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Freitag, 2. September 2016

Raupe, grün, Rose

"Raupe, grün, Rose" taugt nicht als Google-Suchbegriff. Auch "Raupe, ringelig, brauner Kopf" bringt nichts. Eindeutige Ergebnisse: Nichts. Oder um genau zu sein: die Frage bringt sehr viele Ergebnisse. Zu viel. Die Zahl der grünen Raupen übersteigt erheblich die Zahl der grünen Schmetterlinge und die Bildersuche zeigt viele Varianten von grün, Raupen, Rosen, Ringeligen - und dennoch nicht die Gesuchte.



Also taucht in unserem Kleintierzoo mal wieder die Frage auf: was ist dieses grüne Tier? Hat es etwas mit dem großen Löchern in der Rose zu tun? Ich muss sagen: Mit jeder Pflanze mehr, die wir versuchen am Leben zu halten, steigt meine private Ablehnung gegenüber Vegetariern und steigt meine Anerkennung gegenüber fleisch- und insektenfressenden kleinen Tierchen. Das grüne Wesen scheint Vegetarier zu sein. Das kostet Sympathiepunkte. Aber was ringelt denn nun? Weiß es das Falterbuch? Eine Falterbestimmungsseite? Nein!





Dann doch noch einmal genau hingeschaut und Poupou hatte den Einfall: das ist gar keine Raupe. Eine Larve ist es. Denn jede Raupe ist zwar eine Larve, nicht jede Larve aber eine Raupe. Beim grünen Rolldings handelt es sich um ein Insekt im Jugendstadium, deshalb eine Larve. Wäre es ein Schmetterling, wäre die Larve auch eine Raupe. Es handelt sich aber nicht um einen Schmetterling sondern um eine Wespe.

Bei genauerer Betrachung ist die grüne Raupe keine Raupe sondern eine Afterraupe, die - einer Raupe sehr ähnliche - Larve der Pflanzenwespe. Diese besitzt zwischen Brust- und Bauchbein nur ein einziges freies Segment,während die Raupen mindestens zwei freie Segmente mit sich herumtragen. Zudem haben die Larven hier acht Beinpaare, Raupen hingegen höchstens sieben. Was mir sagt: nächstes mal Beine zählen, dann suchen wir nicht vergeblich nach Raupen.



Es ist mal wieder eine Wespe. Und mal wieder handelt es sich nicht um eine Deutsche Wespe (das Schwarmwesen mit der Freude am Kuchentisch), sondern um einen Einzelgänger: die Rosensägewespe (Allantus cinctus). Die wiederum gehört zu den echten Blattwespen (Tenthredinidae), was wiederum eine Familie der Pflanzenwespen ist: oder anders gesagt: es gehört zur großen Gruppe der Wespen, die nicht aussehen wie Wespen oder Bienen (Wespentaille) sondern eher fliegenden Ameisen ähneln.

Wikipedia kennt das Tier überraschenderweise noch nicht, obwohl es sich doch schon seit langem in Gärtnerkreisen einer merklichen Unbeliebtheit erfreut und selbst mit Kurzeinträgen in den Lexika des 19. Jahrhunderts auftaucht.

Ein einschlägiges Rosenforum informiert mich "Die Larven halten sich mit Vorliebe auf der Blattoberseite auf und obliegen dort ihrer Fraßtätigkeit." Ansonsten beschäftigt sich die einschlägige Fachliteratur vor allem mit der Vernichtung der Tiere (Absammeln, wenn die Lage katastrophal wird Pflanzenschutzmittel, beim Rosenschnitt vermeiden längere abgeschnittene Triebe stehen zu lassen, in denen die Wespe ihre Eier legt) und dem Hinweis, dass es der Rose nicht so gut tut, wenn sie Löcher in den Blättern hat. Außerdem darf der Hinweis nicht fehlen, dass die Wespe - wie alles was freiwillig bei uns im Garten lebt - trockene und warme Standorte liebt.


Curled Rose Sawfly caterpillar - Fehéröves levéldarázs hernyója - Allantus cinctus (15253574972)
Nicht aus unserem Garten. Aber was für ein Foto. Die Ansicht im Original lohnt. Foto: Curled Rose Sawfly caterpillar - Fehéröves levéldarázs hernyója - Allantus cinctus. Von: Benjamin Balázs Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0 Generic

Wie die meisten Wespen sind auch die Rosenblattwespen schwarz und recht klein (7 bis 10 Millimeter), und leben solitär. Auffallend scheint mir bei den ausgewachsenen Tieren der weiße Ring am Hinterleib zu sein, der auch für die Alternativbezeichnung "Weißgegürtelte Rosenblattwespe" verantwortlich ist.

Die Wespen hier sind, wie die Schmetterlinge, meist damit beschäftigt sich zu verpuppen und zu fressen. In Deutschland machen sie das gleich zweimal. Während die Urwespe im April/Mai larvierd und Rosen frißt, schafft es deren Nachkommin dann im Juli/August sich zu entwickeln und dort weiter zu fressen, wo die Mutter aufgehört hat. Dann wird ein Ei gelegt und die Wespe verschwindet.

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