Donnerstag, 9. Dezember 2010

Wikipedia-Leaks: Ankleiderischer und packender Wollfetischismus

Wikipedia verschweigt vieles. Oft bedauert, umkämpft, gerechtfertigt etc. Während die Löschung zur Wahrung von Persönlichkeitsrechten und zur Abwehr von Werbung theoretisch noch relativ gut begründbar sind, wird es bei weiteren Themen schwierig. Oft ist es dann zu unseriös oder der Bearbeiter findet es doof oder ähnliches. Dabei sind ein paar wirklich schöne Artikel über die Jahre verschwunden, die bei mir als Leser einen tiefen Eindruck hinterließen. Damals 2004 enthielt Wikipedia noch Wissen aus erster, nicht aus Dritter Hand, der Stil war offener, das Konzept unklarer, und es ging einfach mehr. Einer der denkwürdigeren Artikel jener Zeit war Wollfetischismus. Mittlerweile auf einen Halbsatz im Fetischismus zusammengedampft, stand 2004 doch alles in der Wikipedia, was sie je zu Wollfetischismus wissen wollten.

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Wollfetischismus kommt in verschiedenen Ausprägungen und Stärken vor. Am weitesten verbreitet dürfte die Form des voyeuristischen Wollfetischismus sein, bei dem es der betroffenen Person lediglich darum geht, sich am Anblick von Strickkleidung und Personen die Strickkleidung tragen zu erfreuen. Eine andere Ausprägung ist das Verlangen und der Zwang, sich selbst in Wolle zu kleiden. Dieses Verlangen gipfelt bei einigen Wollfetischisten darin, dass sie sich in mehrere Schichten Wolle kleiden und sich danach sehnen, mit der Wolle Eins zu werden bzw. aus der Wollkleidung nicht mehr entkommen zu können.

Wie beim übergeordneten [[Fetischismus]] scheinen eher Männer als Frauen zu dieser Art des Fetischismus zu neigen. Die Ursachen des Wollfetischismus sind nicht gänzlich geklärt, könnten aber damit zusammenhängen, dass z.B. die Großmutter in der Kindheit und Pubertät immer so schöne Pullover gestrickt hat. Die bestrickte Person hat es dann entweder als sehr angenehm oder abstoßend empfunden, diese Stricksachen zu tragen.

Der ankleiderische Wollfetischismus ist eine Steigerungsform des voyeuristischen [[Wollfetischismus]]. In der Regel ist der ankleiderische Wollfetischist auch mit voyeuristischem Wollfetischismus behaftet. Dabei geht es dem betroffenen Menschen vor allem darum, sich in Wolle zu kleiden.

So ist verständlich, dass diese Art des [[Wollfetischismus]], wie auch der voyeuristische, in der kalten Jahreszeit ihren Höhepunkt findet. Menschen, die mit dem voyeuristischen- oder ankleiderischen Wollfetischismus behaftet sind, denken unter Umständen den ganzen Sommer über nicht an ihr Faible. Sobald aber der Herbst naht, bricht der Wollfetischismus wieder aus.

Eine Form des ankleiderischen Wollfetischismus besteht darin, dass der Fetischist den ganzen Winter über alle Hemden und Sweatshirts in den Schrank verbannt und nur noch Wollpullover anzieht. Manche Wollfetischisten steigern dies, indem sie zwei oder mehr Schichten Strickkleidung übereinander anziehen. In diesem Fall kommen zwei Varianten des ankleiderischen Wollfetischismus ins Spiel.

Beim offenen ankleiderischen Wollfetischismus (oA-Wollfetischismus) zeigt die Person freimütig alle Wollschichten, die sie trägt. Das kann z.B. so aussehen: Ein Rollkragenpullover, ein Pullover mit V-Ausschnitt und eine Strickjacke. Dabei scheint es dem ankleiderischen Wollfetischisten wichtig zu sein, dass alle Menschen, denen er begegnet, sehen können, wie viele Schichten Strickkleidung er trägt.

Bei der Variante versteckter ankleiderischer Wollfetischismus (vA-Wollfetischismus) kommt als äußerste Schicht immer ein dicker Rollkragenpullover zum Einsatz. Oft schaut bei dieser Variante noch ein weiterer Rollkragen unter dem Kragen des äußersten Pullovers hervor. Diese Krägen sind selten farblich voneinander abgesetzt, sondern meistens Ton in Ton. Wie viele Schichten Wolle die Person tatsächlich trägt, ist kaum zu erahnen.

Eine sehr große Rolle spielt bei allen Formen des ankleiderischen Wollfetischismus das Material. Manche bevorzugen als unterste Schicht weiche Angoraunterwäsche mit bis nahezu 100% Angoraanteil andere wiederum verzichten komplett auf ein Unterhemd oder T-Shirt und ziehen gleich einen kratzigen Pullover auf den nackten Oberkörper.

Beim ankleiderischen Wollfetischismus wurde ein Körperabschnitt bisher außer Betracht gelassen, nämlich die Beine. Oftmals tragen ankleiderische Wollfetischisten lange Angoraunterwäsche, dicke Wollstrumpfhosen oder Strickleggings aus [[Mohair]] oder [[Schurwolle]] unter der Straßenkleidung.

In manchen Fällen neigt ein ankleiderischer Wollfetischist dazu, sein Outfit durch Mützen, Schals und Handschuhe zu komplettieren.

Ankleiderische Wollfetischisten dürfen nicht mit Menschen zu verwechselt werden, die sich aus gesundheitlichen Gründen oder nur weil's Winter ist warm anziehen.

Bei allen Ausprägungen des Wollfetischismus spielt das Material und die Art der Wollkleidung eine große Rolle. Alle Kombinationen von Pullovern, Jacken, Hosen, Mützen, Schals, Strümpfen, Handschuhen und anderen Accessiores aus [[Angora]], [[Mohair]], [[Islandwolle]], [[Alpaka]] usw. sind möglich. Nur ganz selten sind Wollfetischisten nur auf ein Material und ein bestimmtes Kleidungsstück fixiert. Oft macht es die Kombination.

Im Gegensatz z.B. zu [[Lederfetischismus]] oder [[Lackfetischismus]] wurde erst in Zeiten des Internets bekannt, dass es einen '''Wollfetischismus''' gibt. Viele Betroffene äußerten sich: ''"Ich dachte immer, ich sei der einzige auf der Welt, der Sticksachen mag."'' Mittlerweile hat sich ein Markt für Wollfetischkleidung entwickelt. Auf Bestellung stricken die Anbieter auch ausgefallene Stücke aus Wolle, wie z.B. Sturmmützen ([[Balaclava]]s), Catsuits, Unterwäsche, Schlafsäcke, Pullover mit angestrickten Fausthandschuhen, Wollmonster usw.

Hier einige Ausprägungen des Wollfetischismus:

Der voyeuristische Wollfetischist erfreut sich einfach am Anblick von Strickkleidung. Da eher Männer als Frauen mit dem [[Wollfetischismus]] behaftet sind, sind es meistens Frauen in Wollpullovern oder Strickjacken, die die Blicke von männlichen Wollfetischisten auf sich ziehen. Dabei scheint das Aussehen, Alter und die Figur der Frau oftmals eine untergeordnete Rolle zu spielen. Nicht die Frau selbst ist das Anziehungsstück, sondern die Strickkleidung.

Bei den Materialien aus denen die Kleidungsstücke gefertigt sind, sind zwei Tendenzen erkennbar. Weiche Wolle, wie z.B. [[Angora]] oder [[Alpaka]] und eher kratzige Wolle wie z.B. [[Mohair]] oder [[Islandwolle]]. Dabei spielt zunächst einmal das Kleidungsstück selbst keine Rolle, bevorzugt werden jedoch Pullover und Jacken, weil diese am weitesten verbreitet sind.

Ein anderer Aspekt ist die Anfertigung und die Art der Kleidung. Sehr viele voyeuristische Wollfetischisten erfreuen sich am Anblick einer Frau im Wollrollkragenpullover, andere sehen gerne Frauen in Strickjacken, anderen wiederum ist das Kleidungsstück gleichgültig Hauptsache aus Wolle lautet die Devise. Dabei scheint es primär auch keine Rolle zu spielen, ob es sich bei dem Pullover oder der Jacke um Feinstrick oder Grobstrick handelt.

Der packende Wollfetischismus ist eine Weiterentwicklung bzw. eine Steigerungsform des ankleiderischen [[Wollfetischismus]]. Dabei bedeutet "packend" nicht, dass betroffene Personen ganz besonders vom ankleiderischen Wollfetischismus gepackt sind, sondern dass sie sich ganz dick in Kleidung aus Wolle einpacken oder einpacken lassen.

Diese Form des [[Wollfetischismus]] überschreitet auch manchmal schon die Grenze zu [[BDSM]], da [[Sadomasochismus]] und [[Masochismus]] oftmals eine Rolle spielen. Der packende Wollfetischismus wird in der Regel hinter den eigenen vier Wänden ausgelebt.

Die packenden Wollfetischisten ziehen sich selbst oftmals fast bis zur völligen Bewegungsunfähigkeit Strickkleidung Schicht um Schicht übereinander an. Meistens alleine, öffnen sie ihren Kleiderschrank und ziehen so lange Pullover um Pullover und Strickhose um Strickhose an, bis dies ohne fremde Hilfe nicht mehr geht. Auch wird an Accessoires wie Mützen, Schals, Kniestrümpfen und Handschuhen nicht gespart. So verpackt verbringt der packende Wollfetischist oftmals Stunden, bis er sich total verschwitzt und glücklich wieder aus seinem Cocon schält.

Oftmals geht die packende Wollfetischismus auch mit dem Wunsch einher, gefesselt zu werden. Da Selbstfesselungen (Selbst-[[Bondage]]) in solch einer Verpackung sehr schwer möglich sind, bleibt es oftmals beim Versuch. Das größte Glück einer mit dem packenden Wollfetischismus behafteten Person scheint es zu sein, sich aus eigener Kraft nicht mehr aus der Verpackung befreien zu können.

Und noch eine kleine Anmerkung für Wikipedianer: der Artikel hatte mal einen Löschantrag von Dickbauch, den dieser selbsttätig wieder zurückgezogen hat. Selbst so etwas ist vorgekommen.

6 Kommentare:

Superbass hat gesagt…

Ich mochte immer den inzwischen gelöschten Artikel "Dendrophilie", der die sexuelle Zuneigung zu Bäumen beschrieb:

"Dendrophile können sich von den fleischigen Ausbuchtungen und der glatten Rinde - etwa einer Buche - angezogen fühlen und so durch eine als archaisch sexuelle Urkraft empfundene Libidoregung zu geschlechtsverkehrsähnlichen Handlungen an dem Baum verleitet werden."

Ich habe bis heute keine Ahnung, ob es so etwas wirklich gibt, aber die Beschreibung allein ist so schön, dass man es ansonsten erfinden müsste.

dirk franke hat gesagt…

^Na super. Und jetzt hab ich den ganzen Tag das Bild im Kopf wie sich ein in Wollschichten und kaum bewegungsfähiger Mann an einer Buche reibt.

Marcus Cyron hat gesagt…

Achwas. Schlimm sind nur die gelöschten Klabusterbeeren in der Baumwolle.

dirk franke hat gesagt…

Wobei ich bei den Klabusterbeeren ja immer den Eindruck hatte, dass den Artikel die innere Liebe fehlt.

Marcus Cyron hat gesagt…

Diese Bilder...

Anonym hat gesagt…

Ich habe einen Fetisch, der sehr in die Richtung Wollfetisch geht. Mich turnen Pullis mit Raglanärmeln an. Am besten aus fein gestricktem Merino direkt auf der Haut. Ein wichtiges Detail sind die Abnäher welche die Raglannath säumen. Ein Rollkragen- oder Turtleneckpulli in dieser Art, beschert mir das grösste Vergnügen. Als Bisexueller freue ich mich mich bei Frau und Mann über diesen Anblick. Allerdings nur bei Frauen und Männern die ich auch ohne meinen Fetisch attraktiv finde. Ich kann auch Sex ohne meinen Fetisch geniessen. Allerdings nicht in der gleichen Intension. Da in der Öffentlichkeit nicht oft diese Art von Pullies in Erscheinung treten, Kleider ich mich selbst damit ein und onaniere darin. Wenn ich eine Sexualpartnerin oder Partner habe, bitte ich sie darum einen meiner Pullis anzuziehen. Bis jetzt fanden es alle, vielleicht etwas speziell, aber durchaus angenehm. Mittlerweile hat sich dieser Fetisch etwas gewandelt. Es können auch langarmshirts aus Baumwolle oder Synthetisches mit Raglan Ärmeln sein. Besonders gefallen mir dabei die zweifarbigen. Also die wo die Ärmel eine andere Farbe als der Rumpf haben. Ich vermute, dass ich diesen Fetisch in früher Kindheit entwickelte. Als mich meine Mutter auf den Armen hielt und ich sehr nah die Struktur der Abnäher ihrer Ärmeln des Wollpullies vor Augen hatte. Das wohltuende Gefühl der mütterlichen Geborgenheit, die angenehme Haptik ihres feinen Wollpullies und der visuelle Aspekt der Raglanabnäher vereinten sich (Synthese) und bildeten meinen Fetisch fürs ganze Leben aus. Ich hoffe mit meinem Beitrag etwas Licht ins Dunkle, zur Entstehung eines Fetisch dieser Art bringen zu können, oder gebracht zu haben. Ergänzend ist noch zu erwähnen, dass mich mein Fetisch in keiner Weise im Alltag beeinträchtigt.