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Montag, 1. August 2016

Schwimmbäder nah und fern: Centro Sportivo, Omegna

Schwimmbäder sind schön. Eine deutsche Errungenschaft besteht darin, das Land flächendeckend mit Schwimmbädern überzogen zu haben. Schwimmnbäder sind ein Ort für Alle, ein Ort für Bewegung, Spiel und Überraschungen. Schwimmbäder geben einen guten Einblick, wie Menschen sinnvoll ihre Freizeit verbringen. Als Liebhaber von Schwimmbädern werde ich dieses Blog nutzen, um einen Überblick über große und kleine Schwimmbäder zu geben: Becken, Menschen, Duschen, Kaffee und sonstige Annehmlichkeiten. Schwimmen kann man nicht nur außerhalb Deutschlands, sondern auch in Italien. Als letzter Post der kleinen Italien-Exkursion nun auch der Beweis, dass in Italia nicht nur Strände, sondern auch echte Hallenbäder existieren.



Das Centro Sportivo ist ein Hallenkomplex am Rande von Omegna und liegt auf dem schon beschriebenen Gelände des Strandes. Zu sagen, das Centro wäre außergewöhnlich, wäre Untertreibung. Italienisches Design, vor allem Design der 1960/1970er, erweckt oft den Anschein, als könne mensch damit zum Mond fliegen. Dieses Schwimmbad allerdings wirkt so, als wäre es schon auf dem Mond gewesen und dann irrtümlich auf der Erde gelandet. Das Schwimmbad als Raumkapsel.



Gebäude

Was soll ich sagen: drei Mondkapseln – zwei große Mondkapseln mit Hallenbad beziehunsgweise Basketball/Volleyballfeld sowie eine kleine Mondkapsel für Judo/Ringen/Turnen - stehen auf einer Wiese. Verbunden sind diese durch einen kleineren Zwischenbau, durch den auch der Eingang zum Strand erfolgt und in dessen Inneren sich eine kleine Bar befindet. Die Deko weist schon darauf hin, dass es sich hier um ein Sportbad handelt: die örtlichen Schwimmvereine Tecri Nuoto und Omegna Nuoto  haben viele (Tecri) beziehungsweise wenige (Omegna) Banner und Poster im Eingangsbereich aufgehängt.

Im Kassenbereich eine Vielzahl von Zetteln und Hinweisen, mal ausgedruckt mal handgeschriebene. Immerhin entnehmen wir ihnen, dass die Stadt vor den Schwimmen noch den Erwerb einer Badekappe gesetzt hat – im Bad herrscht Badekappenpflicht und im Urlaub haben wir keine dabei – aber auch das erfolgt einfach und komplikationslos und sehr freundlich und ich bin nun im Besitz einer schicken italienischen Badekappe in blau.




Umkleidekabinen/Duschen

Spannend. Auch wenn das Centro von Außen schon etwas alt und durch die Jahre mitgenommen wikrt, ist drinnen alles funktional und schlicht, aber funktioniert bestens und ist gepflegt. Für Duschen und Fön muss man Geld bezahlen (1,60€ für 8 Nutzungen), dafür kriegt man eine Art Bändsel aus Plastik, das man in einen Automaten schiebt und dann wird ein Teil abgeknipst. Die warmen Duschen laufen länger als wir Geduld hatten auf das Ende des warmen Wassers zu warten.

Für die Schränke braucht man ein eigenes Schloss, das man in Vorrichtungen in den Schränken einhängen kann. Wobei ich mir angesichts des Publikums nicht vorstellen kann, dass im Centro in den letzten 10 Jahren überhaupt geklaut wurde.

Interessant am Rande: deutsche Schwimmbäder weisen deutlich und vehement mit vielerlei Schildern darauf hin, dass mensch zum Duschen die Badekleidung ablegen soll. In diesem italienischen  Schwimmbad hängen ähnlich vehement formulierte Schilder, die klar machen, dass es komplett verboten ist, sich irgendwo außerhalb der eigenen Umkleidekabine unbekleidet aufzuhalten. Das schließt auch die Duschen ein. Ein Schild, das ich mir ehrlich gesagt auch für die alten exhibitionistischen Männer im Wilmersdorfer Stadtbad wünschen würde.

Und nun fragten wir uns: da deutsche Bäder ja darauf bestehen, dass man duscht, während die Italienier Geld für das Duschen verlangen – wie sorgen sie dafür, dass nicht alle Menschen den Straßendreck mit ins Bad nehmen? Durch die Autowaschanlage! Der Weg von Umkleidekabine zum Becken führt durch einen schmalen Gang, der von links- und rechts-oben noch mal kältliche Duschen hat, die durch eine Lichtschranke ausgelöst werden. Wenn man das nicht kennt und nicht erwartet – wie ich zum Beispiel – steht man da plötzlich mit einem sehr nassen Handtuch in der Mitte des Ganges.

Schwimmhalle

Space-Age meets Pantheon. Das Bad ist eine Kuppel. Zum Strand/See hin ist eine Glaswand, die den Blick auf See und Berge erlaubt, der Rest besteht aus einer Betonkuppel. Im Bad existiert noch eine Tribüne, die vom Eingangsbereich aus erreichbar ist ohne dass man Kartenkontrolle, Duschen oder ähnliches passieren müsste.

Die Halle hatte sieben oder acht Bahnen, alle abgeleint. Die Bahnen selbst waren 25 Meter lang, das Becken war überraschenderweise nicht rund, sondern rechteckig. An den Enden konnte ich auf Zehenspitzen stehen, der Mittelteil war tiefer.  Am Rande des Beckens stand und lag diverses Sportequipment. Die Bandenwerbung für örtliches Gewerbe weist auch darauf hin, dass hier öfter Sportveranstaltungen mit Publikum stattfinden.

Das Wasser selbst hatte einen offensichtlich niedrigen Chlorgehalt. Meine Augen haben selten so wenig gereizt auf Hallenbadwasser reagiert.

Gastronomie

Hatte geschlossen als wir da waren. Die Bar am Strand macht allerdings Hoffnung.

Publikum

Sportler. Von den sieben Bahnen waren gerade drei für Kurse abgesperrt , auch die anderen Anwesenden wirkten so als gingen sie sehr regelmäßig und mit sportlichem Ehrgeiz schwimmen. Die üblichen am Beckenrand-Hänger, Reha-Treiber und hilflos auf dem Rücken liegenden Personen waren nicht vorhanden. Das Am-Beckenrand-hängen haben wir dann übernommen. Irgendjemand muss es ja machen!

Ansonsten: man kennt sich. Bei den Bahnen gibt es eigentlich Schilder welche Bahnen gerade frei sind und welche nicht. Diese wurden allerdings erst aufgestellt kurz nachdem wir – als offensichtlich komplett Ortsfremde – gekommen waren. Bei den anderen Schwimmern war wohl davon auszugehen, dass sie eh Bescheid wissen.

Öffnungszeiten / Preise

5,20€ für Erwachsene. Ziemlich genau Berliner Preise. Im August geschlossen, im Juli jeden Vormittag und jeden zweiten Abend offen, im Frühsommer jeden Vormittag und jeden Abend offen.

Sonstiges

Sollte das Weltende jemals kommen, werde ich nach Omegna fahren und darauf hoffen, mit dem Hallenbad wieder zurück zum Mond fliegen zu können.




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