Sonntag, 20. Dezember 2015

Schwimmbäder nah und fern: Stadtbad Schöneberg, Hans-Rosenthal, Berlin

Schwimmbäder sind schön. Eine der echten Errungeschaften Deutschlands ist es, das Land flächendeckend mit Schwimmbädern überzogen zu haben. Ein Ort für alle, ein Ort für Spannung, Spiel und Überraschungen. Schwimmbäder sind spannend und geben einen guten Einblick darin, wie Menschen sinnvoll ihre Freizeit verbringen. Als Liebhaber von Schwimmbädern werde ich dieses Blog nutzen, um einen Überblick über große und kleine Schwimmbäder zu geben: Becken, Menschen und drumherum.

Den Auftakt macht quasi mein derzeitiges Heimatbad: das Stadtbad Schöneberg in Berlin.

Berlin schoeneberg stadtbad 25.11.2013 11-49-03

Gebäude:

Eigentlich ein recht spannender Bau: ein für Berlin und die Zeit typischer 1920er-Backsteinbau. Die großen Becken liegen im Obergeschoss mit Blick auf einen kleinen Park und die Umkleidekabinen im Erdgeschoss. Schon ein etwas eigenwilliges Gefühl, wenn man beim Umziehen weiss, dass gerade das komplette Becken über einem ist. Mehrfach innen umgebaut und dabei leider etwas verbaut. Von dem recht spannenden Gebäude und schönen Gebäude bekommt man drinnen kaum etwas mit und man muss schon sehr genau darauf achten, um zu merken, dass man nicht in einem austauschbaren Zweckbau ist.

Becken: 

Ein großes Becken mit 25-Meter-Bahn und 3-Meter-Sprungbrett, Kinderbecken, kleines Außenbecken, ein paar Whirlpools und eine Rutsche. Recht ordentlich, aber nicht außerordentlich. Whirlpools und Solebecken sind quasi immer voll, das Außenbecken hat zu meinen Badezeiten meistens geschlossen. Bonuspunkte gibt es für das vergleichsweise warme Wasser.
  
Umkleidekabinen/Duschen:

Duschen nett: warm, gut zu bedienen und generell nett eingerichtet. Umkleidekabinen okay, 200er-Stil in milchigem Plastik, die Gestaltung zwingt einen aber lange Gänge entlang. Deutliche Minuspunkte dafür, dass das mit dem Türen ab. und aufschließen nie so richtig funktioniert und extra Minuspunkte dafür, dass hier die "passen-Sie-auf-Diebe-auf" Warnungen selbst für Berliner Verhältnisse recht ausgeprägt sind - die Schließfächer aber im beckenbereich liegen. Sprich: man muss erstmal seine kompletten Wertsachen in Badehose durch die Gegend tragen und dann mit in die Dusche nehmen, wenn man sie nachher wegschließen will. Das System ist nicht ausgereift, 

Publikum:

Typische Schöneberger Mischung. Tendenziell jünger (so 4 bis 40), tendenziell nichtdeutscher Herkunft, überraschend viele Menschen, die tatsächlich schwimmen können. Oft sind Kurse von Meerjungfrauen-Apnoetauchen für kleine Mädchen bis zu Schwimmlernkursen für Erwachsene, auch daher ist das Publikum recht abwechslungsreich.

Restauration:

War mal drin. War okay. Muss nicht wieder sein.

Preis: 

7,50 Euro. Der Berliner Preis für besonderer Schwimmbäder. Mit den 2 Euros Extra bezahlt man für Warmwasser, Rutsche und Whirlpools.


Und sonst:

Meines Wissens als einziges der Berliner Bäder mit einem Namen versehen: Stadtbad Hans-Rosenthal. Der Moderator Hans Rosenthal hat hier Schwimmen gelernt. Mit 25, nachdem es ihm vorher als Juden in NS-Deutschland nicht erlaubt und möglich war. Endlich mal eine Benennung mit Sinn und Verstand und Würde.

Empfehlenswert?

Dafür, dass das Bad eigentlich nichts besonderes hat, sind 7,50 Euro schen ein recht steiler Preis. Andererseits: das Wasser ist warm, das Publikum angenehm und das Bad an sich ein nettes.


3 Kommentare:

Denis hat gesagt…

Wolfgang Müller hat in "Subkultur Westberlin 1979 - 1989" sehr schön davon erzählt, dass das Bad bis weit in die 80er Jahre noch rege im ureigentlichen Sinne einer hygienischen Anstalt genutzt wurde. Im Obergeschoß gab es Duschen und Badewannen für all jene, die ohne Bad o.ä. im damals noch recht ranzigen Schöneberg wohnten. Später wurde der Teil des Bades dann aber geschlossen, angeblich ist er baulich aber noch unverändert und in den Badewannen lagern heute Akten.

dirk franke hat gesagt…

@denis Den Badewannenteil glaube ich ja unbesehen. Sei es weil in Leipzig in den frühen Neunzigern noch selbst ein "Wannenbad mit Dusche" im Schwimmbad genossen habe, oder Prenzlauer Berg Mitte der Neunziger kenne. Auch dort war das örtliche Schwimmbad die einzige Möglichkeit, irgendwie sauber zu werden. Und den Aufnahmen Schöneberg aus den achtzigern nach, war fließend heiß Wasser dort auch noch laneg nicht in jedem Haushalt vorhanden.

Aber ich habe mal heute den Besuch zur Ortsinspektin genutzt, und bin mir nicht sicher, wo die Wannen sein könnten. Aus der Schwimmhalle hat man in jede Richtung Fenster - da kann es nicht sein. Im Eingangsgebäude der dritte Stock wäre möglich - das sieht mir von der Gestatltung und Lage aber tatsächlich so aus, als wäre es von Anfang an Büros gewesen. Die Seitenflügel in der Schwimmhalle hätten sich angeboten - da wo heute Restaurant/Kiosk auf der einen Seite und die Whirlpools auf der anderen Seite sind. Aber vielleicht sollte ich einfach mal den Bäderbetrieben mailen.

Denis hat gesagt…

Mailen klingt nach einer guten Idee, aber ich frag vorher mal Wolfgang. Das Mailen könnte man sich ggf. für ein Knorke mit Badehose aufheben ... Frohes Neues!