Freitag, 9. Februar 2018

Schwimmen Israel: Akko, Argaman Beach

Herbst in Israel. Wir chillen bei entspannten 26 Grad Lufttemperatur. Die Wassertemperatur liegt in ähnlichen Bereichen. Die Israelis baden nicht mehr. Denn es ist ja kalt. Nur noch die hartgesottenen kälteunempfindlichen Extremschwimmer halten sich am Strand auf.

Die Strände und ihre Einrichtungen befinden sich in Auflösung. Während in Tel Aviv gerade ganze Strände zwecks Umgestaltung abgetragen werden, sind die Anlagen in Akko noch offen, aber deutlich am Zusammenpacken. Als Mitteleuropäer wirkt manches in Israel unerwartet.

Andererseits: wir befanden uns an einer Traumlage bei bestem Wetter an einem nahezu leeren Mittelmeerstrand. Die Konfrontation mit dem Ungewohnten nehme ich gerne auf mich.



Akko liegt im äußersten Norden Israels. Die Grenze zum Libanon befindet sich in Laufweite. Die Stadt liegt am nördlichen Ende der Bucht von Haifa auf einem Felsvorsprung in diese Bucht hinein.

Felsen und Bucht eignen sich als natürlicher Hafen, so dass Akko seit Jahrtausenden besiedelt ist. Der Argaman Beach selbst ist nach der purpurnen Farbe benannt, den die Kanaaniter einst aus Schnecken gewannen. Eine prägende Blüte erlebte die Stadt mit den Kreuzzügen. Über den Hafen Akkos reisten die christlichen Pilger schon vor den Kreuzzügen ins Land. Die Kreuzritter bauten die Stadt dann zu einer Festungsstadt - der Festungsstadt - aus.

Hier hatte der Ritterorden der Johanniter (jetzt: Malteser) seine große Zeit. Die Festungsanlage von Akko ließ jede europäische Burg der Zeit wirken wie die Schwimmhalle Hohenschönhausen im Vergleich zu den Londoner Olympiaanlagen von 2012.



Kein Wunder, dass die Ritter vom Heiligen Lande in Europa nicht den besten Ruf hatten. Zu einer Zeit, in der die anderen Ritter im Dunkeln auf klammen, zugigen Burgen in Wales saßen und mühsam den Kamin anheizten, saßen die Kreuzfahrer in einer sonnenbeschienenen gigantischen Festung, hatten Zugang zu Seide, Gewürzen und Zucker. Das warme Meer brachte Fische direkt an den Strand.


Während wir nun weit entfernt davon waren Kreuzzüge durchzuführen oder Festungen zu errichten, freuten wir uns der Sonne und des warmen Wassers und betrachteten versonnen die große mittelalterliche Festung sowie die etwas neuere Moschee und die Altstadt.

Akko erlitt das Schicksal einiger bedeutsamer Städte. Der wichtigen Häfen im Heiligen Land wurden im Laufe der Zeit Haifa und Jaffa. Akko blieb weitgehend unverändert. Einzig die Festung diente noch einige Jahrhunderte als Gefängnis. Die meisten Staatsgründer Israels saßen hier einmal in britischer Haft.

Die Altstadt Akkos weist immer noch ein historisches Gepräge auf. Haifa hingegen wuchs und wuchs. Akko und sein Argaman Beach sind Teil des durchgehenden Siedlungsraums Haifa. Nicht weit entfernt vom Strand liegen Einkaufszentren, Schnellstraßen und neue Wohnbebauung. Am Strand ist davon wenig zu merken. Hier stehen einfache Strandbauten und der Blick geht auf die Altstadt Akkos.

Anlage


Argaman Beach ist der Strand mit der besten Aussicht, an dem ich je war. Liegt man doch in der Bucht von Haifa. Wir schauen rechts in der Nähe auf die mehr als pittoreske Altstadt von Akko. Links, leicht hinter Dunst verschleiert, liegt der Berg Karmel, an dessen Hängen sich Haifa empor zieht. Direkt vor den eigenen Augen liegt das ein oder andere dekorative Frachtschiff in der Ferne auf Reede, rechts steht ein einsamer Fels mit altem Wachturm mitten im Wasser.



Argaman Beach ist einer von mehreren öffentlichen Stränden, die nebeneinander an der Bucht von Haifa liegen. Dieser Strand ist vielleicht 200 Meter lang. Rechts und links trennen ihn Zäune von weiteren Stränden. Der linke Strand wird ebenfalls als Badestrand benutzt, der rechte/nördliche gehört zu einer Surf- und Segelschule, deren Zöglinge den pittoresken Ausblick vorteilhaft ergänzten. Zum Strand gehören ein Umkleidehäuschen, ein Lifeguard-Häuschen und einige Unterstände gegen die Sonne.

Umkleiden / Duschen


Es war in Auflösung begriffen. Die obligatorische israelische Sicherheitskontrolle war schon nicht mehr besetzt. Ob es normalerweise eine Eintrittskontrolle gibt, wurde uns nicht klar. Wir kamen einfach so an den Strand. Am Umkleidehäuschen betätigte sich ein Mann mit Bohrmaschine. Eine Umkleide immerhin war frei. Die war sachlich eingerichtet: Plastikbänke, weiß-gelbe Wände und das war’s.



Die Duschen: uns verfügbar und nicht von Wintereinmottung betroffen: die beliebte Freiluft-Vierfachdusche. Am Strand stehend, oben ein Kreuz aus Wasserleitungen. Um Wasser bekommen, muss man an einer Kette ziehen. Das Wasser ist, glaube ich, nominell kalt, d.h. nicht beheizt. Allerdings war Ende Oktober auch kaltes/ungeheiztes israelisches Wasser noch lauwarm bis warm.

Obwohl das alles übrigens im Nicht-mehr-wirklich-Betrieb lief, war es ebenso blitzsauber.

Strand


Es war tatsächlich mein erstes Baden im Mittelmeer und so kann ich wenig vergleichen. Madame allerdings versicherte, dass dies  ein typischer Mittelmeerstrand ist, wie er sein sollte. Feiner, leicht gelblicher Sand. Die Sonne verursacht mehr Probleme als Regen, so dass dort Sonnenschutz aufgestellt wurde und kein Wind- oder Regenschutz.

Der Sandstrand verläuft mit sanftem Gefälle ins Meer, so dass man elegant ins Wasser gehen kann. Das Wasser ist klar und warm. Die Wellen kommen sanft und direkt frontal auf die Küste zu ohne jede Seitenströmung. Ein Klischee.



Fast unerträglich klischeehaft wurde es dann noch aufgrund der Aussicht aus dem Wasser. Diese mittelalterliche Festung mit Moscheetürmen - fast erwarteten wir eine Gesangsgruppe aus dem Wasser auftauchen, die einen Disney-Hit anstimmt und Märchenwesen durch die Luft fliegen.

Hätten wir nicht noch ein gewisses Besichtigungspensum für den Tag eingeplant und die Altstadt Akko sehen wollen, ich hätte am Argaman Beach auch problemlos den ganzen Tag und den nächsten und den übernächsten auch noch verbringen können. Immerhin, irgendein beißendes Vieh im Wasser, das es auf Madame abgesehen hatte, brachte uns wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.


Publikum


Es ist so eigenwillig. Draußen herrschen 26 Grad. Strahlende Sonne. Eine leichte Brise weht, das Meer hat weit mehr als 20 Grad Wassertemperatur. Bedingungen, für die die Tourismusverbände Sylt oder Büsum morden würden. In Israel allerdings ist dies das Saisonende. Das ist viel zu kalt.



Der nebenliegende Strand hatte offensichtlich schon geschlossen, unser Strand war auch nur begrenzt aktiv und die Anwesenden waren spärlich. Bei diesen Bedingungen gehen anscheinend nur noch die härtesten Israelis ins Wasser. Dementsprechend war auch das Publikum: außer uns keine Badenden, sondern primär Schwimmer, gerne auch die alten Männer, die überzeugend so wirkten, als würden sie auch bei 15 Grad Wasser noch jeden Tag aus Prinzip schwimmen gehen.

Gastronomie




Gastronomie am Strand ist Ende Oktober nicht-Existent. Nicht einmal befand sich dort etwas, das so aussah, als wäre es im Rest des Jahres gastronomisch nutzbar. Der Strand nebenan hatte etwas, das sich Restaurant nannte, aber auch schon im geschlossenen Wintermodus war.

In Akko liegt mit „Uri Buri“ das angeblich beste Fischrestaurant Israels. Uns fehlte die Zeit, nennenswert andere Fischrestaurants zu testen. Aber Uri Buri allein lohnt schon fast den Flug nach Israel.

Fazit


Könnte ich, würde ich hier im März ein Zelt aufstellen, und dann bis Mitte November dableiben.

Sonstiges


Dann kam das jüngere Pärchen mit einer Art Thermo-Picknickkorb, das in voller Bekleidung an den Strand. Sie gingen zur Aufsicht, drückten dieser den Korb in der Hand. Einer der Schwimmmeister stieg auf sein Stand-Up-Paddle-Board und paddelte etwa 50 Meter hinaus bis zur Grenze des Schwimmbereichs. Tauchte etwas ins Wasser. Paddelte zurück. Und gab den beiden wieder ihren Thermo-Picknickkorb zurück.

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Auf  der anderen Seite Israels badet es sich ganz anders und die Sonne scheint noch viel mehr: in En Bokek am Toten Meer.

Alle Iberty-Posts zum Thema Schwimmen und Baden liegen unter: Schwimmbäder nah und fern. Rückblick und Ausblick.


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