Mittwoch, 29. März 2017

Schwimmbad Berlin: Die schönsten, irritierendsten und buntesten.

Es ist vollbracht. Ich habe alle öffentlichen(*) Hallenbäder (**) in Berlin von innen gesehen und beschwommen.

Von Spandau-Nord bis Kaulsdorf, von Buch bis zur Finckensteinallee: Knapp 40 Hallenbäder sind in Berlin beschwimmbar. Weit überwiegend werden diese durch die Berliner Bäder betrieben. Einige Bäder allerdings kamen durch die historischen Zufälle und die bewegte Berliner Stadtgeschichte auch an andere Betreiber:  da betätigen sich auch eine Sprachschule, einen Sportverein, oder eine Senatsgesellschaft für Kultur und Soziales. Berlin ist die Stadt mit der historisch reichsten und vielfältigsten Bäderlandschaft Deutschlands: Ostberliner Schwimmhallen, Westberliner Kombibäder, Wilhelminische Palastbauten und Bauhaus-Grandezza stehen nebeneinander.

Stadtbad Tempelhof


Gebaut wurden die Bäder zwischen 1898 und 1997. Sie befinden sich in allen Zuständen der Sanierung, von extrem freundlich bis unfreundlich, von riesigen 50-Meter-Becken bis hin zu einer Art Schwimmkasserolle. Mal sind sie gekachelt, mal stehen dort Becken aus Metall. Der Standard der Sanitäranlagen von der Ostberliner Sammelumkleide bis hin zu neumodischen Unisex-Einzelumkleiden.

Dabei gibt es viel zu sehen und zu schreiben. Einige Beschreibungen sind hier gelistet, viele weitere harren noch darauf, dass ich auch zu einem zweiten Besuch komme und schaue, ob es wieder so ähnlich ist wie beim ersten Mal. Aber dennoch lässt sich einiges feststellen:

Eine kleine Bestenliste der Berliner Bäder:


Die schönste gelbe Wand: Stadtbad Tempelhof. Und die Sonne geht auf.

Neonfarbenste Säulen: Charlottenburg, Neue Halle. Und dieses Gelb, es leuchtet.

Am panikeinflössensten: Sport- und Lehrschwimmhalle Schöneberg. Die Kombination aus marodem Schlüsselband und teilweise über 4,5 m Beckentiefe sah mich gedanklich die ganze Zeit am Tieftauchen auf der Suche nach dem Schlüssel.

Beste Kabinen: Spandau-Nord (direkt am Becken) und Finckensteinallee (der ganze Kabinentrakt ist echt schön).




Schönste Kacheln im Becken: FEZ, Wuhlheide.

Schönste Kacheln, gesamtes Bad: Stadtbad Mitte, klein, edel, wertig.

Schönste Decke: Stadtbad Mitte: Glas.

Bestes Außenbecken: Stadtbad Schöneberg. Was aber auch daran liegt, dass es das einzige Außenbecken Berlins ist.

Abgeranzteste Kabinen: Wellenbad am Spreewaldplatz.

Unheimlichste Dusche: Sport- und Lehrschwimmhalle Schöneberg. Sind das Asbestplatten?

Am bizarrsten: Stadtbad Oderberger Straße. Eine sehr eigentümliche Mischung aus Hotel-Spa und Sportbad.

Am leersten: Stadtbad Oderberger Straße. Ich war allein. Ganz allein. Nicht mal Aufsichtspersonal war in der Halle.

Beste Spinde: Lankwitz/Leonorenbad und Spandau-Nord. In beiden bleiben Anziehensachen und anderes gleich in der Kabine.

Stilvollster Umkleidetrakt: Paracelsusbad, Stadtbad Mitte.

Am misstrauischsten gegenüber seinen Gästen: Wellenbad Spreewaldplatz. Die Schilderdichte ist enorm.

Kombibad Seestraße


Am schwimmmotivierendsten: Stadtbad Tiergarten. Bin spontan 1,5km länger geblieben als ich ursprünglich vorhatte,

Unfreundlichstes Personal: Hohenschönhausen/Zingster Straße. Was bitte war das?

Unfreundlichste Schwimmer: Hohenschönhausen/Zingster Straße: Was bitte war das?

Stadtbad Märkisches Viertel


Freundlichstes Personal: Schwimmhalle Sewanstraße. Wow. Spandau-Nord spielt in einer ähnliche Liga.

Freundlichste Schwimmer: Schwimmhalle Sewanstraße.

Bestes Café, im Schwimmbad: Kombibad Wedding. Die einzige Schwimmbadgastronomie, in die ich auch ohne Schwimmbadbesuch freiwillig gehen würde.

Bestes Café im Gebäude. Konditorei Engel, Freizeitforum Marzahn. Gefolgt von der Kambinbar in der Oderberger Straße, aber die ist halt ein wenig Berlin-Mitte-anstrengend.

Am ambivalentesten: Finckensteinallee. Eigentlich in jeder Hinsicht ein großartiges, grandioses Bad. Nur habe ich doch innerliche Problem damit, ein Bad, das mal für die Leibstandarte Adolf Hitler gebaut wurde, komplett großartig zu finden.

Beste Sanierung:  Finckensteinallee. Da haben die Sanierer einfach alles richtig gemacht.

Bestsaniertes Kombibad (Westberlin): Kombibad Spandau-Süd

Bestsanierte Schwimmhalle (Ostberlin): Schwimmhalle Fischerinsel 

Schwimmhalle im Originalzustand: Holzmarktstraße (Friedrichshain). Baumschulenweg

Schwimmhalle Holzmarktstraße


Schlechteste Sanierung: Stadtbad Schöneberg. Klamme, kalte Kabinen. Ein steiles, rutschiges Treppenhaus. Ewig defekte Whirlpools. Mehrere Jahre wegen Baumängeln nach der Sanierung geschlossen und dazu noch komplett verbaut.

Am buntesten: Kombibad Gropiusstadt. Kann das schon epileptische Anfälle auslösen?

Homogenste Nutzer: Schwimmhalle Fischerinsel, wochentags.

Irritierendste Querströmung: Stadtbad Mitte. Und fünf Meter vor Bahnende landet man unweigerlich in der Leine.

Schönstes Bad. Ui, der ist schwer. Finckensteinallee? Stadtbad Mitte? Spandau Nord? Paracelsusbad?

Stadtbad Spandau-Nord


Verkannteste Schöne: Paracelsusbad. Taucht nie nie nie in den einschlägigen Listen über Berlins schönste Bäder auf. Und ich verstehe nicht, warum.

Irritierendste Beschallung: Marzahn/Helene-Weigel-Platz: Schlager und das ziemlich laut.

Trübstes Wasser: Stadtbad Wilmersdorf I. Angeblich kommt das durch den vielen Sauerstoff im Wasser.

80er-Jahre-Gedächtnisbad: FEZ Wuhlheide. Gefolgt vom Wellenbad Spreewaldplatz.

Zeithistorisch am bedeutsamsten: Schwimmhalle Ernst-Thälmann-Park. In dieser Sauna saß Angela Merkel in dem Moment in dem die Mauer fiel.

Kerzenlichterstes: Stadtbad Neukölln. Dunkel, Kerzen am Beckenrad und sphärische Musik. Monate später sah ich dann in Spandau-Süd ein Poster, das mir das Romantikschwimmen in Neukölln anpries.

Am wohnlichsten: Schwimmhalle Baumschulenweg. Ist das noch ein Schwimmbad oder schon ein Wohnzimmer?

Einladenste Beleuchtung: Schwimmhalle Ernst-Thälmann-Park. Der Weg durch den dunklen Park und dann dieses einladende, warme Licht am Horizont.

Orangeste Kabinen: Stadtbad Wilmersdorf I.

Bester Ausblick aus dem Becken: Schwimmhalle Sewanstraße. Schöner Park mit Leuten zum Zusehen.

Überraschendster Ausblick aus dem Becken: Freizeitforum Marzahn. Die Sportkegelbahn direkt nebenan.

Überraschende Schöne: Wilmersdorf II. Sieht von Außen gruslig aus, ist drinnen aber in jeder Hinsicht angenehm.

Stadtbad Wilmersdorf II


Das geheimnisvollste: Wilmersdorf II. Ich habe nichts, nichts, aber auch gar nichts über dieses Bad herausfinden können.


Berührendster Anblick: Schwimmhalle Anton-Saefkow-Platz. Die mittelalte Frau, die mit Schwimmgürtel im Nichtschwimmerbecken um jeden geschwommenen Meter kämpfte.

Bestes Kabinendetail: Paracelsusbad Reinickendorf: Die Holz-Roll-Verriegel-Bank.

Beste Duschen: Stadtbad Mitte. Die Duschhalle.

Tätowiertestes Publikum: Paracelsusbad.

Fühlt sich an wie eine Filmkulisse: Lehrschwimmhalle Schöneberg. Kein schöner Film, aber ein sehr eindrucksvoller.

Fühlt sich an wie eine Serienkulisse. Baumschulenweg. Mit dem Publikum dort drehe ich sofort eine anspruchsvolle amerikanische Dramaserie.

Lieblingsbad: Sport- und Lehrschwimmhalle Schöneberg. Die Titanic unter den Berliner Bädern.

Sport- und Lehrschwimmhalle Schöneberg


Übersicht


Potwal, Woliday, Gumbala und Nautilla - Die schönsten, albernsten Schwimmbadnamen.

Eine Übersicht über alle in Iberty verbloggten Schwimmbäder ist hier: Schwimmbäder nah und fern: Rückblick und Ausblick

Andere Schwimmbadschreibungen hat auch das Schwimmbadblog: Schwimmbäder in Berlin

Anmerkungen


(*) - Öffentlich heißt: ich kann hinein gehen, bezahlen und schwimmen. Keine Mitgliedschaft, keine Anmeldung, keine vorherigen Verhandlungen wann und wie ich denn das Bad nun betreten darf.

(**) Schwimmbad bedeutet: Schwimmen muss möglich sein. Im Normalfall ist dafür mindestens eine 25-Meter-Bahn notwendig. Wobei ich bei 24 Metern und den Vorkriegsbädern eine Ausnahme zulasse.

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