Montag, 11. Mai 2015

Partizipative Jahresplanung bei WMDE (1/3)



Alpine Stone Sheep

Wikimedia Deutschland hat sich - nicht ganz ohne stupsen - dazu entschlossen, partizipativ jahreszuplanen. Dafür gibt es seit geraumen Wochen einen Vorschlag des Präsidiums. Diesen wollte ich mir mal näher anschauen und etwas dazu zu schreiben. Und da ich selbst größeren Mühen hatte, diesen Vorschlag durchzulesen und mir halbwegs eine Meinung dazu zu bilden, gehe ich mal davon aus, dass es anderen genauso geht, und habe mich für ein dreiteiliges Konzept entschieden. 

(1) Eine Zusammenfassung des Vorschlags (dieser Post)
(2) Fragen/Anmerkungen/Kritikpunkte (kommt die Tage)
(3) Einen Ergänzungs/Alternativ/Umbauvorschlag (kommt die Tage).

Aber nun zum ersten Teil:

Es liegt ein Entwurf des Präsidiums zur partizipativen Planung vor, den es erstellt hat, „damit wir uns daran abarbeiten können.“ Soweit so gut, theoretisch erleichtert es die Diskussion ja, wenn sie nicht mit tabula rasa beginnt, sondern es irgendwas gibt. Aber, nun kommt das aber, nachdem ich beim ersten Versuch es zu lesen am Verständnis (und ok, mangelnder Zeit) gescheitert bin, habe ich jetzt das freie Wochenende genutzt und tatsächlich so mit jedes-Wort-einzeln-Ansehen und mir-Notizen-machen versucht das Ganze zu verstehen. Auch dabei habe ich jetzt vor allem viele virtuelle Fragezeichen über meinem Kopf.

Ich versuche mal das Dokument zusammenzufassen:

(0)    Vermutlich: ungefähr jetzt dokumentiert die GS alle Aktivitäten des Vereins und stellt diese Dokumentation hoffentlich zur Verfügung.

(1)    Von Mitte Mai bis Ende Juni können alle möglichen Menschen irgendwie Input geben. Das präziseste was ich in der Vorstellung fand war „Es ist daran gedacht, die Inputphase zu Beginn online durchzuführen. Bereits in den Wochen bis zum Start und auch im laufenden Prozess können in Absprache zwischen Vertreterinnen und Vertretern der „Kerncommunitys“ und der Geschäftsstelle aber weitere Formate entwickelt werden, um konzentriert Fragen zu entwickeln und Antworten zu geben, die auch Real-Life-Treffen oder andere Formate nicht ausschließen. Dies kann sich dann auch am Ausmaß der Rückmeldungen orientieren.“

(2)    Aus dem Input bastelt das Präsidium irgendwie auf einem Treffen mit externer Moderationen bis Mitte Juli einen Jahreskompass – was genau der enthält und wie spezifisch er sein wird, wird mir aus dem Papier noch nicht ganz klar.

(3)    Der Jahreskompass wird dann irgendwie mit den Mitgliedern gefeedbackt und ist Ende Juli endgültig.

(4)    Ab dem Jahreskompass verläuft alles eher wie bisher und am Ende gibt es etwas fertiges was die MV beschließen muss/darf/soll.

Vor allem sehe ich eine Menge Leerstellen bisher und noch nicht wirklich klares. Auf jeden Fall werden wir bald irgendwie von irgendwem gefragt werden was wir wollen. Allerdings scheint es nach dem bisherigen Verfahren doch so zu sein, dass die Mitwirkung recht unverbindlich ist und ihr Ergebnis niemand bindet, und dass die wirklich bindenden Teile des Jahresplans wie bisher auch geplant werden.

Längerfristig:
•    Zitat: "Perspektivisch streben wir außerdem an, auch die Möglichkeiten zur Partizipation an den Aktivitäten selbst zu stärken."
•    Zitat "Der gesamte Prozess soll zudem intensiv dokumentiert und im Anschluss ausgewertet werden. Wir planen, dass diese Auswertung auch transparent erfolgt, sodass gemeinsam noch Möglichkeiten gefunden werden können, die den Prozess unserer Jahresplanung weiter verbessern."
•    Verwirrend finde ichd as Zitat: "Es entsteht der Impuls, die Budgets den Schwerpunkten zuzuordnen. Der Finanzteil wird damit als Grundlage für eine Interpretation der Schwerpunktsetzung gebraucht, die nur scheitern kann, weil sich die eigentliche Schwerpunktsetzung nicht herauslesen lässt."

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Bemerkenswert ist an diesem Dokument nur eines: wie sehr es sich bemüht, permanent klarzustellen, dass die MV/die Mitglieder/die Communitys an allen wichtigen Stellen besser nicht partizipieren sollten. Insofern ist es am ehesten ein Partizipationsabwimmeldokument.

dirk franke hat gesagt…

Ich bin mir da gar nicht so sicher - vor allem hat der Entwurf sehr viele Leerstellen und sehr viel unkonkretes.

Wobei er zwei Sachen tatsächlich hat: (a) echte Entscheidungen sollen explizit nicht durch die Mitglieder gefällt werden und (b) er impliziter zumindest stark, dass es bei Finanzen/Ressourcenverteilung auch keinerlei Paartizipation geben soll. Aber das habe ich gerade mal nachgefragt.

Anonym hat gesagt…

Das Problem ist doch, dass WMDe kein Kleingartenverein mehr ist. Es gibt einiges an Personal. Die kann man auch nicht einfach mal so entlassen, da eventuell unbefristete Arbeitsverträge bestehen. Und auch Umsetzen bringt dann eventuell eher Nach- als Vorteile. Aus einem Programmierer wird nun mal kein Ansprechpartner für Community-Anliegen.

Weitere Rahmenbedingungen, wie die Anforderungen der Foundation etc. kommen dann noch dazu.

Es wird also nicht mehr möglich sein, einfach mal so mit einem weißen Blatt Papier zu beginnen, da einfach schon etliches draufstehen "muss".

Die Frage die die Interessierten ja schon länger bewegt, ist wie man die "freien" Mittel verteilt. Mehr Softwareprogrammierung? Welche dann genau? Und was kostet das?
Mehr Förderung der Autoren? Womit Reisestipendien, Literaturstipendien, Verpflegungskosten? Wieviel brauchen wir wirklich dafür?
Welche Veranstaltungen sollen durchgeführt werden? Wer macht die Planung? Die Community oder doch die Geschäftstelle (Personalkosten).

dirk franke hat gesagt…

Ne, würde ich nicht so sehen, weil das zwei verschiedene Ebenen sind:

(1) Was kann der Jahresplan überhaupt entscheiden?

(2) Wer entscheidet dann den Jahresplan?

Das Problem dass ich tatsächlich eher im Partizipationsentwurf sehe, ist, dass er das Weiße Blatt voraussetzt - solange die Rahmenbedingungen des Plans nicht bekannt sind und von Außen vollkommen unklar ist, was entschieden werden kann und was nicht - ist es auch weitgehend unmöglich wirklich fundierte Vorschläge zu machen.

Das wäre tatsächlich eine Grundanforderung: den Jahresplan, seine Mechanismen und Grenzen mal so darzustellen, dass man als Außenstehender weiß woran man ist.