Mittwoch, 12. September 2012

Unfertig ins Blaue gedacht: CPB-Antrag "Umgang offener Projekte mit Autoren-im-Auftrag"



Kontext 2: für den Fall eines Falles eines gestellten Antrags müsste ich vorher aus dem Präsidium von Wikimedia Deutschland zurückgetreten?

Kontext 3: Jemand Fragen, Ideen, Anregungen, moralische Aufschreie, sonstiges?

Antrag
  • Name des Antragstellers: Dirk Ingo Franke
  • Weitere Unterstützer:
  • Nickname (wenn vorhanden): southpark
  • Wohnort: Berlin-Schöneberg
  • E-Mail-Adresse: southpark@wikipedia.de
  • Name des Projekts: [Umgang offener Projekte mit Autoren-im-Auftrag]
  • Gesamtbudget (wird im Anhang genauer aufgeschlüsselt): [mussichnochausrechnen]. 

Kurze Beschreibung Deines Projektes

“Paid editing”, das Schreiben oder bearbeiten von Wikipedia-Artikeln zum eigenen finanziellen Vorteil ist eine der großen Zukunftsherausforderungen der Wikipedia. Verfahren und Instrumentarien für den Umgang mit diesem Problem wurden im wesentlichen 2004 entwickelt und haben sich seitdem kaum verändert. Die Rahmenbedingungen und die Gestalt des paid editing hingegen hat sich in den letzten Jahren stürmisch entwickelt. Paid editing in der Wikipedia kann mittlerweile in einer Vielzahl von Formen vorkommen:

·         Autoren, die ihren eigenen Eintrag, den ihres Unternehmens, die Artikel bestimmter Produkte oder andere Unternehmensrelevante Artikel bearbeiten.
·         Mitarbeiter in Unternehmen, die während ihrer Arbeitszeit im Auftrag ihrer Arbeitgeber diese Artikel bearbeiten.
·         Manager, Pressearbeiter, Public-Relations-Manager, die im Kundenauftrag Wikipedia-Artikel bearbeiten.
·         Freelancer, die ihr Wikipedia-Wissen gelegentlich verkaufen.
·         Außerhalb des deutschsprachigen Raums kommen zunehmen “Wikipedians in Residence” hinzu, die im Auftrag von den jeweiligen Wikimedia-Organisationen und kulturellen Organisationen Artikel bearbeiten.

Der derzeitige Umgang mit diesem Problem ist in vielerlei Hinsicht disfunktional. Er führt zu Frustrationen auf allen Seiten. Die Konflikte zwischen Eingangs- und Qualitätskontrolle der Wikipedia einerseits und Autoren-im-Auftrag gehören zu den dauernden Konfliktherden in der Wikipedia. Sie haben ihre unheilvolle Wirkung beispielsweise ebenso in der Diskussion der Löschkandidation hinterlassen, wie im Umgang mit neuen Autoren.

Das Projekt soll Grundlagen zu einem konstruktiveren Umgang der beteiligten Gruppen miteinander legen. Dazu soll es einen Dialog zwischen den verschiedenen Gruppen initiieren, und ihre Protagonisten miteinander bekannt machen. Das Projekt soll umsetzungsfähige Konzepte liefern wie innerhalb der Wikipedia konstruktiv und reibungslos mit dem Grundkonflikt zwischen Qualitätskontrolle und Autoren-im-Auftrag miteinander umgegangen werden


Welches Ziel soll mit deiner Idee erreicht werden?

[Ziele No. XX, XXX, und XXXX aus dem Kompass 2020, Ziele No. Yy, Yyy und Yyyy aus dem Wirtschaftsplan 2012 und Zz, zzz, und zzzz aus dem Jahresplan 2013]


Wie verbessert, verändert oder fördert deine Idee die Wikimedia-Projekte?

[siehe oben]


Wie lässt sich messen, ob dieses Ziel erreicht wird?

Ob das Projekt langfristig dazu beigetragen hat, zu einem konstruktiveren Umgang mit paid editing zu führen, wird sich nur langfristig messen lassen. Bis zum Ende des Projektes
-          Hat ein Workshop stattgefunden, an dem Vertreter aller vier unten genannten Gruppen teilgenommen haben.
-          Existiert eine Handreichung oder ein Vortrag, mit dem das Problemfeld und mögliche Lösungen kurz, verständlich und weiterführend vorgestellt wird.
-          Ist eine Broschüre/Website entstanden, die verschiedene Standpunkte zum und Erfahrungen mit dem Thema paid editing zusammenfasst.
-          Existieren umsetzbare Konzepte, wie Wikipedia mit dem Thema paid editing in Zukunft konstruktiver umgehen kann.


Was ist die Zielgruppe deiner Idee in der Wikimedia-Welt?

Das Projekt soll diejenigen Gruppen miteinander in Dialog treten lassen, die sich bisher schon unter ungünstigen Umständen in der Wikipedia begegnen:

-          Wikipedianer der Eingangskontrolle und Qualitätssicherung.
-          Freiwillige, die im Support-Team der Wikipedia arbeiten.
-          Freiwillig und bezahlte, die im GLAM-Bereich aktiv sind.
-          Editoren, die ihre Tätigkeit bisher schon gegen Geld ausüben und ihre Auftraggeber.

Eventuell könnte es lohnen sein, Betreiber anderer Plattformen, die ähnliche Probleme haben (zB Qype, Wikitravel etc.) mit einzubeziehen.


Wie erreichst du diese Zielgruppe?

Die ersten drei Gruppen zu erreichen, stellt keine größere Herausforderung dar. Diese sind mir bekannt bzw. Schnell recherchierbar und durch persönliche Ansprache zu erreichen. Die Herausforderung liegt hierbei ganz klar in der vierten Gruppe.

Diese Gruppe läßt sich zum einen durch Öffentlichkeitsarbeit und eventuell Presseartikel erreichen. Zum anderen ist es durchaus möglich auch diese Zielgruppe innerhalb der Wikipedia zu erreichen:

Viele der einschlägigen Artikel weisen Bearbeitungsmuster auf, die deutlich auf Bearbeitungen im Auftrag hinauslaufen. Durch bereits bestehende persönliche Kontakte sind bereits weitere bezahlte Editoren bekannt. Wünschenswert ware hier die Vermittlung durch das Support-Team das ebenfalls regelmäßig Anfragen von Autoren bekommt, die im Auftrag anderer arbeiten.


Beschreibe, welche Tools, Technologien oder Hilfsmittel du für die Umsetzung benötigst.

Gewöhnliche Büroinfrastruktur (vorhanden). Einmalig Infrastruktur für einen Workshop (Räume, Netzwerk, Beamer etc.).


Wird deine Idee bereits aus anderen Töpfen gefördert? Wenn ja, aus welchen und in welcher Höhe?

Nein. Da das Problemfeld paid editing ganz unabhängig vom vorgeschlagenen Projekt in den nächsten Jahren wachsen wird, gehört die Suche nach weiteren Finanzierungsquellen für Nachfolgeprojekte zu den Aufgabenbereichen des Projekts.


Wird deine Idee weiterleben, nachdem die Förderphase beendet ist?

Ja. Das Projekt soll die Grundlagen legen für ein langfristig gedeihliches Miteinander zwischen professionellen Autoren und Projektfreiwilligen. Potenziell wird die Idee und ihre Umsetzung weiterleben so lange offene Communitys im Internet existieren.

Eine ausführliche Öffentlichkeitsarbeit während des Projekts und das Nachleben in Vorträgen und Konferenzen wird vermutlich dazu beitragen, auch andere Communitys oder Wikipedia/Wikimedia-Organisationen anderer Länder dazu inspirieren, sich diesem Thema zu stellen.


Wie nachhaltig ist dein Projekt?

Sehr. Das Problem geht eine der zentralen Zukunftsfragen der Wikipedia und anderer offener Internetplattformen an


Lässt sich deine Idee auch von anderen Zielgruppen, Orten, Projekten nutzen? Wenn ja, wie und von wem?

Die Projektergebnisse lassen sich prinzipiell von jeder offenen Community nutzen, die groß genu gist, um professionelle Bearbeiter anzuziehen. Die Lösungsansätze die hier entwickelt warden, können sicher ebenso bei anderen offenen Projekten Freien Wissens angewendet warden, die auch in die Lage kommen, für kommerzielle Anbieter wichtig zu warden.


Hast du Erfahrungen in ähnlichen Projekten? Wenn ja, welche?
Erwartest du Unterstützung (über die beantragten Mittel hinaus) von Wikimedia Deutschland während der Umsetzung deiner Idee? Wenn ja, in welcher Form?

Das Ansprechen, motivieren und miteinander verbinden verschiedenster Gruppen mit unterschiedlichen Einstellungen.   Weniger Erfahrung habe mit der Organisation größerer Workshops. Hier würde ich mich für Beratungs- und Informationsleistungen sicher auch an Wikimedia Deutschland wenden.


Wie hast du von diesem Community-Projektbudget erfahren?

Unter anderem habe ich es während einer Wikimedia-Mitgliederversammlung verabschiedet.

6 Kommentare:

M. Schmalenstroer hat gesagt…

Ein paar Gedanken dazu:

1) Wikitravel ist wohl nicht mehr lange, das kannst du im Prinzip rausstreichen. Qype ist sowas anscheinend egal.
2) Bezahltes Editieren lässt sich aufgrund der "marktbeherrschenden" Stellung der Wikipedia nicht verhindern. Jeder PR-Agent wäre blöd, wenn er nicht im Artikel zu seiner Firma rumeditieren würde.
3) Einige sind dabei cleverer, andere trampeliger.
4) Meiner Meinung nach ist bei bezahlten Edits v.a. die Transparenz wichtig. Wenn etwa das offizielle PR-Team die aktuellen Umsatzzahlen einpflegt oder einen Wechsel des CEO bringt, dann ist das ok. Beim Schönwaschen und dem Löschen von Kritik hört der Spaß auf.
5) Du hast eine interessante, denkbare Kategorie vergessen: Direkt von Wikimedia engagierte, bezahlte Autoren. Im Kern spricht nämlich nichts dagegen, einen Historiker anzuheuern, der die Geschichtsartikel evaluiert oder einen Mediziner, der die Medizinartikel überprüft. Geld dafür wäre sicherlich vorhanden.

Peter Weis hat gesagt…

Grandiose Idee. Vor allem der GLAM Bereich ist für mich bei dieser Fragestellung sehr spannend.

Wäre toll die von dir identifizierten Gruppen an einen Tisch zu bekommen und nach einer Lageeinschätzung Lösungsansätze zu entwickeln.

+1 für dein Konzept.

Regards, Peter Weis

FeliNo hat gesagt…

Zur Frage Kontext 2: Ja. Verwaltung und Nutznießung von Geld sind aus logischen (nicht moralischen) Gründen zu trennen. Zu Kontext 3: der Antrag besteht ausschließlich aus beliebig arrangierbaren (Mode-)Wörtern; im RL bekänst Du dafür von mir keinen Cent (woanders aber gewiss ganz viele Euros...;-)

dirk franke hat gesagt…

Danke erstmal für die diversen Ermutigungen, generellen Zustimmungen und natürlich erst recht der konstruktiven Kritik. Ich neige derzeit sehr dazu eine überarbeitete Version des Antrags wirklich einzureichen.

@M. Schmalenstroer,

(1) das mit Qype ist spannend. Amazon und Twitter haben das Problem ja letztlich auch und scheinen es komplett zu ignorieren. Google hingegen steckt sehr viel Energie und Geld darein, SEOs Einhalt zu gebieten und scheint doch auf dem verlierenden Ast. Aber ob man an die rankommt?

(2) Deshalb ja das Projekt. Das Editieren findet statt, ob wir wollen oder nicht. Die Frage ist halt wie.

(5) habe ich nicht wirklich vergessen. Ich war mir nur unschlüssig ob ich das Fass wirklich auch noch aufmachen soll. Gleiches gilt für "Wikipedians in Residence" in Unternehmen, die wir in 2 bis 3 Jahren vermutlich auch haben werden.

@Feli,

ob ich zurücktrete, wenn ich das einreiche, steht aus diversen Gründen außer Frage. Neben ethische, moralischen und logischen Gründen würde ich auch zurücktreten, weil ich nicht mit Fackeln und Mistgabel aus dem Amt gejagt werden möchte :-)

Der Punkt ist mehr eine Information bzw. die implizite Frage, ob das Projekt den Rücktritt kurz vor der Neuwahl lohnt.

Achim Raschka hat gesagt…

Klingt prima,

du kannst mich gern als Unterstützer eintragen und ich werde natürlich gern bei den Workshops et al. mitmachen. Die vierte Gruppe zu bekommen stelle ich mir auch als besondere Herausfordeung vor ...

Interessant fände ich natürlich deine Kalkulationen

dirk franke hat gesagt…

@Achim,

ich finde die auch sehr interessant. Wie auch einiges andere. Wobei ich mich vor der endgültigen Eintragseinreichung auch noch mal an Leute mit Ahnung - Dich zB - wenden wollte und um Rat fragen, wie man das am geschicktesten aufzieht.