Mittwoch, 13. Oktober 2010

Ein paar lose Gedanken zu #Twitter

Twitter hat den Turing-Test radikal vereinfacht. Wenn dir jemand folgt, ist es ein Bot. In den paar Wochen meines kleinen niedlichen Twitteraccounts habe ich mehr Gesundheits/Börsen/SEO/sonstigen Spam bekommen, als in den letzten 15 Jahren per Post. Über das Bottwitter hat Eric Kubitz nebenan einen netten Post: "das große Twitter-Missverständnis".

Neben das vollautomatisierte Werbetwitter, in dem vor allem Bots anderen Bots folgen, stellt Kubitz das "... Twitter in dem manche Berufs- und Hobby-Gruppen ihre relevante, kuschelige, sinnvolle und spaßmachende Kommunikation betreiben." Und selbst in diesem Sinnvollkuscheltwitter muss ich sagen, je mehr ich davon sehe, desto irritierter bin ich.

- Trotz aller Vorbehalte bin ich über Twitter auf überraschend viele interessante Menschen gestoßen bzw. habe bei einigen erst festgestellt, wie interessant sie eigentlich sind.

- Je diverser und entfernter Menschen sind, desto mehr müssen Selbstverständlichkeiten und Erklärungen mitkommuniziert werden, desto informationsärmer wird eine gegebene Anzahl Zeichen.

- Umkehrschluß: je vertrauter desto Twitter.

- Sinnstiftend sind links; reine Informationen.

- Links funktionieren vor allem dann, wenn ich dem Linkgeber vertraue.

- So lange sich Vertrauen nicht quantifizieren lässt, werden Twitterbots weiter erfolglos irrlichtern.

- Reine Informationsposts sind bei 140 Zeichen so beschränkt, dass sie meist nur ein was/wo/wann/wie enthalten, meist also unmittelbar umzusetzende Handlungsanforderungen enthalten.

- Fast alle Menschen haben keine Information, die jetzt gerade für mich handlungsanleitend wäre.

- Menschen, deren Meinung sich verläßlich in 140 Zeichen zusammenfassen lässt, machen mich depressiv.

- Was immer geht sind schnell hingeworfene Aphorismen. Gute Aphorismen zu erfinden ist erstaunlich schwer.

- Habe gehört es soll ein Twitter-Buch geben. Stelle es mir so ähnlich wie mein dickes gelbes "Großes Buch der 1001 Witze" vor.

- Die Banalitäten, die alle Menschen (inkl. mir natürlich) im Alltag von sich geben, ertragen wir nur, weil wir diese Menschen an sich mögen.

- Umkehrschluß: je vertrauter desto Twitter.

- Nebenschluß: deshalb sind Prominenten-Accounts in Twitter so prominent.

- In der Zeit in der ich aus Twitter Informationen rausziehe, die mir morgen noch helfen, habe ich drei Artikel bei longform.org gelesen.

- 140 Zeichen eigenen sich gut für Schwarz/Weiß-Malerei, der Netzwerkeffekt für Massenhysterie. Entweder sind alle dagegen oder alle dafür.

- Faszinierend, dass man trotz all der Nachteile soviele spannende Menschen trifft.

2 Kommentare:

Aschmidt hat gesagt…

War im Mai/Juni 2010 bei FB/ Twitter/ Identi.ca ausgestiegen[1][2]. Habs nicht bereut. ;-)

dirk franke hat gesagt…

Hm, irgendwie kann ich bei Dir nicht kommentieren, deshalb jetzt hier.

Der Reiz von facebook verschließt sich mir ja vollkommen. Das ist wie Web nur langweiliger, bevormundender, und mit einem Bruchteil der Leute und Meinungen.

Vielleicht benutze ich es falsch, weil ich da auch nur Sachen poste, die ich für komplett öffentlich halte, vielleicht glauben immer noch Leute da einen Schutzraum zu finden.

Und wenn ich mir ankucke, wer da aus meinem Bekanntenkreis da ist und wer wirklich regelmäßig in facebook postet; es sind weder die Jungen, die besseres zu tun haben, noch die sehr Onlineaffinen, die haben bessere Plattformen.