hiermit möchten wir Dich herzlich zur neunten Mitgliederversammlung des Wikimedia Deutschland - Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens e.V. einladen, die am
Samstag, den 19. November 2011, ab 09:30 Uhr im Versammlungsraum der Dr.-Buhmann-Schule in der Prinzenstr. 2, 30159 Hannover
Diese Versammlung steht im Zeichen tiefgreifender Veränderungen... Wirtschaftsplan .. Satzungsänderung .. Präsidium .. Möchtest du vielleicht selbst kandidieren? .. Eingehende Anträge findest Du ebenfalls im Online-Forum .. Briefwahl .. Für den Sonntag planen wir ein offenes Workshopangebot ... Möglicherweise bekommt die Mitgliederversammlung prominenten Besuch: Sue Gardner ..
Anlagen:
Vorläufige Tagesordnung Kandidatenformular
.. Bitte kreuze das Amt an, für das Du kandidieren möchtest (Mehrfachnennungen sind möglich!) ..
Nach Blick auf die sehr optimistische Tagesordnung: Ihr glaubt jetzt aber nicht wirklich, dass der ganze Wahlzirkus nur eine Stunde dauert? Nebenbei möchte ich dafür eintreten, Leute auf mindestens zwei Jahre zu wählen. Eine MV bei der mal irgendwas passiert außer Wahlen wäre nett..
Die englische Wikipedia blinkt, die deutsche präsentiert sich glattpoliert minimalistisch. Während der deutsche idealtypische Artikel aus Text, wenigen wohlgesetzten Bildern und einer kleinen Anzahl sorgsam kuratierter Links besteht, beinhaltet der englische Artikel Citations, Citations-needed-Hinweise, bunte Warnhinweisen in allen Größen, manchmal blinkend und ungefähr vier Hinweise, dass man mitmachen kann, falls man Expertise über syrische Handballspieler mitbringen kann.
Deutschsprachler geben sich minimalistischer. Die deutsche Wikipedia-interne Argumentation läuft dabei entlang der Linien: wenn da ein Fakt steht und keine Fußnote daneben, dann ist es offensichtlich, dass der Fakt nicht durch eine Fußnote erklärt ist. Wenn ein Artikel nur aus zwei Sätzen besteht, muss man nicht auch noch daneben schreiben, dass er sehr kurz ist. Wenn ein Artikel nur aus einer Liste besteht, muss man nicht daneben schreiben, dass er nur aus einer List besteht. Wir halten unsere Leser ja nicht für blöd. Und für kompetente Autoren stellt es eine Zumutung da, andauernd solche Hinweise in ihren Artikel zu finden.
Nun möchte ich den englischen Wikipedianern nicht unterstellen, dass sie ihre Leser für blöd halten, aber vielleicht einfach für weniger aufmerksam. Warnungen und Hinweise prägen das Erscheinungsbild der englischen Artikel. "Dieser Artikel ist sehr kurz", "Dieser Artikel ist sehr lang", "Dieser Artikel ist so mittellang, könnte aber länger sein" "Dieser Artikel über eine peruanische Gebietskörperschaft berücksicht keinen globalen Standpunkt", "Diese wilde Ansammlung von Sonderzeichen ist keine englische Sprache", etc. Und natürlich das allgegenwärtige [Citation needed], das sich schon als Teil der Popkultur etabliert hat.
Nun sind diese Hinweise im Einzelfall in fast allen Fällen verzichtbar. Als Leser stolpere ich oft genug über Stellen, an denen ich mich frage, ob meine fellow Wikipedians vielleicht die Zielgruppe der dressierten Schimpansen ansprechen wollen. Andererseits vermitteln alle Bausteine zusammen vielleicht doch die Botschaft, die Sue Gardner in ihrem Blogpost People trust Wikipedia because we tell them not to anreißt:
Wikipedia is just aiming to tell people the truth, and it’s refreshingly honest about its own limitations. ... disclaimers are added to pages by honest editors who are trying to help. They may not themselves be able to fix an article, but at the very least, they want to help readers know what they’re getting into.
Wikipedia ist eine Baustelle, war es immer, wird es immer sein. Da gibt es Gerüste, fahrlässig unfertige Bauteile, provisorischen Pfusch und wenn man jedem einen Hammer gibt, gehen auch mal eigentlich gute Bauteile wieder kaputt. Die deutsche Wikipedia versucht über das Bauvorhaben und das Hintergrundgeschehen so transparent wie möglich zu sein, springt den Leser damit aber nicht an. Wer sich für Staub und Lärm und Handwerkerschnack nicht interessiert, soll nicht damit belästigt werden, und könnte dadurch glauben, in einem fertigen Gebäude zu stehen.
Hab! Mich! Lieb!
Die englische Wikipedia weist jeden Hammer mit einem Schild "dies ist ein Hammer und hier wird damit gehämmert" aus. Das ist anstrengend für Leser und Schilderschreiber. Vielleicht schafft es wirklich Vertrauen, vielleicht verstärkt es auch nur Vorurteile der Unprofessionalität. Aber auf jeden Fall erzeugt es Sympathien. "Hier! Sind! Wir! Wir tun unser Bestes, aber sind fehlbar" erzeugt vielleicht doch auf Dauer mehr Grundsympathie als die Wichtel-im-Dunkeln-Methode.
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