Donnerstag, 16. Juni 2011

Wikipedistik: wie fühlt man sich so als Mutantenfliege?

Vorgestern hatten wir mit Wikimedia-De einen recht angeregten und fruchtbaren Austausch über die Zukunft des Zedler-Preises - schlagt mich, wenn ich bis Dienstag immer noch nichts drüber geschrieben hab, anyway, während des Gesprächs beschwerten sich diverse Leute, dass Wikipedia-Forscher eh immer dasselbe forschen: gerne kriegen sie raus, dass Spaß und Gute-Taten die 20-40-jährigen männlichen Wikipedianer begeistern. Das stimmt, dazu gibt es mittlerweile Studien im Sonderverkauf.

Aber nicht nur: Dank des Signposts kann ich hier einfach mal kurz auf den Eingang diese Woche verweisen. Ich fasse ihn jetzt einfach mal zusammen:

In der aktuellen Ausgabe bespricht er "eine Auswertung von 4 Millionen Diskussionsseitenbeiträgen", Kurzergebnis: auch nicht-Admins übernehmen Führungsrollen; die Studie "was denken andere über Wikipedianer"; Kurzergebnis: ".. an unflattering picture [where Wikipedians] are 'geeky' or 'nerdy,' technologically adept, unkempt, unhealthily obsessive, and absorbed with online life" - ich möchte darauf hinweisen, dass ich zwar ungekämmt bin, was sich aber bei 5mm-Haaren auch kaum ändern lässt.

Den üblichen "wer-sind-Wikipedianer"-Artikel gibt es natürlich auch. Spannender: eine statistisches Modell, welche Artikel wohl Edit-Wars anziehen. Um den Sinn von "Measuring Hyperlink Distances zu verstehen" muss ich dann wohl doch die Studie lesen.

Eine weitere Studie gibt xkcd recht. Wie sehr achten Leser auf Belege? "only 6 of the 23 participants noticed that the references were not related to the topic of the article in the low-quality condition. However, 17 participants indicated that they had paid attention to the references"

Der Signpost zitiert eine Diss: Andrew Famiglietti argues that Wikipedia "was shaped by an ideal I call, 'the cyborg individual,' which held that the production of knowledge was best entrusted to a widely distributed network of individual human subjects and individually owned computers. I trace how this ideal emerged from hacker culture in response to anxieties hackers experienced due to their intimate relationships with machines."

Und ebenfalls dem Signpost, wenn auch seinem Twitter-Account verdanke ich den Hinweis auf ein neues Journal: Critical Studies in Peer Production, das natürlich nicht ohne weitere Wikipedistik auskommt.

Ich zitiere dann einfach mal fröhlich den Signpost weiter, der irgendjemand zitiert: "Wikipedia is the Drosophila of social software." Und wie fühlt man sich so als Mutantenfliege, liebe Wikipedianer?

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Manchmal glaube ich, ich bin der einzige, der auf Wikipedia-Quellenangaben klickt. Langsam werde ich müde, tote Links und falsch zitierte Quellen zu löschen.

Anonym hat gesagt…

Na, immer langsam - Drosophilas sind nicht grundsätzlich Mutanten ...

aschmidt hat gesagt…

@Anonym: Ein großes Problem. Obwohl ein nicht unerheblicher Teil der Community mit der Qualitätssicherung beschäftigt ist, reicht es immer noch nicht. Und wenn wenige Benutzer Quellen prüfen, so bedeutet das noch lange nicht, daß sie entbehrlich wären.

dirk franke hat gesagt…

Achim,

aber soweit ich weiß sind die unmutierten doch wissenschaftlich uninteressant, oder?

Anonym,

och, also meine falsch angegeben Quellen werden leider viel zu oft gefunden ;-)