Samstag, 14. August 2010

Was wollt ihr denn? Schinken-Omi!


Ist Papier schon reaktionär? Oder nur in dieser Form? Linus Volksmann, seines Zeichens aus Spielhöllen- Komm-Küssen-Fanzines-Fame, Romanbekanntheit und aus Intro-Unfame hat mal wieder ein echtes Fanzine gemacht. Mit Prittstift, lustigen Comicausschnitten, einer beigelegten CD und natürlich einem Tocotronic-Interview.

Schinken-Omi scheint also alle Genreanforderungen zu erfüllen. Bashing gegen Liebhaber tiertodbehafteter Nahrungsmittel ("Irgendwann ist Krieg, mein "Freund", und dann stehen wir nicht auf derselben Seite), Fankarten, Facebookanekdoten und vor allem einem langen Hörspiel ohne Hören. Zum Lesen geradezu. Eine ehemlige Jugendbande, GRAS, reunioniert sich. Unschwer zu erkennen sind die Helden von TKKG deren Eindringen in ihre Kindheit weder Felix Scharlau noch Linus Volksmann der TKKG-Gruppe je verziehen haben. Die Ü30-Jugenddeketive hangeln sich durch einen Fall voller Selbstzweifel, absurden Situationen und geschickter Fallen. Zwielichtige Gestalten locken sie in dunkle Keller während die Jugendlichen sich mit den Problemen des gesetztes Alters herumplagen. Manchmal erinnernd an Stephen Kings "Es" (das letzte Viertel) ist alles ganz anders geworden als man damals nach dem Bettelmönchen-aus-Atlantis-Hörspiel vermuten konnte. Sehr unterhaltsam und an sich das beste Fanzine seit 2000. Stilecht war auch die CD komplett unhörbar. Und wie es sich für ein stylistisch am Punk orientiertes Heft gehört: komplett reaktionär. Aber ich wäre von Linus enttäuscht wenn dem nicht so wäre.

Bei Schinken-Omi zu Haus.

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