Samstag, 7. Mai 2011

Sehr wohl war früher alles besser

Lyzzy hat vor nicht allzulanger Zeit hier einen Artikel geschrieben Früher war auch nichts wirklich besser, denn Es hätte einfach sein können, stattdessen habe ich mich zunächst durch Regeln, Anleitungen und Grundsätze gelesen; nein, eher gefressen. Schon 2004 war das eine Herausforderung.

Nun, da muss ich widersprechen. Einmal aus Prinzip, zum anderen, weil Lyzzy natürlich vom falschen früher spricht. Denn das andere früher liegt nach dem 1. März 2004 als der Spiegel mit einem harmlosen kleinen Artikelchen alles änderte. Und das nette, überschaubare Kuschelprojekt verwandelte sich in Stunden in eine Massenveranstaltung. (Übrigens einer der Gründe, warum ich bei Pressearbeit immer recht grundskeptisch bin..)

Seattle Center - International Fountain 12
Wikipedia am 1.1.2004 (metaphorisch)


Day of Anger protestors on water cannon

Wikipedia am 1.1.2005 (metaphorisch)


Nun waren die Kuschelstrukturen nur bedingt tauglich, um einem Massenansturm wirklich gerecht zu werden. Die Massenstrukturen waren dann eher hemdsärmlig und improvisiert und wucherten wild vor sich hin. Aber das werde ich dann ein anderes mal erzählen. Vorerst will ich ja auf das "früher" kommen. Meine eigene Ankunft war ja früh genug, dass ich noch ein letztes bisschen Kuschelatmosphäre mitbekam, und kurz genug vor dem Datum, um alle Probleme und Nachteile, die die Prä-Wikipedia hatte, nicht mehr mitzubekommen.

Also, irgendwann 2002/2003 hatte ich WP schon mal kurz entdeckt, für mich beschlossen, dass sie vor allem aus eigentümlichen Artikeln zur Systemtheorie besteht, eventuell ein paar Kleinedits gemacht, und war wieder gegangen. Das liegt alles im Nebel der Geschichte.

Auf meinen ersten "echten" Edit bin ich immr noch relativ stolz, ebenso wie auf meinen ersten Artikel. Die haben mir auch prompt eine Begrüßung durch Benutzer:Odin eingebracht (sehr prä-bausteinmäßig, einfach weil es noch keine Bausteine gab), was aber viel wichtiger war, er hat nur einen Tag später den Artikel ergänzt! Die Zusammenarbeit funktionierte. Und ich glaube da hatte es mich.

Wobei man schon ein paar Unterschiede zu Lyzzy sieht, die, obwohl nur wenige Monate auseinander, doch entscheidend sind. Sie hat sich durch Massen von Regeln gefressen, ich glaube, ich kannte ungefähr fünf Regeln als ich Admin wurde. Bei mir hat Zusammenarbeit gleich funktioniert. Was aber auch daran lag, dass es im Januar 2004 noch zentrale Themen gab, die wahllos auf der Straße lagen.

Und für den subjektiven Ausblick: ich habe Hoffnung, habe die letzten Monate den Eindruck, dass einiges deutlich entspannter läuft, und es wieder eher möglich ist, entspannter zu arbeiten. Kein Wunder, dass ich nach sieben Jahren auch prompt mal wieder Philosophie mit Foucault-Bezug schreibe. Ich fürchte aber auch es liegt daran, dass die Community eben wieder geschrumpft ist. Und ich weiss nicht, was ich auf die Dauer will: ein Großprojekt mit deutlich anderen Gesichtszügen als Wikipedia sie bisher hinbekommen hat, oder eine Kuschelgruppe, die halt nur mühselig all das aktuell halten kann, was an Artikeln da ist.

Schafschildnordstrand

Mein erstes Schaf.


Epenwöhrden schafe

Mein zweites bis zweiunddreißigstes Schaf.

4 Kommentare:

NK hat gesagt…

Zumindest bei denen, die immer am lautesten schreien, habe ich selten das Gefühl, dass mit denjenigen wertvolle Autoren verloren gehen.
Insofern sehe ich diesen Prozess ein Stück weit (nicht vollständig) auch als natürliche Auslese.
(Aus Nicht-Admin-Sicht)

poupou hat gesagt…

wie man's nimmt. wertvolle autoren gehen eben eher leise.

Sören Brandes hat gesagt…

zu den begrüßungsvorlagen aktuell: http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Fragen_zur_Wikipedia#Vorlage:Hallo

dirk franke hat gesagt…

Hm, ich bin ja in letzter Zeit mal wieder dazu übergangen, persönlich zu begrüßen und würde behaupten, dass meine Quote bei 50% liegt.

Aber eigentlich wollte ich zu "früher" noch eine andere Anekdote anbringen. Heut beim Stammtisch erzählte Martin, dass er fast zeitgleich mit mir anfing. Und sich damals ALLE Regeln ausgedruckt und an einem Abend gelesen hat. Alle 16 Seiten. Da wird man heute sehr neidisch.