Montag, 17. Januar 2011

Flugzeugmontag: Kein Wikipedia über den Wolken

Wer kennt es nicht, das fröhlich-lockende "Chicken or Pasta?" der Lufthansa-Stewardessen? Nun sind beide Optionen nicht besonders schmackhaft und ein elfstündiger Flug bei enggestellten Sitzreihen und alten Röhrenmonitoren mit Disney-Trickfilmen trägt nicht gerade zur Kundenbindung bei. Also hat sich das deutsche Luftfahrtunternehmen etwas Neues einfallen lassen, das denn auch kräftig beworben wird: Wi-Fi an Bord von Transatlantikflügen. Nun, hab ich mir gedacht, buche ich also mal wieder Lufthansa. Bei Air France ist das Essen besser, bei allen amerikanischen oder asiatischen Fluglinien der Service freundlicher, aber Wikipedias Unterhaltungsprogramm mit "Beobachungsliste" und "Löschkandidaten" könnten das für einen eingefleischten Wikipedianer locker kompensieren.

An Bord dann die grosse Enttäuschung: keine der von mir befragten Lufthansa-Angestellten wusste von Flügen, auf denen es Wi-Fi gibt. Eine hatte zumindest schonmal von der Werbung gehört, "aber keine Ahnung, ob das schon irgendwo installiert ist." Was bleibt, ist allein der Frust, das schlechte Essen und die schon wohlbekannte Enge des Sitzes.

Mein guter Rat, liebe Lufthansa: wenn ihr das nächste Mal etwas ausprobiert, dann bewerbt das nicht dick, sondern nennt es Machbarkeitsstudie. Ansonsten verliert ihr auch noch den letzten Rest an Sympathie, der mir nach "Eihm sorrie, bat wie dohnt häff Tschicken änniemoar" übriggeblieben ist.

5 Kommentare:

dirk franke hat gesagt…

Das Leben im Jet-Set der Foundation hätte ich mir jetzt irgendwie, hm, glamoröser vorgestellt, so.

sebmol hat gesagt…

Damit scheinst du nicht allein zu sein. Dass da alle Economy fliegen, regelmäßig Bus und Bahn fahren und unterwegs in durchschnittlichen Hotels übernachten, kann sich der eine oder andere wohl nicht vorstellen. Ich frage mich ehrlich, woher es kommt, dass etwas anderes erwartet wird.

Anonym hat gesagt…

Nuya, auch mir wurde für den SF-Trip nicht die erste Klasse gebucht und das Hotel am Rand von Chinatown war gut auch ohne zu viele Sterne - der Service incl. Adapterstecker vorbildlich und der tätowierte Mensch am Thresen grundsympatisch.

Allerdings hatte ich beim Hinflug "Beef or Chicken" und nur beim Rückflug konnte ich Pasta wählen (British Airways) - dafür bekam ich dann aber den Soder-Gepäckservice: Der Koffer kam 5 Tage später in Erftstadt an als ich, dafür frei Haus ;O)

poupou hat gesagt…

es gibt halt leute, die auch bei einem transatlantik-trip sagen werden, konnte der nicht bei der mitfahrzentrale anrufen?...

dirk franke hat gesagt…

sebmol,

aus dem ärmel geschüttelt:

(1) der wikipedianer an sich hat einen (selten eingelösten) anspruch calvinistischer arbeitsethik und kein stilempfinden. selbst fuer den fall, dass seine wohnung dekoriert ist, ist das unter büchern, papieren und kabeln (in der reihenfolge) vergraben. der verein nun wiederum hat einen hang zu veranstaltungen in repräsentativen, gestylten wesenheiten, in denen noch nie eine arbeit ausser "kontaktpflege" stattfand - das ist an den wikipedianer eine ansage von "wir verschwenden geld fuer unwichtigen krimskrams."

(2) derselbe grund, warum sich immer alle über parlamentarier-diäten aufregen, egal wie hoch die sind. kein vertrauen: man sieht, dass viel geld reinkommt und kriegt dann sehr vage, unbestimmte auskuenfte, wofuer es rausgeht.

(3) wenn man die gesamte infrastrukture (rechner, netz, regale, telefon etc.) selbst bezahlt, bücher kauft, kamera kauft, kopien bezahlt, bibliotheksgebühren bezahlt, reisen selbst organisiert und bezahlt, selbes für recherche für ort - dann ist auch economy, bahn schon ein gewaltiger sprung nach oben - zumal der umsonst-teil das eigentlich produkt schafft und der economy-bahn-teil das nette beiwerk.