Mittwoch, 28. Juni 2017

Alltagssport in der DDR

Die DDR war eine Sportnation. Medaillengewinner bei Olympischen Spielen wurden verhätschelt. Erfolgreiche Sportler waren für DDR-Verhältnisse Superstars. In das Training und die Unterstützung der Leistungssportler flossen nicht unerhebliche der knappen Mittel des Staates.

Die Sportnation DDR definierte sich über den Spitzensport. Aber wie sah es mit Alltagssport aus? Wer weiß darüber? Alltagssport gab es in der DDR natürlich auch. Wenn auch weder unter dieser Bezeichnung, noch als Breitensport, sondern als Freizeit- und Erholungssport. Von Spoitfunktionären wenig geliebt, aber doch vorhanden. Insbesondere von unten immer wieder gewollt und gewünscht, durch den organisierten Sport bestenfalls hingenommen.



Eher zufällig fiel mir das Buch „Alltagssport in der DDR“ (Hg. Von Jochen Hinsching, Meyer & Meyer Verlag 1998, Band 6 der Reihe „Sportentwicklungen in Deutschland“) in die Hände. Ein Aufsatzband irgendwo zwischen Sportsoziologie und Erfahrungsbericht. Einige Überblicksartikel zum DDR-Freizeitsport an sich (Politische Bedingungen, so vorhanden emprische Zahlen), einige Einzelaufsätze (Sportabzeichen, Sportfeste in Leipzig), einige Erfahrungsberichte (frühe Karateszene, der Rennsteiglauf von den ersten Anfängen bis zum Masseneignis). 

Ein Buch im Spannungsfeld, das irgendwie noch nicht so hundertprozentig den sozialwissenschaftlichen Gestus drauf hat, aber auch zu trocken ist als Erfahrungsschilderung. Größtenteils eine theoretisch reflektierte Erinnerung der Beteiligten. Seien wir ehrlich, insgesamt eher dröge zum Lesen. Aber nicht unspannend.

Donnerstag, 22. Juni 2017

Qualle blau Nordsee gefährlich?

Blaue Nordseequallen sind nicht gefährlich. Sie nesseln und brennen ein wenig. Das ist weniger schlimm als bei Brennesseln. Wenn dieser Effekt stört, oder wenn jemand allergisch reagiert, sollte die Haut mit Essig oder Rasierschaum einsprüht werden. Dass das Ganze mit einer stumpfen Kante (Plastik-Karte, Rückseite eines Messers) abschaben. Auf keinen Fall sollte die Stelle mit Süßwasser behandelt werden. Süßwasser setzt mehr Gift frei.

Gefährlich kann es werden, wenn die Nesseln ins Auge geraten. Deshalb gilt es beim Tauchen in der Nordsee: Augen zu oder eine Schwimmbrille tragen.

Jellyfish - geograph.org.uk - 185481
Bild: Jellyfish. Close up, von: Gary Rogers Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic

Wie es geschah



Früher Juni, Dithmarschen, Nordseeküste, Pfingsten, strahlender Sonnenschein, Wind. Am Büsumer Hauptstrand brechen sich die Wellen. Das Wasser hat entspannte 16 Grad, die Luft schon fast 20 Grad. Eine Frau in Mütze, Schal und Daunenjacke schaut uns skeptisch an, als wir ins Wasser steigen.


Die Flut läuft noch etwa eine halbe Stunde. Die Wellen überspülen bereits die Einstiegstreppe. Wir wandern, wandern, wandern. Watt ist Wanderland, selbst wenn das Wasser bis an den Strand reicht. Die Küste ist flach. Ein paar Zentimeter Wasser unter dem Bauch müssen ja sein. Irgendwann dann Längslange ohne dabei den Boden zu touchieren.

Wir ziehen einige Schwimmzüge. Dank Wellen und Strömung ist unklar, ob es jetzt vorwärts oder rückwärts geht. Das Wasser ist kalt, angenehm und salzig. Und es brennt. Nanü? Brennen auf der Haut? Fühlt sich an wie Brennesseln.


Brennesseln? In der Nordsee? Wohl kaum. Vielleicht Quallen? Kenne ich nur von der Ostsee. Später dann, wieder an Land: Madame erzählt, dass sie das zum Brennen gehörige Tiert auch gesehen hat: es war blau.

Dienstag, 20. Juni 2017

Schwimmbad Berlin-Friedrichsfelde. Zu Besuch in der Schwimmhalle Sewanstraße

Ein Lieblingsbadkandidat. Auf jeden Fall über Monate hinweg konsistent das freundlichste Schwimmbad in ganz Berlin.

Nanü. Eine recht neu gebaute Ostberliner Schwimmhalle und der Weg führt gar nicht durch Neubaublöcke und breite Straßen, sondern eher durch alte Alleen, an alten Industriegebäuden, kleinen Mehrfamilienhäusern und größeren Villen vorbei. Nebenan liegt der Tierpark.

Die Schwimmhalle liegt an der Grenze zwischen Friedrichsfelde und Karlshorst, wo sich schon Anfang des 20. Jahrhunderts eine Berliner Villengegend befand.



Die Schwimmhalle kriegt gerade noch die Kurve – sie liegt natürlich doch am Rande eines  Neubaugebietes, das sich dann Richtung Tierpark erstreckt. Tatsächlich sind es keine zehn Minuten Fußweg bis zu dem Zoo. Für interessierte gibt es hier noch einen Pfad zu den Plattenbauten mit durchaus informativen Infotafeln zum Ostberliner Neubaugebiet an sich und den einzelnen Plattenbautypen.

Donnerstag, 15. Juni 2017

Volksschwimmhalle DDR. Die Typenbauten A, B, C und D.

Ihr kennt das Problem: Man steht in Ostberlin vor einer Schwimmhalle und fragt sich: B, C oder D? Welcher Typenbau einer DDR-Volksschwimmhalle ist es? Die 1970er und die angrenzenden Jahrzehnte waren das Goldene Zeitalter des deutschen Schwimmbadbaus in Ost und West. Auf beiden Seiten der Grenze trug der Typenbau maßgeblich dazu bei, dass neue kommunale Schwimmbäder und Schwimmhallen entstanden. Erstmals bot sich den Deutschen eine flächendeckende Versorgung mit Hallenbädern..

Westberlin baute zwischen 1974 und 1984 das Kombibad in verschiedenen Varianten. Die DDR begann früher mit dem Typenbau und endete später mit diesem. Sie frönte seit den 1960ern bis zu ihrem Ende dem Schwimmbad-Typenbau in vier Evolutionsstufen von A bis D. Sie hielt noch nach ihrem Ende durch, da die letzten „DDR-Typenbauten“ Anfang der 1990er, bereits nach der Wende, fertig gestellt wurden.

„Schwimmhalle“ steht drauf. Aber welche ist es?


Die Typen sind auf den ersten Blick recht ähnlich. Die Bäder selbst sind oft durch zwischenzeitliche Modernisierungen und Sanierungen nur bedingt als identische Bäder zu erkennen. Aber der Schwimmbadfreund möchte wissen wo er ist. Ob er vordem Typ Anklam steht oder es der Typ Berlin 83 ist.Sie möchte erkennen was an der Gestalt des Bades noch original ist und was einer späteren Sanierung geschuldet.

Generell ist die Informationslage über Schwimmbad-Typenbauten schlecht: Bücher über Bäder werden von Architekturfans geschrieben und bei denen stehen 70er-Typenbauten noch in einem schlechten Ruf. Mein Standardwerk über die Berliner Bäder fertigt die Typenbauten nur am Rande ab, hat ungewöhnlich viele inhaltliche Fehler in jenem Teil des Buches und noch nicht einmal bemerkt, dass B und C zwei unterschiedliche Typen sind. Berlin und seine Bauten beschränkt sich zum größten Teil darauf, den Typenbau an sich zu verteufeln ohne auf Details einzugehen.

Schwimmer würden das anders sehen. Aber Schwimmer schreiben im Normalfall keine Texte über Gebäude - nicht einmal über Schwimmbäder.

Dienstag, 13. Juni 2017

Schwimmbad Hemmingstedt. Schwimmen im Freibad an der Nordsee.

Ein Bad, dass ich einfach mag. Das Freibad in Hemmingstedt ist weder schwimmerisch besonders spektakulär noch hat es großartige Liegewiesen, Beachvolleyballfelder, 50-Meter-Becken oder sonst etwas herausragendes. Aber es ist eines dieser kommunalen Schwimmbädern bei denen ich von vorne bis hinten den Eindruck habe, dass alles stimmt. Die Anlage ist schön gestaltet, die Kabinen/Duschen sind für ein Freibad im Top-Zustand, die Leute - sowohl Besucher wie Angestellte -  verhalten sich ausnehmend nett und das Wasser ist warm genug um nicht zu bibbern. Kommunale Schwimmbäder wie ich sie mir wünsche.


Hemmingstedt liegt in Dithmarschen, nicht unweit der Badeorte Büsum und Sankt Peter Ording. Die Nordsee ist nah, aber dank Watt, Modder, Ebbe und Flut und Strömungen nur sehr eingeschränkt beschwimmbar.

Sonntag, 4. Juni 2017

Schwimmbad Berlin: Tiergarten, Stadtbad

Eine einladende Atmosphäre versprüht dieses Bad nicht. Es trägt ein schweres historisches Erbe. Denn seinem Bau fiel das älteste Bad Berlins zum Opfer. Von außen wirkt das Stadtbad Tiergarten verbaut, von innen dringend sanierungsbedürftig und dieses allüberallige Braun macht mich depressiv. Dennoch: wenige Berliner Bäder wecken so viel Lust auf das Schwimmen. Ich habe lange nicht mehr solche Strecken geschwommen wie hier im Bad.



Das Stadtbad Tiergarten ist das vorletzte Westberliner Bad. Gebaut 1984. Danach entstand nur noch das Wellenbad am Spreewaldlatz 1987. Und in diesen drei Jahren fand die Wende im Schwimmbadbau statt, die bis heute anhält: Tiergarten (1984): 50 Meter Bahn, ein Nichtschwimmerbecken. ein Sprungbecken. Spreewaldbad (1987): über zwei Etagen, verwinkelt mit sieben Becken, Wellenbad, Sprudeldings und Plätscherdöngs.