Samstag, 30. April 2011

Sozialwissenschaften. Umgepflügt durch Datenmengen.

Philipp Birken kündigt eine Revolution der Soziologie an, ohne es zu merken. Er hat neben einen spannenden Text zu Paradigmen in der Wissenschaft geschrieben: Ein viertes Paradigma der Wissenschaft.

Ich versuche mal den lesenswerten Post sehr kurz zuzusammenzufassen: Paradigma 1: Kucke die Welt an und beschreibe sie: also sowas wie die Erklärung einer Mondfinsternis etc. Paradigma 2: modelliere das ganze mathematisch genau. Also: Planetenbahnen, Vorhersage von Mondfinsternissen etc. Paradigma 3: Wenn die Mathematik nicht mehr für genaue Ergebnisse reicht, führe Computersimulationen mit ungefähren Ergebnissen durch: Klima und Meteorologie wären da ein bekanntes Beispiel. Paradigma 4 wäre es jetzt mit gigantischen Datenmengen anzufangen, und Computer nach Mustern suchen zu lassen. Ein Verfahren, dass ich auch als paradigmatischen Wandel begreifen würde, und das vor allem auch die Soziologe und ähnliche Wissenschaften von Grund auf verändern könnte.

Wie schon nicht unrichtig beschrieben, haben die Sozialwissenschaften bisher gewisse Probleme mit ihrer mathematischer Modellierung. Das nun wiederum liegt meines Erachtens an zuvielen Daten, beziehungsweise an mangelnden Experimenten. Die Wissenschaften leiden am verschärften Meteorologieproblem: es ist nahezu unmöglich, einzelne Faktoren zu isolieren, und die unübersichtliche Faktenlage der Welt soweit zu reduzieren, dass sie für mathematische Modelle handhabbar wird. Versucht man dies - zB in der neoklassischen Wirtschaftswissenschaft - kommt man zu tollen Formeln, die mit der Wirklichkeit wenig zu tun haben. Versucht man hingegen die Wirklichkeit zu betrachten, scheitert man an der reinen Masse einwirkender Faktoren. Oder anders gesagt: entweder ignoriert man die Wirklichkeit unmathematisch und dementsprechend vage, oder man beschreibt etwas mathematisch, was mit der sozialen Wirklichkeit wenig zu tun hat.

Wie nun jeder Sozialwissenschaftler mit ein bißchen Herz für Methodik weiß, sind alle Versuche, dem Problem beizukommen, eher unbefriedigend. Da wiederum bietet die Computersimulation Ansatzpunkte, da sie größere Datenmengen beherrscht und eine Methodik bietet auch mit ungefähren Ergebnissen arbeiten zu können. Und erst recht bietet das durch-die-Daten-Pflügen echte Potenziale. Endlich mal Methoden, die nicht die - in Sowis - unmögliche Reduktion auf wenige Faktoren verlangen, sondern in der Lage sind, die Welt in ihrer Komplexität zu begreifen. Wenn die Sozialwissenschaften merken, was da an Potenzial ist, ich tippe so auf das Jahr 2030, wann das passieren wird, werden wir da noch eine echte Revolution sehen.

2 Kommentare:

Demosthenes hat gesagt…

Ich bin enttäuscht. Wo sind die Katzenbilder? :-(

dirk franke hat gesagt…

Katzen gibt es hier ja eher nicht. Aber dafür viele Traktoren.