Mittwoch, 15. Februar 2017

Schwimmbäder nah und fern: Sportbad an der Elster, Leipzig

Schwimmbäder sind schön. Eine deutsche Errungenschaft besteht darin, das Land flächendeckend mit Schwimmbädern überzogen zu haben. Schwimmnbäder sind ein Ort für alle, ein Ort für Bewegung, Spiel und Überraschungen. Schwimmbäder geben einen guten Einblick, wie Menschen sinnvoll ihre Freizeit verbringen. Als Liebhaber von Schwimmbädern werde ich dieses Blog nutzen, um einen Überblick über große und kleine Schwimmbäder zu geben: Becken, Menschen, Duschen, Kaffee und sonstige Annehmlichkeiten. Heute: das Sportbad an der Elster, Leipzig 

Leipzig. Stadt, in der ich einige Jahre lebte und trotzdem nie im Schwimmbad war. Ach, Leipzig. Schön warst du, gastfreundlich, und überhaupt extrem freundlich; sonnig, quirlig, kulturell aktiv, abwechslungsreich und voller Abenteuer. Nur irgendwie ohne brauchbares Schwimmbad.

Nur einmal einige Jahre früher bei meinem ersten Leipzig-Besuch, kam ich in den Genuß eines „Wannenbads mit Seife“ im historischen Stadtbad. Die anderen Bäder sahen von Außen seltsam aus und hatten irgendwie auch nie offen. So ist die Stadt Leipzig eine der Lieben meines Lebens, nur mit den Schwimmbädern hat das nie geklappt. Das Stadtbad hat 2004 den Betrieb aufgegeben, das ebenfalls historische Westbad ist mittlerweile ein Verantstaltungsort in Privatbesitz.

Seit meinem Wegzug vor einigen Jahren scheint sich aber auch Einiges zum Positiven hin geändert zu haben. Der Website nach zu urteilen, machen die Bäder mittlerweile einen ordentlichen Eindruck, haben akzeptable Öffnungszeiten und ich erkenne sogar ein System dahinter. Leipzig verfügt über flächendeckend aufgestellte Nachbarschaftsschwimmhallen (die dann auch „Nord“, „Süd“, „Nordost“ etc. heißen), ein Familien/Plantschbad mit langen Öffnungszeiten (die „Grünauer Welle“) und ein echtes Sportbad mit 50-Meter-Bahnen und intensiver Nutzung durch Vereine und Schulen. Letzteres besuchte ich.



Das Sportbad wurde 2008 neu gebaut. Davor befand sich an diesem Standort die „Schwimmhalle Südwest“. Wie bei den meisten Leipziger Bädern handelte es sich bei der SH Südwest um einen DDR-Typbau: „Typ Anklam“(1) Das neue Sportbad dient dem Sport, verzichtet also auf jegliches Wellness-Tüdelü. Soweit ich herausbekam, hat das Bad im sehr weitem Umland die einzigen 50-Meter-Bahnen. Das ist ein Problem, weil alle potenziellen 50-Meter-Schwimmer natürlich in dieses eine Bad wollen.

Gebäude


Das Bad liegt auf einem kleinen Hügel am Rande des Flusses Weiße Elster. Drumherum ist viel vor allem Park und Grün, vorbei führt eine vierspurige Straße mit Straßenbahnschienen in der Mitte. Das Bad besteht auf zwei Teilen: einer Schwimmhalle im Osten und daneben einer Umkleide/Dusch-sonstiges Halle im Westen. Die Schwimmhalle ist höher und innen mit schickem Holzdach versehen. Der Übergang ist – ähnlich wie auch im Sportbad Marzahn beispielsweise – im Schwimmbereich selbst. Das heißt: Der Beckengang auf der Westseite, die Bänke dort, etc. gehören noch zum Umkleide-Hallen-Teil. Sichtbar ist das am Holzdach, das halt nur das Becken, nicht aber den westlichen Beckengang überspannt. Ein kleiner Kniff, der aber überraschend elegant wirkt.

Sportbad an der Elster bei Open Street Map © OpenStreetMap contributors, made available under the terms of the Open Database License (ODbL).

Die Halle wirkt von der Eingangsseite her etwas abweisend-verschlossen. Der Eindruck ändert sich sofort, wenn man im großen, hellen Foyer mit dem einladenden Tresen steht und dazu noch eine große Glasfläche mit Sicht zum Becken hat. Hier kann man nett auf die schwimmende Verwandtschaft und Bekanntschaft warten.

Umkleiden/ Duschen


Bereits im Eingangsbereich hängen mehrere Schilder, die darauf hinweisen, dass man keine Münzen oder Karten für den Schrank braucht. Und tatsächlich, der Schlüssel ließ sich einfach so ohne Pfand abziehen. Fast schon spektakulär. Man betritt einen längeren Gang, von dem drei Bereiche (weiß, rot, blau) abgehen. Der erste Eingang in die Kabinen rechts war für Männer gekennzeichnet, weiter schaute ich nicht. Wie genau die Leipziger zwei Geschlechter auf drei Farben aufteilen, habe ich dann nicht mehr ergründet, Weiß/Mann war ausreichend für mich. Auf der Rückseite der Kabinen liegt wieder so ein langer Gang mit Farbkennzeichnungen, dann erst ging es zu den Duschen.

Dazwischen die Kabinen – Sammelumkleiden mit je zwei Einzelkabinen, die Aufteilung kenne ich sonst so vor allem aus sanierten Ostberliner Bädern. Auf den Schränken Holzfurnier. Das ehemalige „Werfen-Sie-eine-Münze-ein“-Fach am Schrank ist mit Paketband abgeklebt.

Faszinierend die Duschen, die so ein Art Fototapete hatten. Also natürlich war das Bild auf Fliesen angebracht, aber die Längswand sah so aus als Stände man vor mehreren kleineren Wasserfällen. Das obligatorische Schild erklärte recht wortreich, dass man in fünf Minuten 300 Millionen Bakterien verliert.Vor Begeisterung über das Schild haben die Leipziger den Text dann auch noch einmal auf ihrer Website wiederholt.

Schwimmhalle


Acht Fünfzigmeterbahnen. Das reicht vollkommen, um mich glücklich zu machen. Alle Bahnen geleint, Startblöcke auf beiden Seiten, an der Wand eine kleine Anzeigetafel. Neben dem Becken lagen zwei Wasserballtore, am Beckenende waren Netze zur Seite geschoben, die im Falle eines Falles die Wasserbälle aufhalten können.

Das Nichtschwimmerbecken ungewöhnlich-erfreulich groß.

Die Becken selbst bestand aus Metall und war noch in sehr gutem Zustand. Auffallend ist die Decke, die im Innenbereich aus Holz besteht (laut Architekten gut für den Lärmschutz und natürlich auch feuchtigkeitsbeständig) und mit einer ziemlich spektakulären Balken/Metallkonstruktion eingehängt ist. Ich traue ja Holz in Nassräumen nicht, aber wenn das auf die Dauer hält, ist den Bauherren in Leipzig Großes gelungen.

Die große Fensterfront an der Flussseite erlaubt den Blick bergab – das Bad liegt ja auf einer kleinen Anhöhe – auf einen kleinen Grünstreifen am Ufer der Weißen Elster. Den Fluss selbst kann man selbst im Winter hinter all dem Grünzeug eher erahnen als sehen.


Publikum


Sportler. Nicht alle im Leistungsniveau, aber alle gut und konzentriert am Schwimmen. Selbst die wenigen anwesenden Kinder waren richtig gut. Madame Poupou erzählte noch von dem Kind – einen Tick größer als der Startblock – das mühsamst auf Knien ebenjenen Startblock erkletterte, aber von dort aus dann gekonnt ins Wasser sprang.

Gastronomie


Ein Süßigkeitenautomat. Kaffee (frisch gebrüht und selbst gemacht) verkauft die sehr freundliche Dame am Tresen. Ausnehmend freundlich blieb sie, obwohl ich meinen Kaffee 10 Minuten vor Schluß bestellte. Ein großes Kompliment an das Bad.

Preise / Öffnungszeiten


4 Euro für eine Stunde, 5 Euro für zwei Stunden. Wir kamen knapp 90 Minuten vor Ende und ich musste nur noch vier Euro bezahlen.

Geöffnet zum Frühschwimmen, sonst  Mittwochs 15 bis 22 Uhr, Freitags 12 bis 15 Uhr und am Wochenende bis 16 Uhr.

Die Öffnungszeiten fand ich für ein echtes Sportbad eher luxuriös, aber quasi der einzige Kommentar, den ich in auf den einschlägigen Bewertungsseiten über das Bad lese, ist Aufregung, darüber, dass es nie offen ist. Leipziger, ihr seid verwöhnt.


Sonstiges


Von den kommunalen Bädern Leipzigs, ist das Sportbad mit knapp 270.000 Besuchern im Jahr 2015 das mit Abstand das beliebteste Bad der Stadt. Da allerdings ein Großteil der Besucher Schüler sind – die als solche ja nicht freiwillig kommen  - habe ich gewisse Zweifel an der Aussagekräftigkeit der Statistik.

Was mich überraschte: Design und Gestaltung wirkten in sich sehr durchdacht und stimmig, so als wüsste jemand ziemlich genau, was er machte. Während allerdings Schwimmbäder mittlerweile nur noch von spezialisierten Schwimmbadbauern gebaut werden, scheint es hier das erste Schwimmbad überhaupt des zuständigen Architekturbüros gewesen zu sein. Die anderen Referenzen sind eher anderes: Berufsschule, Wohnanlage, Amtsgericht etc. 

Literatur zum Bad gibt es auch noch, von mir aber nicht gesichtet: "Sportbad an Der Elster in Leipzig - Oase Für Schwimmer Und Wasserfreunde." Sport-, Bäder-, Freizeit-Bauten 48.5 (2008): S. 29-33.

Angesichts des Aufsatz-Titels würde ich mal vermuten, dass der Text nicht übermäßig kritisch sein wird.

Fazit


Voll war's. In Leipzig und Umland gibt es zu wenig 50-Meter-Bahnen und hier staut es sich. Aber sonst: ein ziemlich perfektes Bad. Leipzig, meine Liebe, jetzt auch inklusive Schwimmbädern.

Anmerkungen


(1) Soweit ich recherchieren konnte der Vorgänger von “Typ Bitterfeld“, der dann durch „Typ C“ ersetzt wurde).

Und der Hinweis. Die Zusammenstellung aller Schwimmbadposts auf Iberty: Schwimmbäder nah und fern: Rückblick und Ausblick


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das neue Logo gefällt mir nicht. Was war falsch am alten?

dirk franke hat gesagt…

Mir gefällt das neue auch noch nicht, aber bei Blogger das Logo wechseln ist überraschend nicht-trivial. Das alte war, nun ja, halt alt, und ich dachte, ein wenig Wechseln schadet nicht.