zusehen können, weil es ist KALT.

Drinnen ist es voll, soweit ich sehen konnte, haben sie wirklich jeden einzelnen Sitzplatz gefüllt, unsere Reservierung ist aber netterweise direkt neben der Kaffeezeremonie. Der Laden ist, ich würde mal sagen traditionell, geschmückt, ohne allerdings kitschig zu wirken, die Bedienungen sehen ähnlich aus, befinden sich aber auch noch jenseits der Grenze zum Ethnokitsch. Ehrlich gesagt wirkt es vor allem einladend und gemütlich, und die artistischen Leistung, mit der sich die Bedienung durch die engen Gänge schlängelt bleibt den Abend über beeindruckend.

Während wir fröhlich schon mal bestellen und äthiopisches Bier trinken (eher wässrig), röstete die Dame neben uns Kaffee, mahlt ihn und serviert ihn dann zusammen mit Popcorn. Das Essen bestand aus traditionellen Spültuchbrot Injera mit der großen Auswahl von allem etwas. Für diejenigen, die es nicht kennen: man isst, indem man mit der Hand Stücke vom Brot abreißt, und mit diesem dann von der den Speisen in der Mitte aufnimmt.

Das Injera fasziniert mich jedesmal wieder, wenn ich es in der Hand habe, die Speisen waren durchgehend lecker. Linsen mit Senf überraschend aber gut, die scharfe und sehr aromatische Sauce zum Rind ein echtes Erlebnis, scharfe Linsen erwartungsgemäß gut, und das Sauerkraut(?) bildete einen sehr angenehmen Akkord. Die Bedienung war aufmerksam, wir hatten mittlerweile zum Mango-Bier gewechselt (deutlich besser), und das erste mal in einem Restaurant waren drei Stunden um, als ich dachte, es wäre eine halbe gewesen.

Sofern wir es also je wieder schaffen, uns am Inder und am Thai und am Sarden vorbeizuschmuggeln, werden wir sicher wieder da sein. Zumal, zum Abschluss, man bei Starbucks beispielsweise fast mehr für einen Cino-uppe-latte-eis-milch-zucker plus Muffin ausgibt, als wir für frisch gerösteten Kaffee und ein außerordentliches Essen.




2 Kommentare:

Sören Brandes hat gesagt…

hätte ja nicht erwartet, dass du dir die großartige gelegenheit für einen schwall äthiopier-und-essen-witze entgehen lassen würdest..

poupou hat gesagt…

dazu waren wir wohl schon zu oft und zu lecker und reichlich äthiopisch essen...